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Bastion der Moderne

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In der Galerie nächst Sankt Stephan begeht man gerade ein zweifaches Jubiläum: Die Selbst-dokumentation mit Plakaten und Prospekten, mit Bildern und Skulpturen aus zwölfjähriger Galierie-aktivität gilt auch Msgr. Otto Mauer, der kürzlich seinen 60. Geburtstag gefeiert hat.

Die Galerie nächst Sankt Stephan ist seit zwölf Jahren eine Wiener Bastion der Moderne. Zuschnitt und Programm sind von allem Anfang durch die Persönlichkeit des Gaterie-leiters Msgr. Otto Mauer geprägt worden. Man begann mit gutem Hergebrachtem, mit Boeckl, Kubin. Ensor, Oordnth und Chagall, um sich alsbald für die neuesten Kunstströ-mungen einzusetzen. Otto Mauer und seine Galerie Sankt Stephan (wie sie damals noch hieß) haben für die abstrakte und informelle Bildnerei in Österreich Bahn gebrochen. In der Grünangergasse hielten (damals bestaunt und ganz und gar nicht akklairniert) Wols und Baumeister, Mathieu, Saurer,' Schumacher, Sam Francis und Sonderborg Einzug. Dort versammelten sich auch die progressiven Geister des einheimischen Nachwuchses. Die Galerie Sankt Stephan hat vor allem ihr Malerkleeiblatt Wolfgang Hollegha, Josef Mikl, Markus Prachensky und Arnulf Rainer zu einem Renommee geführt, dessen es sich heute erfreut. In der Grünangergasse haben Maler wie Lassnig, Oswald Oberhuber, Fritz Hundertwasser, der auf tragische Weise früh verstorbene Bildhauer Andeas Urteil und manch sonst einer ausgestellt. Auch für ändere Künstler waren ihre Ausstellungen nächst Sankt Stephan wichtige Etappen ihrer Laufbahn und Entwicklung.

Man hat in der Grünangergasse, lange bevor es ein Museum des 20. Jahrhunderts im Schweizergarten gegeben hat, die Kunst dieses Jahrhunderts als etwas Komplexes und Ganzheitüches verstanden und eingesehen, daß man die einzelnen Kunstsparten besser nicht voneinander trennen sollte. Darum hat man die Ausstellungen zeitgenössischer Bildwerke mit Auitorenlesungen, musikalischen Aufführungen, Vorträgen, Fiimaibendien und sonstigen Dokumentationen vervollständigt; lange bevor es Mode geworden ist, hat man in der Grünangergasse Fragen des zeitgenössischen Kirchen-baues und der gerade aktuellen Architektur forciert. Jahr für Jahr wurden „Internationale Kunstgespräche“ veranstaltet und dafür Prominenz aus ganz Europa nach Österreich geholt. Daß dies alles durch Privatinitiative und noch dazu unter Leitung eines Geistlichen möglich gewesen ist, wird auch (und gerade) im Ausland staunend zur Kenntnis genommen.

Die Galerie nächst Sankt Stephan ist eine Galerie (und ist in Anerkennung ihrer „pilotierenden“ Verdienste zum. vorjährigen Salon de>r Püotengalierie nach Lausanne eingeladen worden), sie ist aber keine Kunsthandlung, in der Kunst nach Geschäft gehen muß. Das hat ihre Einzigartigkeit im österreichischer-, ja im internationalen Kunstwesen mitbegründet. Sie besteht seit zwölf Jahren. Zwölf Jahre reichen nach den Worten des GalieriemaleTS Josef Mikl aus, um herauszustellen, „was gehudelt und geschludert“ und was „anständig getan“ worden ist.

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