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Ein großer österreichischer Expressionist.

Der Maler Anton Kolig (1886 - 1950) hat Tausende Briefe geschrieben, die demnächst veröffentlicht werden sollen. Noch wichtiger ist die große Monographie, der Überblick über das Werk. Sie belegt, herausgegeben von Otmar Rychlik, mit Beiträgen von ihm und mehreren Autoren, Bedeutung und Eigenständigkeit eines Malers, der mitunter in zu große Nähe zu Kokoschka gerückt wurde. Bei der Betrachtung manchen Bildes kann man freilich die Vermutung Richard von Schaukals nachvollziehen, dass 16 bei Ausbruch des Ersten Weltkrieges in Frankreich verbliebene Gemälde Koligs von den französischen Behörden unter dem Namen seines berühmteren Studienkollegen versteigert wurden.

Die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg bot Kolig Mäzene und große Chancen. Eine seiner größten Enttäuschungen war die Ablehnung seiner Fensterentwürfe für den Stephansdom nach dem Zweiten Weltkrieg, vor allem durch Otto Mauer.

In Frankreich hatte sich Koligs Expressionismus radikalisiert. Als Maler im Kriegsdienst entdeckte er in seinen Modellen und in sich selbst neue Dimension des Menschlichen, die ihn nie wieder losließen. Der blutjunge, hochdekorierte Tiroler Kaiserjäger in Sturmausrüstung, dessen Gesichtsausdruck ein Meisterstück psychologischer Ambivalenz darstellt, ist eines der wichtigsten österreichischen Gemälde des Ersten Weltkrieges (zu sehen im Heeresgeschichtlichen Museum). Am Ende der langen Auseinandersetzung mit dem Thema Mensch im Krieg steht das Selbstporträt mit der blutenden Wunde, mit einem von einem Adler emporgehobenen nackten Jüngling (zu sehen im Museum der Stadt Wien). Bei einem Bombenangriff auf seinen Lebensmittelpunkt Nötsch waren Kolig und dessen Frau schwer verletzt (er war fortan an Krücken gebunden), nahe Verwandte, darunter der Maler Franz Wiegele, getötet worden.

ANTON KOLIG 1886 - 1950

Herausgeber: Otmar Rychlik

Verlag Christian Brandstätter, Wien 2001 402 Seiten, 80 Farbtafeln, 550 Schwarzweiß-Abbildungen, Ln., e 72,-

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