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Aktuelle Ausstellungen: Wiener Grenzüberschreitungen

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Wertvolle Bilderbögen aus Japan, Einblicke in das aktuelle Kunstschaffen asiatischer Künstler, eine Werkschau über den Architekturtheoretiker Friedrich Kiesler und kulturelle Anmerkungen zumThe-ma Essen jenseits von Rezeptbuch und Kochtopf: Vier historische Ausstellungen erinnern daran, daß die Weite des Lebens und des Denkens nicht erst ein Phänomen der Gegenwart sind.

Als die Bilder den Rahmen verließen: Japanische und Wiener Bilderbögen 1780 -1880

Heute sind wir sie längst gewohnt, die einprägsamen Bilder, die uns etwa auf Bierdeckeln, Zündholzschachteln oder Spielbrettern ent-gegenscheinen. So sehr gehören sie schon zu unserem bildersatten Alltag, daß wir sie eigentlich kaum noch zur Kenntnis nehmen. Anfang des 19. Jahrhunderts war das noch anders: Damals erregten die ersten Druckgraphiken, meist in Form von einprägsam illustrierten Bilderbögen, noch großes Aufsehen in der Öffentlichkeit. In einem interessanten kulturellen Vergleich zwischen Tokio und Wien versucht die Schau „Papierspiel & Bilderbogen" die unterschiedlichen, wie auch teils verblüffend ähnlichen Auswirkungen populärer Druckgraphiken in diesen beiden Gesellschaften darzustellen. Ausgehend von einer Privatsammlung japanischer Bilderbogen, die erstmals in einer repräsentativen Auswahl einem größeren Publikum gezeigt werden, kann so etwa die Schau deutlich nachweisen, daß an der Produktion dieser Bilderbogen jeweils namhafte Künstler der damaligen Zeit mitgearbeitet haben. Für Japan wären in diesem Zusammenhang etwa die Künstler Hokusai, Hiroshige und Kyosei zu nennen. Ähnliches läßt sich auch für die Wiener Situation belegen: Auch hier entwarfen so bekannte Künstler der Biedermeierzeit wie Moritz von Schwind oder Matthäus Loder populäre Bildprogramme, die unter der Bevölkerung rasch großen Anklang fanden. Gleichzeitig entwickelte sich damals Wien zu einem führenden Zentrum der europäischen Druckgraphik. Auch ideengeschichtlich kommt der Druckgraphik eine bedeutsame Rolle zu, ermöglichte doch erst diese auf Massenkonsum ausgerichtete Kommunikationstechnik eine wirkliche Verbreitung gesellschaftlicher Ideen und Vorstellungen. Zugespitzt könnte somit gesagt werden, daß die damaligen Druckgraphiken zu wichtigen Botschaftern der Aufklärung wurden.

Papierspiel & Bilderbogen aus Tokio und Wien 1780 -1880

Historisches Museum der Stadt Wien

4., Karlsplatz 4.12.1997-15.2.1998 Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 9.00 Uhr bis 16.30 Uhr Asiatische Ungewißheiten: Cities on the move

Wollten sich in der Vergangenheit europäische Architekten, Stadtplaner und Künstler über die Zukunft der Stadt informieren, so reichte es meist aus, den Blick nach Amerika zu wenden. Ob New York, Chicago oder etwa Altlanta: Die Stadt von Morgen schien hier ablesbar und studierbar zu sein. Beinahe unbemerkt davon entwickelten sich in den letzten Jahrzehnten im asiatischen Raum, zwischen Vietnam, Singapur und Korea, neue Vorstellungen, vor allem aber neue Realitäten vom Urbanen Raum. Entsprechend den neuen asiatischen Wirklichkeiten, die man mit wirtschaftlicher Expansion, Bevölkerungswachstum und Globalisierung zusammenfassen könnte, entstanden hier neue riesige Stadtlandschaften, sogenannte Megaci-ties, die in ihrer Totalität nun erstmals für Europa in der Wiener Secession gezeigt und vorgestellt werden. Im Mittelpunkt der Schau, die weniger darum bemüht ist, „die" asiatische Stadt der Zukunft zu zeigen, als vielmehr deren vielfältige Ausgestaltung der Gegenwart, steht die künstlerische Auseinandersetzung mit derselben. Die knapp hundert renommierten asiatischen Künstlerinnen und Architektinnen, die für diese Ausstellung gewonnen werden konnten, markieren deswegen mit ihren unterschiedlichen Beiträgen auch hauptsächlich Positionen der Bewegung, des Im-Fluß-Seins. Nicht die Bilanz ist es, die hier interessiert, sondern vielmehr der Versuch, die Prozeßhaftigkeit dieses städtischen Lebens zwischen Apotheose und Apokalypse aufzuzeigen, zu dokumentieren.

