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Alte Garden und Avantgarden

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Wiener Ausstellungen

Der Frühlingsausstellung der S e c e s-s i o n geht's merkwürdigerweise genau so wie der Frühjahrsausstellung des Künstlerhauses: es sind mehr Wände da als Bilder, die mit Recht an ihnen aufgehängt zu werden verdienten. Und doch hat man auch hier, anstatt einen Saal abzusperren, noch Zwischenwände eingezogen, um noch ein Dutzend Bilder unterbringen zu können ...

Man muß sich also schon recht sehr mit den Quantitäten des Durchschnittlichen herumschlagen, ehe man, gelegentlich, die Qualität findet. Die alte Garde der Secession ist vollständig vertreten — »um Teil mit schon bekannten Arbeiten — und beweist wieder einmal ihr schon längst nicht mehr bezweifeltes Können: Paus er zeigt eine schöne Pauser-Landschaft, G a w e 11 eine melancholische Gawell-Landschaft, E 1 s n e r eine kultivierte Elsner-Landschaft und P i p p a 1 weist typische Pippals vor — wahrhaftig, es wird schon recht schwierig, für vertraute Bilder immer neue Epitheta zu finden. Besonders zu vermerken sind hingegen: Viele — zu viele — Arbeiten von Maria Szeni, die zwar nicht nur bezüglich der Arbeitsmittel den Hinweis „Mischtechnik“ verdienen (denn es fallen einem vor ihnen, nicht als einzige, Moore, Picasso und Miro ein), die aber doch von einer bemerkenswerten künstlerischen Intelligenz sprechen; ein farbig höchst reizvolles und formal originelles Bild „Korailenfische“ Siegfried Fischers, von dem man gerne einmal eine Kollektivausstellung sähe; ein lockeres und anmutiges „Großes Welttheater“ von Georg Rauch; die „Niederösterreichische Landschaft“ Paul M e i ß-n e r s, deren gewählte Farbigkeit freilich überzeugender ist als ihre Raumdisposition; eine kleine Richly-Auswahl; und schließlich seien nicht vergessen drei nicht sehr auffällige, aber feine Landschaften Hermann K o s e 1 s.

Die alte Garde der Secession hält sich diesmal jedenfalls besser als die junge, die in dieser Ausstellung eher die Rolle des letzten Aufgebotes spielt. Der schätzenswerte Hans Staudacher hat Zeichnungen mitgebracht, die — man kann's nicht anders nennen — unordentlich aussehen, Günther Kraus' Glasfenster haben wir schon bei anderer Gelegenheit rühmend hervorgehoben, seine kleineren ornamentalen Entwürfe mögen als hübsch passieren. — Vom Rest und von der Graphik sei mit äußerstem Nachdruck geschwiegen.

Der Bildhauer Heinz Leinfellner hat sich im neuen Art-Club-Lokal (im Dom-Cafe) eine Ausstellung eingerichtet, in der er die Früchte eines Aufenthaltes in Süditalien zeigt: Früchte, die hübsch anzusehen sind. Da ist eine Reihe von Studienblättern (in einer leider etwas zu simplen Monotypie-Abart), in denen einfache Bewegungen einfacher Körper mit Geschmack und Sicherheit graziös-spielerische Kurven zwischen Kubismus und Klassizismus ziehen; daneben, für einen Bildhauer überraschend, einige schöne Photos, die sozusagen als Quellennachweise für jene Studien dienen sollen, und, vor allem: zwei wirklich schöne Tonfiguren, Zeugnisse einer Begabung, die eine Form zugleich konstruieren und sinnlich erfüllen kann.

Der Kunstkritiker Jorg Lampe setzt sein ebenso dankenswertes wie gewöhnlich unbedanktes Unternehmen, in den Foyers des Konzerthauses jungen Begabungen ein Debüt zu gewähren, mit einer Kollektivausstellung von und für den Maler und Graphiker Hubert Tuttner fort. Tuttner versucht sich noch in verschiedenen Techniken und Themenkreisen; das Beste scheinen uns seine sehr bewegten und auch farbig recht eigenartigen Kreidestiftzeichnungen zu sein, die er von einem Studienaufenthalt aus Frankreich mitgebracht hat und die, wie auch einige der kleineren Aquarelle, gut anzusehen sind. In den Oelbildern und bis zu einem gewissen Grad auch in den Federzeichnungen drängt sich die „Bemühung“, die man wohl ahnen, aber nicht konstatieren dürfte, noch zu stark in den Vordergrund. Alles in allem: ein beachtliches Talent.

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