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Auf vielen Wegen

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Mit einer großangelegten Ausstellung im oberen Stock des Künstlerhauses feiert die Künstlergruppe „Der Kreis“ ihr 20jähriges Bestehen. Repräsentative Querschnitte aus dem Werk der heute 28 Mitglieder zählenden Gruppe und die Dokumentation ihrer in- und ausländischen Erfolge geben ein eindrucksvolles Bild dieser Vereinigung, die heute ohne Zweifel als die profilierteste, agilste und aktivste Österreichs angesprochen werden kann. In ihren Ausstellungen war der hohe Durchschnitt der Leistungen ihrer Mitglieder immer wieder erstaunlich, er ist es auch in diesem stolzen Rechenschaftsbericht, der die verschiedenen Künstler, jeden auf seinem Weg, in der Fülle ihrer Begabungen und ihrer Entwicklungen zeigt. Es ist unmöglichtbin. diesem knappen Rahmen.iihnen.allen auch nur annähernd gerecht zu werden, und so seien nur einige besonders markante Erscheinungen der Ausstellung erwähnt: Ferdinand

Stransky mit seinen Öl- und Tėm- perabildem, Kurt Möser mit zwei Landschaftsbildern („Neusiedl“, „Weite Landschaft“), Robert Schmitt, der mit seinen figurativen Bildern, den Stadtlandschaften und seiner Graphik besondere Aufmerksamkeit verdient, Arnulf Neuwirth, in seinen Kollagen und Zeichnungen geistreich und charmant wie immer, Ernst Paar, mit seinen wirklich poetisch schönen Landschaftszeichnungen, Josef Schagerl, mit seinen letzten Arbeiten, Walter Malli mit einigen Meidner übersteigenden Wiener Veduten, Peter Palffy mit der „Studie“, Stockbauer mit seinen Holzschnitten, der „Akt“ von E. E. Müller, „Contago“ von Katzmann und einige Arbeiten von Eduard Bernhard und Ernst Höffinger. Genannt und gewürdigt müßten alle werden, die zu dieser sehenswerten Ausstellung beigetragen haben. (Bis zum 15. Mai.)

Die Wiener Sezession zeigt gleich drei Ausstellungen: im unteren Geschoß den Maler Franz Klasek aus Wien und die Graphiken der Polin Teresa Stankiewiczaus Krakau, im Obergeschoß fünf neue große „gnostische“ Bilder von Karl Anton Wolf, denen der Maler fünf etwas ältere zugesellt hat. Franz Klasek, der bisher kaum auf Ausstellungen in Erscheinung getreten ist, stellt einigermaßen eine Überraschung dar. Seine großen, dekorativen, ungegenständlichen Panneaus besitzen eigenwillige Farbigkeit und Suggestion

(„Ohne Titel“, „Nacht 1“), auch wenn — wie in „Nacht 2“ — die farbigen Akzente manchmal falsch sitzen. Eine spröde, aber profilierte Persönlichkeit steht hinter diesen Arbeiten, die manchmal an Glasfenster erinnern. Wahrscheinlich wäre Klasek der geeignete Mann für größere Aufträge auf diesem Gebiet. Die Graphiken Teresa Stankiewiczs hingegen verraten eine erstaunliche Leichtfertigkeit. Ihre Monotypien könnte man als „serielle Graphik“ bezeichnen, weil sich auf diese billige Art beliebig umfangreiche Serien in kurzer Zeit herstellen lassen (was für ein Glück, daß man Buchstaben heute nicht mehr zeichnen muß!), ihre Federzeichnungen sind reizloser Aufguß nach sezessionistischen Details, wie sie sich schon in den Bildern Hundertwassers abgelagert haben, Sieht man bei Kari Anton Wolf von den Bildtiteln ab, für deren interpretative Verstiegenheit der Maler nichts kann, so bilden diese fünf mächtigen Bilder, in Emotion und Farbe wühlend, den Beweis für die elementare malerische Begabung Wolfs, der der gestalterische Pol leider fehlt. Bewundernswert aber die Vitalität und Energie die die, Bildflächen beinahe durchweg belebt, ein Phänomen, das man fast bei niemandem sonst findet. In der Farbigkeit scheint Wolf festgefahren zu sein. (Bis 29. April.)

In der Galerie Würthle stellt Maria Lassnig, die in Paris lebt, neue Arbeiten aus. Diesmal experimentiert die Malerin zwischen deutschem Expressionismus, Bacon und Pop-Art, recht kunstlos, erschütternd in ihrer ehrlichen Unbeholfenheit und im Wesentlichen ohne Direktion. Es ist zu hoffen, daß diese Phase nur ein Durchgangsstadium für die einst begabte und stets sehr engagierte Malerin bedeutet. (Bis 7. Mai.)

Die Plastiken des jungen Bildhauers Karl Martin Sukopp in der Galerie „Zentralbuchhandlung“ sind noch mehr Versprechen als Erfüllung. Den Reliefs mangelt es an durchgehendem Rhythmus, manchen Plastiken an richtiger Akzentuierung der Gelenke („Welle“) und Maß. Und doch ist etwas an Eigenem und Drängendem zu spüren („Dirne“, „Kopf“), dem das Bizarre hoffentlich nicht zur Verlockung wird. Die Zeichnungen zeigen die eigentlichen Mängel auf — ein eingehendes Studium der Formgesetze fehlt. Eine Begabung, die sich eisern disziplinieren müßte. (Bis 7. Mai.)

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