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Albertina-Schätze

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Einem glücklichen Gedanken folgend hat die Albertina ihre diesjährige Ausstellung von Meisterzeichnungen unter dem Titel „Studie — Entwurf — Skizze“ zusammengefaßt und nach den verschiedensten Themenkreisen von der Akt- bis zur Kinderstudie auf die einzelnen Räume aufgeteilt. Auch durch die Begrenzung auf etwa 130 Blätter ergibt sich eine angenehm lockere instruktive Schau nicht nur der ver schiedensten Aufgaben und Möglichkeiten der Handzeichnung, sondern auch ihrer Entwicklung innerhalb der einzelnen Sparten, da die gezeigten Werke aus dem Zeitraum von ihren Anfängen um 1400 bis etwa 1800 stammen. In dankenswerter Weise wurde darauf geachtet, daß außer den internationalen Publi-

kumslieblingen und „pieces de resistance“, wie Dürers „Feldhasen“ und dem „Großen Rasenstück“, vor allem selten zu sehende, unbekanntere Werke großer und bedeutender Meister ausgestellt wurden, so, daß dieser sommerliche Einblick in den Reichtum der Albertina manche Überraschung bringt.

Rembrandt ist mit nicht weniger als zehn Nummern vertreten, darunter dem wunderschönen stehenden männlichen „Jünglingsakt“, den Blättern „Christus und die Ehebrecherin“, „Die Heilung des Tobias“ und zahlreichen Landschaftsskizzen; von Dürer finden sich zwölf Blätter, darunter kaum oder weniger bekannte wie die „Eva“ die „Proportions“- und „Gewandstudien“, die Zeichnung für den Krönungsmantel zu den Kaiserbildern der Heiltums- kammer und der „Trockensteg beim Hallertor in Nürnberg“ und von Raffael fünf, darunter die Aktstudien die er an Dürer geschickt hatte, die „Sibylle von Tibur“, die Studien zur „Madonna im Grünen“ und die wunderbare „Madonna mit dem Granatapfel“, seine wahrscheinlich schönste Zeichnung.

Besonders hinzuweisen ist auf die Aktzeichnungen von Bernardino Luini, von Jacopo Tintoretto, Stefano della Bella, Michelangelo und Rubens, die Figur- und Gewandstudien von Michelangelo und Rubens, während der gezeigte „Watteau“,-— „Sitzender Chinese mit Fächer“ — von fragwürdiger Authentizität zu sein scheint. Ferner fasziniert das besonders elegante „Bildnis eines Herrn mit Halskrause“ von Francois Clouet, Rembrandts „Selbstbildnis“, das Bildnis der Susanne Fourment von Rubens und die Portraitzeichnungen von Agostino Carraci und John Höppner. Auch die Abteilung der Landschaftszeichnung präsentiert einige wahre Delikatessen — so etwa die schöne Tizian-Zeichnung mit den zwei Knaben, Altdorfers „Gebirgslandschaft“, Fra Bartolommeos „Klosteranlage in einem Felsen“ und Federico Baroccis „Waldlandschaft“. Aber auch Molas„Baumlandschaft“ die eigenartige „Landstraße“ von Cornelis Hendricks Vroom, die „Gebirgslandschaft“ von Salvatore, Piranesis„Seehafen“ und Gains- bouroghs „Gebirgslandschaft mit Häusern“ sind dazu zu rechnen. Unter den Tierzeichnungen fällt Martino Altomontes „Galoppierender Schimmel“ und Fragonards„Löwe im Käfig“, unter den Kinderstudien das „Knabenbildnis“ von Ambrosius Holbein, der „Kinderkopf“ von Federico Barocci und der lebendige Nikolaus von Rubens auf. Unter den „Entwürfen und Skizzen“ findet man einen hervorragenden Ghirlandajo, einen Entwurf von Dürer zum Bild der „Marter der Zehntausend“, der wesentlich sympathischer als die Ausführung anmutet, und eindrucksvolle „Beweinung Christi“ von Andrea Schiavone.

Die Ausstellung bietet so nicht nur den gewohnten sommerlichen Einblick in die Schätze der herrlichen Sammlung der Albertina, sie gibt auch — unterstützt vom Katalog — einen leicht faßlichen Exkurs über das Wesen der Handzeichnungen und sollte daher mehr als einmal besucht werden.

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