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Aus drei Jahrzehnten

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„ Werke aus drei Jahrzehnten” zeigt die Künstlergruppe „Der Kreis” im oberen Stockwerk des Wiener Künstlerhauses. Im Mittelpunkt der Ausstellung, die für die älteren Mitglieder der Vereinigung den Nachweis einer kontinuierlichen Entwicklung erbringt und interessante Einblicke in ihr Werden gewährt, steht eine Kollektive von Bildern Robert Schmitts. In diesem Überblick erweist sich Schmitt als eine bedeutende malerische Begabung, deren figurative Malerei, auf dem Boden einer neuen perspektivischen Darstellung stehen, in der letzten Zeit neue Wege geht, die — von Picasso angeschnitten — eine metaphorische und Verwandlung des Gegenstandes bedeuten. Unter den anderen Arbeiten, die alle auf einem beachtlichen Niveau stehen, fällt besonders die Entwicklung von Ferdinand Stransky zu immer größerer Klarheit und malerischem Reichtum („Mann und Frau”!), von Arnulf Neuwirth zu noch größere Durchsichtigkeit und Delikatesse, von Ernst Paar zu knapperen und eindringlichen Formulierungen, von Axel Egger zu noch persönlicherer Poesie, von Ernst Katz- mann zu magischerer Eindringlichkeit auf. Noch viele wären zu nennen, herausgegriffen seien diesmal nur Peter Pälffy mit seinen dichten Kompositionen, Ernst Erich Müller mit seinen früheren Arbeiten, Josef Schagerl mit seiner frühesten Bronze und dem späten „Ikarus”, Hans Stockbauer mit seiner „Frau mit Blumen”, Elisabeth Stemberger mit den schönen frühen Zeichnungen und ihren Akten, Hilda Sapper mit ihrer Applikation und Siegfried Fischer mit seinen späten Ölbildern. Bei den Gästen überzeugen das „Stilleben” von Ahmad Pechok, die meidner-ischen Zeichnungen von Muhammad Mali, die Infusorien von Kurt Philipp und die Gobelins von Maria Plachky, denen man aber eine hierarchäischer gegliederte Flächenteilung wünscht. Die „Meditationsbilder- und plastiken” von Uta und Karl Prantl nehmen eine absolute Sonderstellung ein. Insgesamt gesehen eine nicht nur interessante, sondern auch würdige Ausstellung, die die Mitglieder des „Kreises” als ernste und sympathische Künstler repräsentiert.

In der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste wird für kurze Zeit ein bedeutendes Meisterwerk der Malerei zu sehen sein, da diese für die Ausstellung „Der Künstler in seiner Welt”, die vom Dezember 1964 bis März 1965 in Delft und anschließend in Antwerpen gezeigt wird, zwei bedeutende Leihgaben aus ihren eigenen Beständen zur Verfügung stellt. Es sind dies van Dyck’s „Selbstbildnis”, das der Künstler in seinem 15. Lebensjahr gemalt hat und das „Selbstbildnis in Schäfertracht” von Ba- rent Fabritius, der in den vierziger Jahren des 17. Jahrhunderts in Amsterdam Schüler des damals auf der Höhe seines Schaffens stehenden Rembrandt van Rijn war.

Die Ausstellungsleitung in Holland hat sich bereit erklärt, der Akademiegalerie als Gegenleihgabe aus dem Mauritshuis in Den Haag das Gemälde Rembrandts, das seinen Bruder Adrian van Rijn darstellt, zur Verfügung zu stellen. Durch die Gegenüberstellung dieses Meisterwerkes von 1650 und dem in der Akademiegalerie befindlichen Frühwerk Rembrandts von 1632 ergeben sich künstlerische Vergleichsmöglichkeiten, die das Wiener Publikum sicher sehr interessieren werden, so daß wir schon jetzt auf diese wertvolle — wenn auch nur vorübergehende — Bereicherung hinweisen wollen. Ab 19. Dezember wird das Meisterwerk Rembrandts in der Gemäldegalerie am Schillerplatz in der ständigen Schausammlung zu sehen sein. Wir werden auf das Bild selbst noch zurückkommen, wollen nur jetzt schon auf dieses Kunstwerk, das in Wien erstmalig gezeigt werden kann, hinweisen.

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