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Ambraser Schätze

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In einer Jubiläumsausstellung besonderer Art zeigt die Nationalbibliothek bis zum Herbst im Prunksaal die markantesten und kostbarsten Werke aus der Ambraser Bibliothek Erzherzog Ferdinands, von 1564 bis zu seinem Tod Anno 1595 Landesherr von Tirol. Vor dreihundert Jahren, 1665, gelangten die Bestände in kaiserlichen Besitz. Alfons Lhotsky hat in seiner Geschichte der habsburgischen Sammlungen ein treffliches Charakterbild der faszinierenden Persönlichkeit Ferdinands gezeichnet, dieses gleicherweise spontan-intuitiven wie syste-

matischen Sammlers, der sich mit. seiner Kunst- und Wunderkammer und mit der Rüstkammer selbst das Denkmal eines Renaissancefürsten setzte. Eine Ausstellung wie diese legt nicht zuletzt den Wunsch nahe, daß Josef Hirns großangelegte doppelbändige Biographie des Erzherzogs, in den achtziger Jahren erschienen, in einer revidierten Neuausgabe publiziert werden möge.

Ferdinand, der nicht nur „Archi-dux“ war, sondern auch verdiente, ein „Archicustos“ genannt zu werden — entstand doch nach Philippine Welsers Ableben aus Schloß Ambras das erste wirkliche Museum Europas —, ließ sich beim Aufbau seiner Bibliothek von seinen universalen Interessen leiten: Bibliophiler reinster Ausprägung, der er war, erwarb er aus Freude am Schönen illuminierte Handschriften und Inkunabeln geistlichen und weltlichen Inhalts, die zu den größten Schätzen europäischer Buchkunst gehören, räumte auch, Mensch seiner Epoche, den Natur- und den Geheimwissenschaften einen dominierenden Platz in seinem Weltbild ein — hier liegt das „Hieroglyphicon“ vor, das der gelehrte Willibald Pirkheimer aus dem Griechischen ins Lateinische übersetzte, Dürers Illustrationen wurden getreulich kopiert —, als Hausvater und als fürstlicher Gastgeber bewahrte er die üppigen Kochrezepte der morganatischen Eheliebsten ebenso auf wie das Trinkbuch von den Gelagen in der Ambraser Bacchusgrotte. Der besondere Reiz dieser Ausstellung liegt in der heraldisch-genealogischen und kulturhistorischen Dokumentation, die sie in einigen prägnanten Werken bietet, vor allem in Jörg Köl-derers Buch über die Zeughäuser Maximilians I., im „Ehrenspiegel des Hauses Österreich“, den Ferdinands Secretarius Jakob Schrenkh von Notzing kalligraphierte und in Schrenkhs mit Kupferstichen illustriertem ersten Katalog der Ambraser Rüstkammer, dem prächtigen „Armamentarium heroicum“, dessen Drucklegung nach dem Tod des Auftraggebers Kaiser Rudolf II. durch eine großzügige „Subvention“ ermöglichte. Sehr augenfällige Exponate der eindrucksvollen Schau: die eigenartigen Tierbilder Georg Hoef-nagels. Die eisblaue Küstenlandschaft, vor der ein kapitaler Hummer seine Scheren reckt, könnte von einem Maler der Wiener phantastischen Schule stammen. > nsaarroi.

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