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DAVE CHAPMAN, einer der führenden Designer Amerikas, erklärte kürzlich auf einem Kongreß: „Man kann neue Märkte gewinnen, indem man eine .künstliche Ueberalterung' der Produkte schafft (,synthetic obsolescence') oder indem man den alten Produkten ein neues Gesicht gibt Ostyling'); man kann aber auch den potentiellen schöpferischen Geist eines Wirtschaftssystems mobilisieren, um vollkommen neue, unberührte Märkte durch neue Produkte, die neuen Funktionen dienen, zu erschließen: und das ist, im großen gesehen, .Designing'.“

BEQUEMERE SITZMÖBEL will die Dunlopillo Division der Dunlop Rubber Company vom „Furniture Development Council“ entwerfen lassen. Man steht auf dem Standpunkt, daß in den letzten Jahren wohl sehr viel zur Verbesserung der Sitzmöbel für Arbeitszwecke, aber nichts für Möbel, die zur Entspannung dienen, geschehen ist. Um diesen Unzulänglichkeiten abzuhelfen, investiert die Firma jährlich tausend Pfund durch drei Jahre für eingehende Untersuchungen, Modelle usw. — Man kann sicher sein, daß es trotzdem kein Verlustgeschäft sein wird.

EINE REISEAUSSTELLUNG, „Die gute Form“, die vom Schweizerischen Werkbund veranstaltet wurde, befindet sich gegenwärtig auf der ReiJt durch die USA und Kanaa- Deutsche, schwedische und englische Experten haben bei der Auswahl der Objekte mitgewirkt. Thematisch schließt die Schau neben Industrieprodukten auch Landschaftsplanung, Innenraumgestaltung und Ausrüstung für Sport und Spiel ein.

AUCH IN NEW YORK wurde nun ein „Design Centre“ mit einer Dauerausstellung von beispielhaften Produkten eröffnet, wie sie schon in Kopenhagen (Den Permanente), Oslo (Forum) und London (Design Centre) besteht.

UND IN BROOKLYN besuchten 45.000 Personen die Ausstellung „Wohnungseinrichtung — alt und neu“, die im Museum von Brooklyn gezeigt wurde; man hoffte dadurch, besonders die sehr traditionsgebundenen Kreise anzusprechen. Tatsächlich stieg Nachfrage und Absatz von guten neuzeitlichen Möbeln in der Folgezeit beträchtlich.

PRODUKT-ARCHITEKTUR ist die Bezeichnung für „Industrielle Formgebung“ in den UdSSR. Es gibt in Rußland heute mehr Ingenieure und Techniker als in irgendeinem anderen Land. Wir können sicher sein, daß man dort nicht nur den Namen für Formgebung hat, sondern daß man auch in der Sache selbst mit Riesenschritten vorankommen wird.

KONSUMENTENANSPRÜCHE UND WERBUNG müssen besser aufeinander abgestimmt werden. Zu diesem Zweck hat die englische „Advertising Association“ unter Sir F. Hooper ein eigenes Komitee zusammengestellt, das auf dieses Ziel hinarbeiten soll.

25 JAHRE GEBRAUCH haben den Stil eines Hammers so geformt, daß er genau in die menschliche Hand paßt. Das geht aus einer Mitteilung der „Aetna Works“ Sheffield hervor. Es ist doch wohl naheliegend, in Zukunft die Hammerstiele gleich so zu formen und sich die Wartezeit von 25 Jahren zu ersparen.

EIN KURVENLINEAL aus Plastik, das sich durch besondere Flexibilität auszeichnet, wurde in England herausgebracht. „Hansa-Cobra“ zeigt wieder einmal, daß die Reihe der Produkte, die sich die spezifischen Eigenschaften der Kunststoffe zunutze machen, noch bedeutend erweitert werden kann.

Die Kodak-„Starflash“ ist ein unwahrscheinlich robuster Photoapparat, dem auch schwere Erschütterungen und harte Stöße in keiner Weise etwas anhaben. Man möchte die Kamera mit dem Prädikat „Kamera für 100.000 Kilometer“ oder als optisches Notizbuch für den Kraftfahrer bezeichnen. Vielleicht wäre aber auch die Bezeichnung „stummer Zeuge“ nicht fehl am Platz. Das Gerät ist eine handliche Box mit fix angebautem Blitzgerät, komplett aus Kunststoff, so auch der verchromte Schirm der Blitzlichtvorrichtung. Weder Blenden- noch Zeiteinstellung sind erforderlich. Eine Spezialoptik garantiert erstklassige Wiedergabe auch bei Farbaufnahmen. Das angeschlossene, synchron laufende Blitzlichtgerät bürgt für einwandfreie Aufnahmen unter allen Voraussetzungen, also auch bei Nacht oder bei sonstigen schlechten Lichtverhältnissen. Das Bildformat ist 4 X 4 cm bei zwölf Aufnahmen pro Film. Daß die Kamera einem dringenden Bedürfnis Rechnung getragen hat, geht vielleicht am besten daraus hervor, daß sechs Monate nach Erscheinen dieses Gerätes in 'Amerika bereits mehr als eine Million Stück verkauft waren. Der geringe Preis (276 S) erleichtert den Entschluß, diese Kamera ständig im Handschuhfach mit sich zu führen und zu belassen.

