6672666-1961_06_14.jpg
Digital In Arbeit

Bildende Kunnst

Werbung
Werbung
Werbung

Ta Paris erhielt ich die entscheidenden Impulse, die mich ver- anlaßten, zum abstrakten Maler zu werden. Schon Jahre vorher hatte ich mich, obwohl ich vom Gegenständlichen herkam, mit der künstlerischen Abstraktion befaßt, doch hatte ich damals das Gefühl, gerade in Wien nicht weiterzukommen und im Kreise herumzugehen. So empfand ich es als wahres Glück, als mich im Jahre 1957 ein Stipendium der französischen Re- gieiung nach Paris rief. Damals war ich eben dreißig Jahre alt und hatte die Wiener Akademie bei Gütersloh, Dobrowsky und Pauser hinter mich gebracht. Zehn Semester verbrachte ich an der Akademie, anschließend noch weitere vier Semester an der Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt, wo ich mich bei Ran- zoni und Quittan weiterbildete. Ich darf an dieser Stelle, ohne mich der Selbstbeweihräucherung schuldig zu machen, auf die große Intensität hinweisen, mit der ich bestrebt war und bin, mein Können im technischen wie im routinemäßigen Sinn zu heben und zu festigen.

Aber zurück zu meinem Aufenthalt in Paris: Ich ging hin, um zu lernen, vor allem aber, um mir Klarheit über die Fragen künstlerischer Gestaltung zu erwerben. So arbeitete und lernte ich an der Academic Ranson bei dem berühmten Amerikaner S. W. Hayter, der die Kunst der Radierung in vollkommener Weise meistert und sein Schaffen ganz in den Dienst abstrakter Gestaltung stellt. Meine zweite Lehrstätte war die Academie de la Grande Chaumiėre. Tatsächlich fand ich in Paris meinen festen Stil in der Abstraktion und machte mich eingehend mit den Problemen und Möglichkeiten einer reinen, ganz unillusionistischen Flächenkunst vertraut.

Im Anschluß an das Pariser Stipendium verhalf mir das Bundesministerium für Unterricht zu einem längeren Aufenthalt am Österreichischen Kulturinstitut in Rom, wo mir ein großes Atelier und auch finanzielle Mittel zur Verfügung standen. In Rom gelang es mir, meine Gedanken über die Abstraktion zur künstlerischen Aussage zu machen; meine Arbeiten gewannen so immer mehr an Form und Gestalt. Ein glücklicher Zufall fügte e , daß ich im Frühjahr 1958 an der großen Internationalen Ausstellung in der Via Margutta teilnehmen konnte. Als bester abstrakter Maler wurde ich bei einer Teilnahme von 22 Nationen mit der Silbernen Rom-Medaille ausgezeichnet. Nach meiner Rückkehr nach Wien blieb ich dem in Rom erarbeiteten abstrakten Stil treu und trat mit zwei Ausstellungen von Arbeiten dieser Art an die Öffentlichkeit.

Bald erkannte ich jedoch, daß ich mit der abstrakten Malerei Schluß machen müsse, um nicht gänzlich in Konvention und nicht mehr entwicklungsfähiger Überspezialisierung steckenzubleiben. Außerdem fürchtete ich, meiner Beherrschung des Gegenständlichen vom rein Könnerischen her verlustig zu gehen.

So war ich also gezwungen, zweimal in meinem Leben den Mut zum „Schlußmachen" aufzubringen, einmal, als ich mich vom Gegenständlichen der Abstraktion zukehrte, das zweite Mal, als ich den Weg zurück vom Abstrakten zum Gegenständlichen gehen mußte. Ich hatte erkannt, daß die Welt des Gegenständlichen künstlerische Probleme in Genüge zu bieten hatte und daß jeder Maler diese Welt beherrschen müsse. Es durfte nicht so weit kommen, daß ein Kunstfreund, der ein gegenständlich gestaltetes Werk zu besitzen wünscht, gleichsam zu einer Art Friseur gehen mußte, um zu bekommen wonach er sich sehnt.

Ich gebe zu, daß ich in der Auseinandersetzung mit der abstrakten Gestaltungsweise Dinge gelernt habe, die mir bei meinem Bemühen, die Welt des Gegenständlichen nachzugestalten, immens nützlich sein können. Deshalb möchte ich mit all dem Gesagten nicht den Wert der Auseinandersetzung mit den abstrakten Stilen schmälern, doch bin ich überzeugt, daß es für einen Maler gefährlich ist, im Abstrakten steckenzubleiben. Ich weiß aus eigener Erfahrung, welch enorme Kraft man braucht, um den Weg aus dem Abstrakten zurückzufinden; was mich anbelangt, kann ich sagen, daß mir der Weg zurück Gott sei Dank möglich gewesen ist. Keinesfalls möchte ich, daß die Hasser des Abstrakten Kapital aus meinen Feststellungen schlagen, vor allem will ich mich nicht auf ihre Seite stellen. Ich weiß, daß Kunst Demut braucht, und demütig möchte ich sein.

Mein jetziges Schaffen richtet das Hauptaugenmerk auf den Menschen und seine Umwelt. Vor allem Massenszenen interessieren mich ganz besonders, und so bemühe ich mich, Ereignisse -- wie eine Parade auf dem Ring, den Maiaufmarsch auf dem Rathausplatz, die Fronleichnamsprozession auf dem Graben, die Glockenweihe im Stephansdom und sogar den Empfang des Schahs von Persien vor dem Hotel Imperial - festzuhalten. Auch meine nächsten Aufgaben werden auf diesem Gebiete liegen.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung