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580. Kunstauktion des Dorotheums

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Die 580. Kunstauktion des Dorotheums (18. bis 21. Juni) bringt eine Kollektion von Gemälden alter Meister, die in Qualität und Vielfalt der künstlerischen Provenienz nicht nur den heimischen Kunstfreund befriedigt, sondern auch dem nach den hohen Ansprüchen des internationalen Handels urteilenden Auslandsinteressenten gerecht werden kann.

Ein Frühwerk von Max Reichlich ist der kleine Hausaltar mit der Beweinung Christi im Mittelbild, dem Christophorus und der Anna- selbdritt auf den Flügeln, der als hervorragendes Beispiel der spätgotischen Malerei in Österreich besondere Beachtung verdient.

Außerordentlich wichtig ist das kleine Gemälde von Francesco Bas- sano mit der Wunderheilung am Teich von Bethesda, da von dieser Komposition bisher keine Originalfassung festgestellt werden konnte.

Der in seiner Klause inmitten von Folianten studierende Hieronymus ist ein WerK des Bologneser Leonello Spada, großartig in seiner monumentalen durchaus caravaggesken Konzeption.

Marco Riccis große Landschaft mit der Opferung Isaaks stammt aus dem Fitzwilliam Museum in Cambridge, wo das Bild auch im Katalog von 1902 noch als Salvator Rosa verzeichnet wurde.

Magnascos farbige Landschaft mit den Mönchen am Ufern des Meeres bildet einen weiteren Höhepunkt unter den Bildern der italienischen Schule. Das in der großen Monographie des Künstlers von Benno Geiger veröffentlichte Gemälde stammt aus der Sammlung Marchant Townshend und war dann im Besitz der Galerie Silbermann, New York.

Unter den Niederländern verdient der Einzug Noahs in die Arche von Jan Soens besondere Erwähnung, da hier der aus Hertogenbosch stammende Manierist, der am Hofe zu Parma tätig war, eine als Kupferstich verbreitete Kompositionsidee von Marten de Vos verwendete.

Eine geradezu moderne Bildform entwickelt Adriaen van Utrecht in dem Gemälde „Der Wildbret- und Geflügelhändler“, indem er Tiere, Vögel, Früchte und eine Porträtstudie ganz einfach aneinanderreiht und gar nicht erst um ein kompositionelles Arrangement bemüht ist.

Moyarts monogrammierte Bekehrung des Saulus ist ein wichtiges Werk aus der Spätzeit des Künstlers, in dem sich vor allem in der Betonung dramatischer Lichteffekte der Einfluß Rembrandts nachweisen läßt.

Pieter Wouwermans signierte Szene von einem Marketenderzelt entstand sicher in der Zeit des Pariser Aufenthaltes des Künstlers, da die Standarte und die Fahnen französische Farben zeigen.

Ein kleines Juwel aus der späteren Breughelnachfolge ist J. B. v. d. Mei-

rens vielfigurige Szene vor dem Tor einer Hafenstadt mit dem Aufbruch einer vornehmen Reitergruppe zur Falkenjagd.

Die große Landschaft mit Szenen aus Benediktslegende von J. J. Hartmann stammt aus dem Kloster Bene- diktbeuren, wo man das Bild Alessandro Magnasco zuschrieb.

Zum erstenmal bringt eine Auktion in Wien ein wichtiges Bild des Genfer Malers Pierre Louis de La Rive, dessen Spätwerk von nach der Natur gezeichneten Motiven für die Schweizer Landschaftsmalerei eine bahnbrechende Bedeutung besitzt.

Johann Dallingers wohl in den späteren zwanziger Jahren des 19. Jahrhunderts entstandenen Vedute mit der Karlskirche und der Technischen Hochschule ist ein für Wien höchst wichtiges Bilddokument und zeigt in der malerischen Gestaltung noch deutliche Bezüge zur klassizistischen Manier, wie sie vor allem in Venedig in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entwickelt wurde.

Das 1825 datierte Bildnis einer Baronin Rothschild von dem in Frankfurt tätigen Moritz Daniel Oppenheim repräsentiert die schönste Qualität des deutschen Biedermeier, während Winterhalters „See von Annecy mit der Abtei Haute- combe“ aus dem Jahre 1839 eine der seltenen Proben der großartigen Landschaftskunst dieses hervorragenden deutschen Porträtmalers darstellt.

Erhöhte Aktualität besitzt Adalbert Stifters stille Landschaft mit dem Bergsee aus 1837 gerade in diesem Jahr, das anläßlich der hun- dertsen Wiederkehr seines Todes, tages, diesem großen Künstler besondere Beachtung widmet.

Anton Hansch hat mit seinem Blick von der Hütteneckalm aus 1839

nicht nur dieselbe Szenerie festgehalten wie Waldmüller in seinem berühmten Gemälde, sondern er erreicht mit diesem Hauptwerk auch eine Qualitätshöhe, die dem Vergleich mit seinem großen Konkurrenten durchaus standhält.

In der Reihe der in den letzten Jahren in der Dorotheergasse gezeigten wichtigen Werke von F. G. Waldmüller verdient der Rosenstrauß mit Kornblumen und Reseden zweifellos den ersten Platz. Dieses Bild befand sich einst in der Kaiserlichen Gemäldegalerie und seinem Rang entsprechend hat Professor Grimschitz ihm in seiner Monographie eine großartige Würdigung gewidmet.

Eduard Ritters Meisterwerk „Die Verlassenschaft der Großeltern“ aus dem Jahre 1847 macht die hohe Wertschätzung dieses Künstlers verständlich, der zu den gesuchtesten Genremalern der Altwiener Schule zählt. 20 Jahre später schuf A. Romako das köstliche Genrebild mit den beiden Mädchen in einem römischen Garten und offenbart darin die ganze Freiheit seiner großen Kunst.

Schließlich darf nicht übersehen wenden, das wunderbare Mädchenbildnis von J. B. Reiter zu vermerken, das als eine ganz wichtige Bereicherung des Oeuvres dieses Meisters in dieser Auktion zum erstenmal der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

Es würde den Rahmen dieser Vorschau sprengen, auch nur die allerwichtigsten Objekte, welche diese Auktion noch beinhaltet, einzeln anzuführen. Die reiche Auswahl von erlesenen Sammlerstücken wird dieser Veranstaltung die gleiche Beachtung von seifen der interessierten Kreise sichern, wie die Frühjahrsmesseauktion, deren Schaustellung an viereinhalb Tagen immerhin rund 7500 Besucher zählte.

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