Ein spezielles Zubehör für den Volkswagen erregte besondere Aufmerksamkeit. Es ist dies das „J u d s o n“ - G e b 1 ä s e, das in Amerika von einer ' der größten Kompressorfabriken ausschließlich für den VW entwickelt wurde und diesem Fahrzeug als Aufladegebläse hervorragende Leistung vermittelt. Wir hatten Gelegenheit, noch vor Beginn der Automobilaus-stellung einige Versuche mit einem mit ,Judson“-Gebläse versehenen VW zu unternehmen. Das Resultat ist außerordentlich befriedigend. Das Fahrzeug erhält das Temperament, das man von einem modernen Wagen dieser Größe heute erwartet. Das Werk gibt eine Leistungssteigerung von 35 Prozent an. Die Tatsache, daß das Fahrzeug in der Spitze kaum schneller wird, ist als ausgesprochenes Positiyum zu werten, da die gesamte Konstruktion sb angelegt ist, daß höhere Geschwindigkeiten als etwa 120 Stundenkilometer bereits in den Sicherheitsfaktor übergreifen und daher schwerlich zu verantworten wären. Dadurch, daß das Beschleunigungsvermögen jedoch wesentlich erhöht wird, erfährt auch die Verkehrssicherheit eine Erhöhung, da Ueberholvorgänge nunmehr rasch durchgeführt werden können. Ein weiteres Plus ist die Erhöhung der Elastizität in den einzelnen Gängen. Es ist nicht zu verwundern, daß dieses Gebläse gerade in Amerika entwickelt wurde. Die Ursache hierfür liegt darin, daß der Amerikaner bei seinen Fahrzeugen rassiges Beschleunigungsvermögen erwartet und nur wegen immer drängender werdenden Verkehrsschwierigkeiten in den Städten vielfach auf kleinere Wagen zurückgreifen muß. Um nun beim VW das erwünschte Beschleunigungsvermögen zu erreichen, ging man den Weg über dieses Niederdruckgebläse. Wir sind heute schon davon überzeugt, daß auch in Oesterreich eine Reihe von VW-Fahrern sich gern dieses Aggregats bedienen werden, um ihr Fahrzeug rassiger zu gestalten.

Auf dem Autosektor fielen uns natürlich eine Reihe von Erzeugnissen auf. Einen Bericht darüber wollen wir jedoch einer späteren Nummer vorbehalten, da wir der Meinung sind, daß der Leser von einer kurzen und daher wenig übersichtlichen Darstellung kaum befriedigt sein dürfte. Wir wollen jedoch nicht verabsäumen, auf eine Reihe von Fahrzeugen hinzuweisen, die absolut sehenswert sind. Wir denken hier zum Beispiel an den neuen Sunbeam-Rapier, einen englischen sportlichen Tourenwagen von absoluter Rasse, ein Fahrzeug für Liebhaber, das jedoch, wie wir hier betonen möchten, kein „Liebhaberfahrzeug“ ist, denn unter dieser Bezeichnung versteht man heute vielfach hochgezüchtete, im rauhen Alltagsgebrauch nicht immer einwandfrei befriedigende Automobile, die eben auf Grund einer sehr sorgfältigen Pflege und entsprechender Bedienung wohl viel zu bieten vermögen, jedoch ebenso wie hochgezüchtete Rennpferde nur für ganz bestimmte Verwendungszwecke geeignet sind. Der Sunbeam-Rapier ist ein harter Gebrauchswagen, dem man dies jedoch optisch nicht ansieht und der durchaus dazu prädestiniert ist, seinen Besitzer auch im Alltagsgebrauch bei durchaus normaler Pflege zufriedenzustellen. Wir werden über dieses interessante Fahrzeug, das als Innenlenker und nunmehr auch als Kabriolett erhältlich ist, in absehbarer Zeit einen Fahrbericht bringen und wollen daher hier nicht weiter darauf eingehen.

Fahrzeuge, die eine ganz bestimmte Käuferschicht ansprechen, sind seit Jahren die D K W-Wagen, temperamentvolle, bis zum Letzten entwickelte Zweitakter. Der DKW 600, den wir auch sehen konnten, ist eine Kleinwagenkonstruktion des Werkes, die allerdings erst im Prototyp vorhanden ist, aber, wie wir erfahren, noch im Laufe dieses Jahres in Serie gehen soll. Die anderen Typen, wie der DKW 1000, den wir wohl schon im Straßenbild Wiens sehen konnten, der am Stand aber dennoch zahlreiche Interessenten fand, sind als sehr interessant anzusprechen. Besonders wollen wir hier auf das Sportcoupe hinweisen, das ebenso wie der 600er in der Frankfurter Automobilausstellung vergangenen Jahres zu den meistbeachteten Typen zählte.

Ein Fahrzeug, das sich in absehbarer Zeit in Oesterreich durchsetzen dürfte, ist die R e-nault-Fregate, ein Wagen, den wir im Straßenbild seit Jahren sehen, der aber auf Grund geringer Stückzahlen eigentlich nicht besonders hervortrat. Nunmehr hat man sich bei Renault entschlossen, in das Fahrzeug eine vollautomatische Kraftübertragung einzubauen, wodurch es sich nunmehr wie ein amerikanischer Wagen fährt. Das Kupplungspedal entfällt vollkommen, die Bedienungseinrichtung ist angenehm und das Fahrzeug dadurch zu einem der interessantesten europäischen Mittelklassewagen geworden. Renault hat hier eine Neuerung begonnen, die man sich auch von anderen europäischen Automobilfabriken für die Mittelklasse wünschen würde. Da man mit Störanfälligkeit dieser Konstruktion kaum zu rechnen hat, haben diese französischen Fahrzeuge nunmehr einen bedeutenden Vorteil. Wenn eine Serie eine französische Automobilfabrik verläßt, dann kann der Kunde sicher sein, daß er für sein eigenes Geld nicht der Fahrversuchs-abteilung als Freischaffender beigetreten ist, wie dies manchmal bei anderen Automobilfabriken der Fall sein mag. Auf Grund der Beanstandungen durch die Käufer wird dann die zweite Serie abgeändert und verbessert. Die französischen Fabriken geben erfahrungsgemäß ein Fahrzeug erst dann in Serie, bis die Kinderkrankheiten wirklich behoben sind. Diese Tendenz ist so offensichtlich, daß man nun auch bezüglich der vollautomatischen Kraftübertragung bei der Fregate darauf bauen darf. Ein weiterer Zug der französischen Autoindustrie ist es, Neukonstruktionen nur selten zu ändern, so daß man stets annehmen kann, daß auch dieses nun viele Jahre unverändert abgesetzt wird.

Wir möchten aber auch nicht verabsäumen, darauf hinzuweisen, daß Peugeot wohl mit keiner Neukonstruktion oder sonstigen Aende-rung, dafür aber mit einem besonderen Messeschlager, einer fühlbaren Preisermäßigung des gesamten Bauprogramms, aufzuwarten hat, ohne daß diese in irgendeiner Form auf die Qualität oder Ausführung des Erzeugnisses drückt. Es handelt sich demnach um eine echte Preisermäßigung, und dies ausgerechnet bei einem Fahrzeug, das es qualitätsmäßig absolut nicht notwendig hat, seinen Kaufpreis herabzusetzen, da der Absatz bisher ein ausgezeichneter war und auch keinerlei rückläufige Tendenz zeigte. Die Qualität dieser Fahrzeuge ist so hochstehend, daß es das Werk nicht notwendig hatte, Werbefeldzüge für sein Erzeugnis zu unternehmen, sondern die ersparten Mittel vielmehr dem Käufer zugute kommen können. Eine Firmenpolitik, die man nur begrüßen kann.

Wenn man die Automobilausstellung und die ihr angeschlossene Zubehörschau mit Verständnis besucht und bestrebt ist, brauchbare Resultate und Erkenntnisse mitzunehmen, dann wird sie für jeden Kraftfahrzeuginteressierten gewinnbringend sein. Nicht zu übersehen ist, daß der Besucher dieser Ausstellung nach zwei Jahren nunmehr wiederum die Möglichkeit hat, das gesamte, in Oesterreich besonders reichhaltige Verkaufsprogramm auf engstem Raum in optischer wie auch preislicher Gegenüberstellung vereinigt zu finden. Dies dürfte für den Käufer der nächsten Zeit von besonderer Bedeutung sein, da es sogar für den Fachmann nicht mehr ohne weiteres möglich ist, ein für ihn wirklich passendes Fahrzeug auszuwählen und zu erwerben.

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