Cities on the move

Wiener Secession 1., Friedrichstraße 12 26.11.1997-18.1.1998 Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 9.00 Uhr bis 18.00 Uhr

Im unsicheren Terrain daheim: Friedrich Kiesler

An einen Visionär der gebauten wie gedachten Architektur erinnert bis ins Frühjahr des kommenden Jahres die Ausstellung „Friedrich Kiesler 1890 - 1965". Geboren im Jahre 1890 am Rand der ehemaligen Donaumonarchie in Czerno-witz sollte Friedrich Kiesler Zeit seines Lebens auch in seinen Werken nicht den Ort des Randes verlassen: Hier, vom Zentrum des Etablierten, des Anerkannten weit entfernt, inmitten ungesicherten Terrains entfaltete der berühmte Architekt, Designer, Bühnenbildner, Kunsttheoretiker und Schriftsteller seine produktivsten Kräfte. Nach Absolvierung seiner Ausbildungszeitin Wien wanderte er 1925 nach New York aus und schloß hier recht bald Kontakt zu so bedeutenden Künstlern und Architekten wie etwa Hans Richter, Theo van Dues-burg, Le Corbusier, Mies van der Rohe und Adolf Loos. Durch die Bekanntschaft mit Peggy Guggenheim kam er nach 1942 in Kontakt mit den Surrealisten Marcel Duch-amp und Andre Breton und schuf neben einer Anzahl von kunsttheoretischen Schriften wie „Magic Ar-chitecture" auch das Konzept für die Ausstellung ,Art of the Century", sein vielleicht bekanntestes Werk, das durch den im Jahre 1962 für die Präsentation der Schriftrollen vom Toten Meer entstandenen Bau „Shrine of the Book" in Jerusalem seine Krönung fand. Drei Jahre später, 1965, verstarb Friedrich Kiesler in New York.

Friedrich Kiesler 1890 -1965 Das Archiv des Visonärs

Historisches Museum der Stadt Wien

4., Karlsplatz

12.12.1997-1.3.1998

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 9.00 Uhr bis 16.30 Uhr Rituale des Essens: Götterspeisen

Mythen, Riten und Tabus rund um die Zubereitung und Verzehr der Nahrungsmittel haben in jedem Kulturkreis dieser Welt ihre spezielle Spielform entwickelt und sowohl im religiösen, wie auch im gesellschaftlichen Leben ihren Niederschlag gefunden. Eine breite Auswahl kostbarer Exponate erzählt die weltweite Geschichte des rituellen Nahrungsverzehrs: tibetanische Totenkopfschalen und Opfergefäße aus China und dem pazifischen Raum genauso, wie jüdische Kidduschbecher und christliche Monstranzen. Der Kulturgeschichte der Küche ist ein weiterer Ausstellungsteil gewidmet: Zwischen den offenen Feuerstellen von einst und den technisierten Designerküchen unserer Tage wird auch der Einfluß der Nahrungsherstellung, -Zubereitung und -aufnähme auf die soziale und gesellschaftliche Entwicklung der Epochen begreifbar. Darüber hinaus dokumentiert die Schau am Beispiel Wiens anschaulich, wie sich Stadtwachstum, freier Markt, Verkehrsrevolution, Geldwirtschaft und die Industrialisierung der Nahrungsmittelherstellung mit der bürgerlichen Konsumkultur verbanden: Was mit den ersten öffentlichen Restaurants und Gaststätten des Biedermeiers begann, hat in der rationellen Tiefkühlkost und dem massiv beworbenen Fastfood-Kult des ausgehenden zwanzigsten Jahrhunderts seinen vorläufigen Höhepunkt gefunden.

Götterspeisen

Vom Mythos zum Big Mäc

Hermesvilla

13., Lainzer Tiergarten/Hermesvilla bis 1. März 1998

Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag von 9.00 bis 16.30 Uhr

Anzeige: PID-Wien

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