Alfred Kubin – Im Sog des Schicksals
Alfred Kubins oft grauenerregende Werke werden im Leopold Museum mit Bezügen zu seiner eigenen Lebensgeschichte und zum Heute den Arbeiten von Seelenverwandten gegenübergestellt.
Alfred Kubins oft grauenerregende Werke werden im Leopold Museum mit Bezügen zu seiner eigenen Lebensgeschichte und zum Heute den Arbeiten von Seelenverwandten gegenübergestellt.
Eine riesige Sphinx, die auf ein Männlein herabblickt. Eine Frau am Teichrand, die beobachtet, wie ein Untergehender gerade noch seine Hände aus dem Wasser streckt. Massen von Menschen, die wie Lemminge in den Schlund eines Ungeheuers marschieren. Und einer, der wie auf der Achterbahn des Lebens in rasantem Tempo hinunterzischt, ohne Einfluss auf seinen Weg zu haben. Alfred Kubins Werke sind oft grauenerregend, von einer ständigen Angst bestimmt und meist mit dem Tod und seiner eigenartigen Beziehung zum weiblichen Geschlecht verbunden. Dazu höchst präzise gefertigt, ob mit eindrucksvoll ausgeführter Spritztechnik oder exakt geführter Tuschfeder. Im Leopold Museum stellt man seine Arbeiten nun solchen von Künstlern gegenüber, die auf ihn großen Einfluss hatten. Max Klinger verhalf dem jungen Kubin zu seinem Erweckungserlebnis, mit Edvard Munch und Odilon Redon war er im Austausch. Gleich zu Beginn der Schau hängt Goyas „Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer“ neben einem ähnlichen Schlaf-Bild Kubins. „Traumwelten und Traumata lagen für Kubin oft nah beieinander“, sagt Hans-Peter Wipplinger, Direktor des Leopold Museums und Kurator der Schau. „Meine Absicht war, Kubin in der Nachbarschaft seiner Seelenverwandten zu zeigen. Zwar wusste man von diesen Einflussfaktoren, aber bisher sind sie nicht in dieser Fülle nebeneinandergestellt worden.“ Auch inwiefern Kubin in der Nachfolge von Hieronymus Bosch und Pieter Brueghel steht sowie in Beziehung mit James Ensor gesetzt werden kann, ist durch das ähnliche skurrile Figurenpersonal herausgearbeitet.
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