Alles Kunst in dieser Nacht

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Am Samstag, 2. Oktober, öffnen die Museen Österreichs ihre Türen wieder zur Langen Nacht: mit Ereignissen in Großmuseen - und der Chance, unbekanntere Kulturstätten kennen zu lernen.

Eventcharakter auf der einen Seite, das Angebot, Neues auszuprobieren und Museums-Exoten zu entdecken, auf der anderen: Die Lange Nacht der Museen am Samstag den 2. Oktober bietet Unterhaltung und Kunstgenuss, führt aber auch in Häuser, in die es den Besucher ohne diese Großveranstaltung vielleicht nicht verschlagen hätte.

Events wie ein Frida-Kahlo-Look-alike-Wettbewerb im Bank Austria Kunstforum, Sargtesten im Bestattungsmuseum und Vergolder-Workshops im Belvedere #alles in Wien # sind besondere Angebote. Dennoch: Ein Blick in das bundesweite Programm lohnt, immerhin können am 2. Oktober exakt 680 Galerien und Museen in ganz Österreich mit einem Ticket besichtigt werden. Shuttlebusse in manchen Städten beschleunigen den Weg von einer Kulturstätte zur nächsten. In Wien sind öffentliche Verkehrsmittel und eine Lange-Nacht-Straßenbahn im Kartenpreis von 13 Euro inbegriffen.

Die vom ORF initiierte Großveranstaltung, laut Generaldirektor Alexander Wrabetz #eine der größten Kulturinitiativen des Landes#, findet zum elften Mal statt. Sie erwartet heuer den dreimillionsten Besucher. Im Vorjahr wurden 440.000 gezählt. Dass man sich von der breiten Veranstaltung neue Interessenten verspricht, beschreibt einer, der ohnedies viele Besucher zählt: #Mit Unterstützung des ORF erreichen wir mit der #Langen Nacht# Besucherschichten, die wir sonst nicht erreichen#, sagt Klaus Albrecht Schröder, Direktor der Albertina. Er bietet anlässlich der Picasso-Schau #Frieden und Freiheit# (siehe Seite 20) den Besuchern an, sich von Kunststudenten im Stil des großen Meisters porträtieren zu lassen.

Expoten ergänzen Kunstangebot in Wien

Trotz der Schwerpunkte (s. u.), lohnt es sich, in Wien auf Entdeckungsreise zu gehen. Im MUSA, dem Museum auf Abruf, wird gezeigt, was alles eine Skulptur sein kann: vom Strohhalmpopo bis zur Schokofigur, dazu Werke von Hrdlicka bis Urteil.

Jüngere Kunst lässt sich im MOYA, dem Museum of Young Arts, begutachten, das nur zu besonderen Anlässen öffnet. Eine besondere Kunstform zeigt das Hofmobiliendepot: aus Servietten gefaltete Tiere, Schiffe und Brunnen, wie sie im Barock in monatelanger Arbeit als Tischschmuck gefertigt wurden.

Abseits der Kunstangebote bietet die Lange Nacht in Wien auch Exoten wie das Schnaps-, das Schuh-, das Folter-, das Schneekugel- und das Zauberkastenmuseum. Im Schottenstift kann beim #Dialog im Dunkeln# jeder selbst erfahren, wie es ist, ohne Augenlicht auskommen zu müssen.

Jahrestage in Kärnten und in Salzburg

In Kärnten liegt der Fokus heuer auf dem #Ja# der Kärntner zu Österreich vor 90 Jahren. Das MMKK in Klagenfurt geht auf das Thema Heimat ein, das Landesmuseum zeigt eine Ausstellung zum Abstimmungs-Jubiläum. In der Gewölbegalerie im Stadthaus werden Schach-Kunstwerke gezeigt, darunter auch Arbeiten von Man Ray, Hrdlicka und Duchamps.

