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Ausstellungen religioser und profaner Kunst

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Eines der größten Probleme moderner Kunstförderung ist die Frage, wie man das Verständnis für wertvolle Kunst in breiteren Volksschichten erwecken könnte; derm das übliche Ausstcllungswesen kann ja doch immer nur mit einem verhältnismäßig engbegrenzten Besucherkreis rechnen. Eine ausgezeichnete Lösung fand Pfarrer B 1 i e-w e i ß in der Matzleinsdorfer Pfarre zu St. Florian darin, im Saale des Pfarrheimes fallweise Ausstellungen von Werken jener Künstler zu veranstalten, die zu seiner Pfarrgemeinde gehören. Den Beginn machte er mit einer kleinen Graphiken- und Bilder-schau der bekannten Malerin Marie A u g u-s t i n, die vor allem in religiösen Entwürfen vielfach neue Wege betritt. Ihr Kreuzwegentwurf ist von packender Kraft der Konzeption und Ausführung. Auch in den übrigen Arbeiten der Künstlerin zeigt sich ihr bedeutendes Können und ihr schöpferisches Künstlertum. An diese künstlerische Schau schließt sich eine kleine photographische Ausstellung an, die Motive von der Pfarrkirche und vom Pfarrheime enthält, Früchte eines kleinen, vom Pfarrherrn ausgeschriebenen Wettbewerbes, in dem sich vor allem die Herren C h o u n und Dvorak ausgezeichnet haben. Jedenfalls wurde hier ein Weg beschritten, der Nachahmung verdiente.

In der „G a 1 e r i e Welz“ veranstaltet die „ö sterreichische Kulturvereinigung“ eine Ausstellung des Graphikers und Malers Hans F r o n i u s, der zu den interessanten Künstlerpersönlichkeiten Österreichs gehört. Dieser Fürstenfelder Mittelschullehrer wurzelt im Literarischen, besser gesagt, er holt sich mit Vorliebe seine künstlerischen Vorwürfe aus dem dichterischen Schaffen Kafkas, dessen Werke er kongenial graphisch illustriert.

Aus der schrofferen Federtechnik früherer Jahre hat sich Fronius nunmehr auf einem Umweg über den Holzschnitt zur viel weicheren Ausdrucksform der Kreidezeichnung durchgerungen, die in den Zeichnungen der Franz-Kafka-Mappe der Amandus-Edition (Wien 1946) einen neuen Höhepunkt erreicht hat. Neben den Illliustrationen zum „Landarzt“, sowie zu den Büchern „Die Verwandlung“ und „Das Schloß“ sei abschließend auf eine Reihe schöner Land-schaftsgraphiken aus Salzburg, Italien und Rußland verwiesen, die das künstlerische Gesamtbild dieses steirischen Künstlers wirkungsvoll abrunden.

Gewissermaßen als Vorschau zu einer geplanten größeren Ausstellung zeigt Erwin Dom-Osen in seinem Studio (IV., Mayer-hofgasse 10) eine Auswahl seiner Bilder und Graphiken, die mit einem echt österreichischen, aber in Wien wenig bekannten Künstler erst jetzt vertraut macht. Dom-Osen, ein Schüler Klimts und Rollers, hat viele Jahre im Ausland verbracht, im fernen Osten wie in Afrika und Südamerika. Der künstlerische Niederschlag dieser Wanderfahrten vermag stärkstes Interesse zu erwecken. Mit der Par-sival-Inszenierung für die erste europäische Aufführung des Weihespiels in Prag errang Dom-Osen seinen ersten großen künstlerischen Erfolg. Nach dem Zwischenspiel des ersten Weltkrieges zog es den jungen Künstler in die Ferne. Hier, in der tropischen Wunderwelt, machte er sich frei von seiner künstlerischen Bindung an Klimt, die sich in seinen frühen Arbeiten deutlich verrät, und fand seinen eigenen Stil, der formal von der ostasiatischen Kunst beeinflußt erscheint, aber in seinem Wesen und in seinen Gefühlswerten doch immer wieder die österreichische Eigenart erkennen läßt, die der aus Adalbert Stifters Familie stammende Künstler nie verleugnen konnte.

Die meisten seiner Büder sind mit Temperafarben auf Holz gemalt, in einer Technik, die seiner künstlerischen Eigenart am besten entspricht. Zu den hervorstechendsten Leistungen gehören wohl die schöne keusche Bildkomposition „Märchen“, ein feines Selbstbildnis und das Bildnis seiner Frau. Ein kleines Meisterwerk an Naturbeobachtung und makechnischer Vollendung ist das Bild einer afrikanischen rauchfarbigen „Mangabe“, die er dem Geheimnis des Urwaldes abgelauscht hat. Überaus zart sind die Blumenbilder, ob es sich nun um die Seltsamkeiten köstlicher Orchideen oder um die Wiedergabe eines blühenden Marillenzweiges handelt. Das stimmungsvolle Bild des Kahlenbergerdörfels im Vollmondlicht einer Maiennacht und wuchtige Bilder aus der Bergwelt der Hohen Tauern zeigen Dom-Osen als Landschafter von Rang, wie er sich andererseits in seinen Studien Geisteskranker alls unvergleichlicher künstlerischer Deuter der Nachtseiten menschlichen Wesens erweist. Abschließend sei noch auf ein ganz eigenartiges Werk dieses Meisters hingewiesen, das Bild „Heilige, die durch Wien gingen“, das in den Wolken über dem mittelalterlichen Stadtbild Wiens die Köpfe aller Heiligen festhält, die in unserer Vaterstadt für kürzere oder längere Zeit ihren Aufenthalt genommen haben. Dr. V. Trautzl

Im Rahmen der vom „V erein der Museumsfreunde in Wien“ veranstalteten Vortragsreihe sprach Hofrat Dr. R. K. D o n i n über die Entwicklung der mittelalterlichen Baukunst in Österreich, die er an zahlreichen Lichtbildern von kirchlichen und profanen Bauwerken aufzeigte. Österreich ist ja überaus reich an kunstgeschichtlich wertvollen Baudenkmälern aus der Zeit der romanischen und gotischen Kunst, die zwar ihre ersten Impulse durch lombardische und französische Einflüsse erhielt, aber immer sehr rasch zu eigener österreichischer Prägung des Stils gelangte, so daß sie selbst wiederholt zum Vorbilde der Stilentwicklung im süddeutschen Räume wurde. Besonders deutlich zeigt sich die künstlerische Verarbeitung fremder Vorbilder in den Zisterzienser Klosterbauten des 12. und 13. Jahrhunderts, mit den Gipfelleistungen von Heiligenkreuz und Zwettl, die an die herrlichen romanischen Bauwerke von Gurk anschließen. Dr. Donin verstand es auch, die Hörer in das Wesen der neuartigen Bauten der Bettelmönche einzuführen, die so charakteristisch sind für die Überleitung aus der strengen mönchischen Abgeschlossenheit der Zisterzienserkirchen in den Kirchenbau als Andachtsstätte der breiten Volksschichten. Dann wies er den langsamen Ubergang aus der Hochromanik in die österreichische Gotik nach, die auch für unsere Heimat kennzeichnend ist, weil sie den Nachweis erbringt, daß in dem kulturell so hochstehenden Österreich eine neue Baugesinnung sich nur allmählich durchringen konnte, aber gleichzeitig wieder eine Sonderprägung erhielt. Abschließend sprach der Vortragende über profane Bauten in Österreich, die namentlich an Tiroler Beispielen zeigen, wie die Formen des heimischen Bauernhauses auch den Stil und Grundcharakter der städtischen Gebäude beeinflussen. Aus Grundrissen von Hamburg. Friesach und Marchegg ließ sich wiederum sehr klar die alte, durch die Stadtburg bedingte Stadtplanung erkennen. Jedenfalls bewies dieser Vortrag mit größter Deutlichkeit die besondere Eigenart österreichischer Kunst schon in den frühen Zeiten unserer staatlichen Selbständigkeit

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