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Bildende Kunst der Gegenwart in Kärnten

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Die Künstlerschaft Kärntens, die sich nun wieder im Kunstverein zusammenfand, veranstaltet jetzt, da ihr eigenes Heim derzeit ihr nicht zur Verfügung steht, im Wappensaale des Klagenfurter Landhauses eine recht beachtliche und qualitativ gute Ausstellung ihrer Mitglieder. Sie bietet damit im großen ein gutes Spiegelbild der gegenwärtigen künstlerischen Entwicklung des Landes, dessen Tradition vor allem in der monumentalen Freskokunst seine Wurzeln besitzt. Dodi führte sie seit ie-hcr ein Sonderdasein, da dem Lande ein geistig-künstlerischer Mittelpunkt fehlt, wie ihn einstens die Höfe von Salzburg, Graz oder Innsbruck bildeten. Die Künstler gingen daher ihre eigenen Wege, ihr Schaffen ist stark mit dem Bodenständigen und Heimatlichen verbunden; die Landschaft vor allem ist ihnen Vorbild und Lehrer, aus ihr holen sie sich ihre Anregungen und künstlerischen Kräfte. Das Bedächtige, Intuitive und Unverdorbene des Gebirgsbewohners ist ihm eigen, der alles Unnatürliche, Ungesunde und Uberproblematische ablehnt; sie holen sich auch von auswärts Anregungen, verarbeiten diese mit seinem gesunden Instinkt und verharren auf dem Boden des Realen.

Überblickt man die künstlerische Entwicklung Kärntens im 19. Jahrhundert, die zur heutigen Kunst herüberführt, so kennzeichnet sie ein Mangel an Kontinuität: sprunghaft gleichsam treten Künstlergruppen auf: in den ersten Jahrzehnten Eduard von Moro, Markus Pernhart, der Maler des Hochgebirges, August Prinzhofer, der leider heute vergessene Porträtlithograph, sowie Hans Gasser. Jahrzehnte später treten die Brüder Josef und Ludwig Willroider wie der Porträtist Gregoritsch in den Vordergrund, bis dann mit Wiegele, der leider 1944 einem Bombenangriff zum Opfer fiel, seinem Schwager Kolig und Clementschitsch, dem jetzt Sechzigjährigen, sowie mit dem etwas jüngeren Herbert Böckl das Kärntner Kunstschaffen in das helle Rampenlicht rückte und sich mit Fug und Recht behauptete.

Dieser geschichtlidie Überblick war notwendig, um die heutige Ausstellung zu verstehen. Sie kann keine historische Abfolge zeigen, das soll Aufgabe einer Landesgalerie werden, deren erster Ansatz nach der Besetzung 1938 zertrümmert wurde. Es ist das traurige Schicksal der Kärntner Kunst, daß sie heute kein Heim hat, das Museum durch Bomben zerstört und die einstigen Galerieräume für Kanzleien verwendet werden, wie denn auch das Künstlerhaus zu einer Vergnügungsstätte umgewandelt wurde, obgleich sich in seiner nädisten Nähe das Theater befindet. So mußten denn die Künstler froh sein, daß sie wenigstens im Wappensaale ausstellen konnten, den einst der Kärntner Barodcfreskant J. F. Fromiller mit den Wappen aller Stände sowie geschichtlichen Szenen schmückte.

Die Ausstellung zeigt, im großen gesehen, bei den Alten deren solide künstlerische Gestaltungskraft, bei den Jungen aber das ernsthafte Bestreben ihren künstlerischen Weg selbst zu bahnen. Die Malerei beherrscht die Ausstellung. Die Graphik fehlt diesmal leider ganz. Der Kärntner liebt mehr das Farbige, Malerische. So fand denn auch die Vielgestaltigkeit der Kärntner Landsdiaft und ihre Farbigkeit ihre Interpreten bei den Altmeistern Riederer, Kal-cher, Canaval, Poschinger und dem Nötscher Mahringer.' Böckl und K o 1 i g, in denen noch barockes Empfinden nachklingt, sind durch einige Arbeiten vertreten. Böckl zeigt eine „Auferstehung“, während Kol ig neben Aktstudien seine „Verlobten“ bringt, dessen Sohn Thaddäus in den Akten und dem sonnig gehaltenen Porträt seiner Frau die richtungweisende Führung des Vaters verrät. Von den Altmeistern wären noch Florian und Clementschitsch zu nennen, von denen in jüngster Zeit Sonderschauen ihrer Arbeiten bei Kleinmayr veranstaltet wurden. Dr. R a n k 1 bringt nach jahrelangem Schweigen eine schöngetonte Gasteiner Landschaft sowie ein flott gearbeitetes Porträt, K 1 e i n e r t ein lebensvolles Bild Pater Innerkoflers. Ebner mit Studien aus dem Norden, Weiß mit einem Selbstbildnis neben einer „Maria im Grünen“, Loisl mit seinen großangelegten „Pferden im Schatten“ lassen neben Urban und Unterkreu-ter den Nachwuchs hoffen, während Laßnig, Schmidt und vor allem Wände mit seinem Selbstporträt manches vermissen lassen. Zahlbruckner ist wieder durch Märchendarstellungen und der Meister der Intarsia, Architekt B u c h e 11, durch ein Bild der Hollenburg vertreten. Im ganzen eine recht befriedigende Schau.