90 Jahre stehen auch in Salzburg im Blickpunkt, so lange bestehen der Salzburger Festspiele. Das Rupertinum hat Bühnenbilder aufbereitet, Besucher können eines gestalten. In der Neuen Residenz ist der restaurierte Rauriser Altar zu sehen. Das Museum am Mönchsberg präsentiert, wie Zeitungspapier als Grundlage für Arbeiten von Andy Warhol bis Gerhard Richter diente, die renommierte Galerie Ropac, wie Arnulf Rainer und Dieter Roth zusammenarbeiteten.

Damit zu Niederösterreich: Im Rainer-Museum in Baden wird dessen Schau #Kreuz# gezeigt. Totenkulte, Totentanz und Lebenslust stehen in der Kunsthalle Krems im Mittelpunkt. St. Pölten setzt einen Schwerpunkt zum Barockbaumeister Jakob Prandtauer. Wie die alten Römer lebten, sieht man in #The Making of Carnuntum# in der Kulturfabrik Hainburg.

Lentos # vom Museum zum Hotel

Im Linzer Lentos wird der Gedanke, die Nacht im Museum zu verbringen, zum Kunstwerk stilisiert, das Haus wird zum #Hotel Lentos#. Unweit davon erweckt man im Ars Electronica Center den Alltag um 1900 via 3-D-Bildern zum Leben. Offenes Kulturhaus und Landesgalerie in Linz präsentieren sich auch als Experimentierfeld für zeitgenössische Künstler.

Das Gleiche gilt für den Kunstraum Innsbruck, wo man drei Künstler mit dem Thema #gefühl-los# beauftragt hat. #Wie kommen Bilder an die Wand?# wird im Tiroler Landesmuseum gefragt, Restauratoren geben Erklärungen zu Fresko- und Secco-Techniken. In der Hofkirche kann man beim #Who is who der Habsburger# die Menschen hinter den Bronzestatuen kennenlernen. Die Fotogalerie Fo.ku.s geht mittels Fotografie auf die sonst nur gespürte Beziehung zwischen Mensch und Tier ein.

Tierwelten stehen im Zentrum jener Arbeiten, die behinderte Künstler für das kunsthaus muerz in der Steiermark geschaffen haben. Installationen, bei denen Personen und Gegenstände unsichtbar werden, erlebt man im Museum der Wahrnehmung. Das Kunsthaus Graz bietet eine Franz-West-Personale, das Barockschloss Eggenberg Führungen im Kerzenschein. Im Stift Admont ist die weltgrößte Klosterbibliothek zu sehen, im Museum für Gegenwartskunst ein spielerischer Zugang zur Kunst.

Das Kunsthaus Bregenz wird von stoffummantelten Alltagsgegenständen von Cosima von Bonin beherrscht. Im Rohnerhaus in Lauterach wird der Liechtensteiner Pfarrer, Politiker, Fotograf und Maler Anton Frommelt vorgestellt, der Menschen beim Leben und Sterben fotografierte.

Kunst und Kirche

Vom Schottenstift Wien, wo man etwa den Altar des Schottenmeisters mit der ältesten topografisch richtigen Darstellung des mittelalterlichen Wiens besichtigen kann, bis zu Diözesanmuseen öffnen kirchliche Einrichtungen ihre Pforten. Das Grazer Diözesanmuseum zeigt, wie Menschen Glauben sichtbar machen und heute mit Kunst und Kirche umgehen. Das Bibelzentrum in Wien bietet Wissenswertes zum Buch der Bücher und ein #biblisches Buffet#, das Salzburger Dommuseum Führungen zu #Glaube und Aberglaube#. Das Diözesanmuseum Eisenstadt widmet sich der Beziehung zwischen Kirche und Staat. In Maria Taferl sind die Schatzkammer der Basilika und die mechanische Krippe zu sehen. Im Glockenmuseum in Innsbruck kann man die Geburt einer Glocke miterleben, die # im übertragenen Sinne # die Lange Nacht ausläuten könnte.

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