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Bären, Bauern und Akte

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In die „Wochen der Bildhauer“ hinein stellte die Österreichische Galerie im Oberen Belvedere das Werk des Bildhauers Franz Barwig, der zu den markanten Erscheinungen der Wiener Kunst zwischen 1900 und 1918 gehört.

Barwig; 1868 in Senov in Mähren geboren, studierte an der Wiener' Kunstgewerbesehule, an der er später auch lehrte. Bis 1908 arbeitete er fast nur in Holz und entwickelte einen großflächigen Schnitzstil, der in summarischen Zusammenfassungen auch das Expressive und Dekorative in seinen Tierdarstellungen und Genrefiguren betonte. Um 1910 entstanden dann seine schönsten Tierplastiken, nun meist in Bronze, in denen er ebensoviel Sinn für die stere*netnischen Grundformen wie für die ornamentale Zusammenfassung entwickelte, ohne dabei die Sinnlichkeit der Erscheinung aufzugeben. Die zur selben Zeit bei ihm auftretenden Darstellungen des nackten Menschen sind von historisierenden Einflüssen geprägt, in denen sich deutsche Gotik und Renaissance mit Elementen des Jugendstils und der Wiener Werkstätte verbinden, Sie,stellen die Vorstufe eines klassizistischen Figurenideals dar, “dem Barwig später folgte, nachdem er um 1920 für kurze Zeit mit dem „Tanzenden Bauern“ und dem „Liegenden Bauern“ in die Nähe der expressiven Formulierungen Ernst Barlachs gekommen war.

1925 bis 1927 war Barwig in Amerika, um für den Neubau einer Villa in Palm-Beaoh Bau-und Gartenplastiken zu entwerfen und auszuführen, und schuf 1930 Holzskulpturen für den Tiergarten Schönbrunn, ehe er 1931 seinem Leben selbst ein Ende machte. Sein Werk bleibt das Beispiel ständigen Ringens um eine Form, die sowohl hohen handwerklichen wie auch ethischen Ansprüchen genügt.

In der Wiener Secession wurde eine große Ausstellung eröffnet, die „österreichische Aktzeichnungen von Klimt bis heute“ zeigt und dem Andenken Herbert Boeckls, seiner künstlerischen Bedeutung und seinem Wirken im Abendakt an der Wiener Akademie der bildenden Künste gewidmet ist. Nicht wenige Vertreter der jüngeren Generationen, die in dieser fast achtzig Künstler und an 300 Arbeiten umfassenden Ausstellung aufscheinen, sind auch durch seine Schule gegangen und von diesem ebenso großen Lehrer wie Künstler beeinflußt worden. Das unterschiedliche Niveau der Ausstellung, in der hervorragende Beispiele österreichischer Zeichenkunst zu finden sind, ist weniger den Veranstaltern als den Ausstellern zuzuschreiben, unter die auch die jüngsten Vertreter der Anitikunst einbezogen wurden. Eine besondere Würdigung verdient die selbstlose Förderung des großzügigen Unternehmens durch die Action Tusch, die einen vorbildlich ausgestatteten Katalog beisteuert. Eine umfassende, anregende und diskutable Schau, die zu eingehendem oder öfterem Besuch auffordert,

Besucher von Perchtoldsdorf sollten es nicht versäumen, auch die Galerie Espresso „Romcraum“ aufzusuchen, die seit einiger Zeit verdienstvollerweise in ihren Räumen Ausstellungen veranstaltet, darunter zum Beispiel eine tschechoslowakischer Gobelins, und unter ihrem äußerst regen Besitzer Herrn Kozis-nik an einen regelrechten Ausstel-lumgsaustausch mit anderen Ländern, darunter der UdSSR, denkt. Derzeit sind dort Ölbilder des jungen Leander Bukoschek zu sehen, der ehrlich und bemüht in seinen Arbeiten um Form und Aussage ringt.

Recht sehenswert ist auch die Ausstellung „österreichische Malerei und Skulptur nach 1.945“ in der Galerie Würthle, die auf knappem Raum einen“ abwechslungsreichen Überblick über die verschiedensten Tendenzen innerhalb der letzten 24 Jahre gibt.

Einer der in ihr vertretenen Künstler, der Maler Karl Stark, stellt in der neuen „Galerie Seilerstätte“ — Ecke Weihburggasse — eine größere Anzahl von Gouachen und Ölbildern aus. Seine Landschaften und Blumenbilder, die in heftigen Farben klingen ohne bunt zu sein, scheinen in den letzten Jahren immer mehr zusammenzuwachsen ohne ihren Anschluß an die frühen Bilder Herbert Boeckls und die Blumenaquarelle Dobrowskys verloren zu haben. Die Intensität, mit der optisches Erleben bei Stark immer wieder expressiv umgesetzt wird, überzeugt erfreulicherweise bei den meisten Arbeiten stets aufs Neue.

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