Im Hause Kleinmayr, das in vorbildlicher Weise eine, wenn auch räumlich beschränkte Galerie schuf, stellt jetzt Architekt K. R. Lammel Aquarelle und Temperastudien aus. Ob er den Gurker Dom oder die Stadtmauer von Kitzbühel, den Grazer Landhaushof oder Salzburg aufs Papier zaubert oder das farbenfrohe Winterbild der Hohen Leier, immer sind es tüchtige, ansprechende Leistungen. Als Architekt schuf Lammel in seinem „Studioprodukt“ eine Reihe von Entwürfen für das Haus, in denen er Qualität im Werkbundsinne zur Geltung bringt. Dr. G. H. N e c k h e i m nommen. Die Wissensdiaft der Amerikanistik hat, wie man feststellen konnte, auch in den Kriegsjah'ren bemerkenswerte Fortschritte gemacht. Eingehende Erörterung fand, das von Dr. A. Metraux geplante Unternehmen, namentlidi mit Hilfe der UNESCO eine umfassende und gründliche ethnologische Erforschung des ganzen Amazonas- und Orinokogebietes im Verlaufe der nächsten fünf bis zehn Jahre durchzuführen. Dazu sollen geeignete jüngere Fachvertreter aus der ganzen Welt herangezogen werden. — Es war von Bedeutung, daß der Kongreß von den Spitzen der französischen Öffentlichkeit, dem Präsidenten der Republik, der Nationalversammlung und dem Oberbürgermeister von Paris, empfangen wurde. Die nächste Tagung soll in New York oder in einer anderen amerikanisdien Stadt stattfinden.

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Anfangs September fand eine Tagung der Auslandschwei z“er' in Bern statt, auf der Bundesrat Petitpierre berichtete, daß derzeit 70.000 Schweizer, die vor 1938 im Ausland lebten, in die Schweiz zurückgekommen sind. Die Schäden, die juristische oder natürliche Personen im Ausland erlitten haben, betragen 2.300,098.300 Schweizer Franken. Da das Völkerrecht keine Bestimmung kennt, daß Kriegsschäden von Angehörigen neutraler Staaten vergütet werden müssen, konnte bisher kein Erfolg durch Verhandlungen mit den betreffenden Staaten erreicht werden. Auch die Eidgenossenschaft selbst ist nicht imstande, für den Schaden seiner Staatsbürger aufzukommen. Doch hat ein Bundesbeschluß vom Oktober 1946 den heimkehrenden Landsleuten einen Kredit von 70 Millionen Schweizer Franken eingeräumt.

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Auf Schloß Eranos, in der Nähe von Ascona (Schweiz), finden sich alljährlich Wissende und Suchende aller Zonen des Geistes für eine Woche zu einer Tagung ein. Die diesjährige Eranostagung, die vom 18. bis 26. August stattfand, war dem Thema „Das Menschenbild“ gewidmet. Kennzeichnend für diese Tagung war nach einem Bericht des „Vaterland“, daß die christliche Konzeption und Schau'des Menschenbildes in den Vordergrund trat. Bei der Tagung sprachen Gelehrte aus der Schweiz, Ungarn, Frankreich, England, Österreich, Holland und Deutschland. Als den Höhepunkt der Tagung bezeichnet das „Vaterland“ den Vortrag des Österreichers Professor Hugo Rah n er, Innsbruck, der über „Das Menschenbild des Origines“ sprach und dabei das Drama des Anthropos aufrollte, wie es sich im Geiste des Origines, dieses auch heute noch weiterwirkenden christlichen Theologen spiegelt.

Uber die Verheerungen, die die Dürre in Süddeutschland angerichtet hat, gibt ein Bericht der in Freiburg i. B. erscheinenden „Badischen Zeitung“ vom 2. September 1947 ein überaus trauriges Bild. Die oberrheinische Tiefebene und die südliche Abdachung des ganzen Schwarzwaldes sind in gleicher Weise betroffen. Bei einer Fahrt, die der badisdie Landwirtschaftshauptverband veranstaltete, wurde festgestellt, daß in der Gegend um Neuenburg, Seefelden, Griesheim usw., wo es seit Mai nicht mehr geregnet hat, die Obstbäume absterben. Infolge der Futterknappheit, zu deren Überwindung manche Bauern bereits Stroh verfüttern mußten, ist der Milchanfall in diesen Gebieten zur Hälfte gesunken. Die rh einnahen Gemeinden des Kreises Mühl-heim scheiden voraussichtlich in der allernächsten Zeit überhaupt aus der Milchablieferung aus, weil das Vieh auf den dürren Wiesen kaum mehr Futter findet. Nur fünf von einundachtzig Gemeinden des Kreises Waldshut im Schwarzwald sind mit Futter einigermaßen normal versehen. In diesem Kreis allein müssen vier- bis fünfhundert Stück Vieh abgestoßen werden.

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In einer Rede in Princeton (USA) erwähnte kürzlich der Vorsitzende der Carnegie-Stiftung, daß die Regierung der Vereinigten Staaten von Amerika jetzt für wissenschaftliche Forschungen aller Art dreihundertmal soviel ausgibt als vor dem letzten Krieg. s

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