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Bücher über Kunst

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Führer zur Kunst. Von Heinrich L ü t z eler. Fünfte, neubearbeitete Auflage. Verlag Herder, Freiburg 1951. Mit 188 Bildern im Text.

Da6 Buch de6 weithin bekannten Verfassers vieler Schriften auf dem Gebiete der Kunst- und Geistesgeschichte hat sich trotz der großen Zahl ähnlicher Veröffentlichungen durchzusetzen gewußt, so daß es nun schon in fünfter Auflage erscheinen kann. E6 verdankt diese Durchschlagskraft der Originalität der Betrachtungsweise, die 6ich nicht in formalen Gesichtspunkten erschöpft, so sehr auch diese beachtet werden. Sein Hauptanliegen liegt vielmehr dann, die stetig sich wandelnde Beziehung von Mensch zu Gott, Mitmensch, Umwelt und Natur kritisch zu untersuchen. Daraus ergabt sich eine ganz eigenartige und vielseitig anregende Wertung der verschiedenen Kun6tperioden, ihrer Meister und Werke. Auch die dadurch bedingte Stoffverteilung ist weitab von der gewöhnlichen Schablone. Eine ungemeine Belesenheit ermöglicht es dem Verfasser, auch aus weit entlegenen Zonen Belege und Zitate beizustellen, die oft über raschend aufzuklären wissen. Fallweise Zusammenstellungen über Technik und Betrieb de6 Kunstschaffens sind dem Leser, der nicht ausübender Künstler ist, wertvoller Behelf. Der Versuch, von konkreter Schau aus. in das Wesen der Kun6t einzudringen, ist restlos gelungen.

Die Neubearbeitung ist durchgreifend in Text und Bild; ganz neu ist vor allem der Exkurs über Gebrauchsgraphik und Ornamentik. Die buchtechnische Durchführung hält das hohe Niveau, da6 man vom Verlag Herder zu erwarten gewöhnt ist.

Univ.-Prof, Dr. A. Weißenhofer

Dürer als Zeichner und Aquaiellist. Von Hähs T i e t z e. Mit 95 einfarbigen Abbildungen und neun Farbtafeln. Verlag Anton Schroll in Wien.

Dieses bedeutende Buch erwuchs aus dem „Kritischen Verzeichnis der Werke Albrecht Dürers“, das sein Verfasser 1928 bis 1938 gemeinsam mit Erika Tiėtze-Conrat herausgegeben, und in dem er mit schärfstem Skeptizismus versucht hat, das von der bisherigen Forschung geschaffene Bild des großen Nürnberger Meisters von allen zweifelhaften Zuschreibungen zu reinigen. Nunmehr unternimmt es Hans Tietze, Dürer in seinem eigensten und persönlichsten Schaffensbereich, nämlich als Zeichner und Aquarellisten, zu schildern. In klarer Gliede rung geht der Text in gedrängter Fülle von der Bedeutung des Zeichnens für Dürers Schaffen aus, umschreibt die Techniken, die der Meister seinen Absichten dienstbar gemacht hat, und mündet in einen Überblick über den Wandel seiner künstlerischen Ziele; es verfolgt also den Weg von des

Künstlers Werk zum Kern seiner schaffenden Persönlichkeit. Diese Darlegungen unterstützen ausgezeichnete Reproduktionen von Dürers Handzeichnungen und blendende Farbwiedergaben seiner Aquarelle, in denen sich der Kolorismus dieses Ingeniums in voller Freiheit und mit bahnbrechender Kühnheit offenbart. Aus der Fülle von Dürers zeichnerischem Nahlaß erfolgte die Auswahl dieser Bilder in der Absicht, die einzelnen Techniken und Verwendungszwecke zu veranschaulichen; es werden daher nicht allein repräsentative Prachtblätter gezeigt, sondern auch Skizzen, die ihr Urheber nicht für die Öffentlichkeit bestimmte, sondern nur als Arbeitsbehelfe benützte. So erscheint in diesem Buh gerade der beobachtende, arbeitende und forschende Dürer in seiner Vielseitigkeit; wohl aber verzichtet Tietze bewußt darauf, die einsam ringende Größe des Meisters und seine geistesgeschichtliche

Bedeutung zu umschreiben. Dagegen hallt in dem Buh noch der alle Streit nah, der zwischen seinem Verfasser und Friedrich Winkler, dem verdienten Erforscher von Dürers Handzeichnungen, die er in dem monumentalen Werk des Deutschen Vereins für Kunstwissenshaft herausgab, vor Jahren um Zuschreibungsfragen ausgefochten wurde. Wir meinen, daß diese Fehde in Fachzeitschriften und nicht vor das Publikum gehört, das aus dem neuen Schroll-Band ebensoviel Freude wie vertieftes Wissen schöpfen wird.

Von Giotto bis Chagall. Maler find Malerei. Von Liönellö Venturi. Ulktein-Verlag, Wien. 214 Seiten, 6 Kunsttafeln.

Venturi, der dieses Werk während der Emigration in New York schrieb, hat den Lehrstuhl für Kunstgeschichte der Universität Rom inne. Vielleiht war sein Aufenthalt in den USA nötig, ihm die Notwendigkeit eines Buches bewußt zu mähen, das in leiht faßlicher, moderner Sprache die Grundtatsachen alles künstlerischen Schaffens betrachtet — von Giotto bis Chagall zeigt Venturi, worauf e6 in der bildenden Kunst ankommt; die in Form glänzender Essays geschriebenen Stellungnahmen zu dem Werk einer Reihe der wesentlichsten Maler sind Variationen ein und desselben Themas. Er bedient Sich, seinem Gedanken der Identität von Werk und Persönlichkeit folgend, vielfach einer psychologischen Darstellungsweise und gelangt damit zu großer Anschaulichkeit. Wer eine in der Art eines Kunstlexikons zusammengestellte lückenlose Aufzählung und Schilderung der bekannteren Künstler der erfaßten Perioden sucht, wird nicht auf seine Rechnung kommen. Wem es dagegen darauf ankommt, die wesentlichen Züge der Entwicklung der abendländischen Malerei in einer klaren und tiefen, wenn auch persönlichen Sicht kennenzulernen, wird den schönen Band begrüßen. Venturis Leitgedanke ist dabei, wie 66 schon Otto Benesch in seinem Vorwort ausdrückt, einer Integration der Kunstgeschichte und der Kunstkritik den Weg zu bereiten. Vor allem kommt e6 ihm darauf an, daß die Kunstwertung danach erfolge, wie weit e6 dem Künstler gelingt, 6ein eigenes Gesetz in dem einzelnen Werk gültig zu erfüllen: dies bedeutet nach Venturis Ansicht, daß dem Kritiker kein allgemeiner, unbedingter Maßstab zur Verfügung steht, sondern daß er die Persönlichkeit des Künstlers in sein endgültiges Urteil einzubeziehen habe.

Wichtig ist an diesem Buch, daß es einen so weiten Zeitraum erfaßt, daß 66 die alte und die moderne Kun6t behandelt, vielen damit einen Schlüssel zum Verständnis der neuesten Strömungen gebend, die wie alles Gegenwärtige aus der Vergangenheit resultieren.

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