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Fotoreportagen von Erich Lessing im Palais Harrach in Wien.

Ich bin ein Geschichtenerzähler", sagt der Fotograf Erich Lessing über sich, dessen Werk das Kunsthistorische Museum im Palais Harrach die Hommage "Vom Festhalten der Zeit, Reportage-Fotografie 1948-1973" gewidmet hat. Lessing spricht von seinen zwei Berufsleben, die Zeit der tagesaktuellen, politischen Reportage und der Zeit der Hinwendung zur Geschichte. Über 40 Buchtitel belegen seine fotografische Auseinandersetzung mit der griechischen Mythologie, Religion und Kunst, mit Wien und den europäischen Landschaften.

Der 1923 in Wien als Sohn eines jüdischen Zahnarztes geborene Erich Lessing musste 1939 nach Palästina emigrieren, wo er sich schlecht und recht durchbrachte, bis er schließlich Fotograf wurde.

Fotos der Ungarischen Revolution

Als er 1947 nach Österreich zurückkehrte, trat er in die Dienste der amerikanischen Agentur Associated Press (AP). Bald publizierten auch führende Zeitungen und Zeitschriften wie "Life", "Paris Match" und "New York Times" seine Fotoreportagen. Sein Spezialgebiet: politische Konferenzen und das Leben im kommunistischen Europa. 1951 trat er "Magnum" bei, einer Interessensvereinigung für Fotografen, um bei der Textgestaltung der Bilduntertitel mitzuwirken.

"Eine Reportage baut sich auf, indem sie eine gesamte Geschichte erzählt mit einem Höhepunkt, und das Höhepunktbild einer Reportage muss am Schluss alles beinhalten, was in der Geschichte, in den 10 oder 15 oder 30 Bildern, die ich fotografiert habe, drinnen ist." Solche Geschichten hat er viele in seinem Arbeitsleben erzählt, berühmt hat ihn jene über die Ungarische Revolution im Jahr 1956 gemacht. Seine Bilder der Straßenschlachten in Budapest wurden vielfach abgedruckt und brachten ihm einen seiner zahlreichen Preise ein. Heute sind sie wertvolle Zeitdokumente. Lessing gab der Zeitgeschichte nicht nur das Gesicht des einfachen Menschen, des Arbeiters, Bettlers, er porträtierte die Mächtigen, Politiker, Wirtschaftsmagnaten.

In den frühen Sechzigerjahren erfolgte die Abkehr von der politischen Reportage zugunsten der "Evokationen" - dokumentarische Fotos von Künstlern bei ihrer Arbeit. Film- und Kunstwelt sowie Leben und Tratsch über deren Protagonisten waren für den Zeitungsleser nunmehr von Interesse.

Die Fotos in der Ausstellung sind nicht nach Reportagen, sondern nach Themen geordnet, was zwar interessante Bildvergleiche zulässt, aber manchmal doch irritiert. Einige Bilduntertitel sind leider falsch.

Das "Erich Lessing Culture and Fine Arts Archive" beinhaltet 30.000 Bilder und ist unter www.lessing-photo.com abrufbar.

Erich Lessing, Vom Festhalten der Zeit

Palais Harrach, bis 13.10., täglich 10-18 Uhr

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