
Burnacini im Theatermuseum: Arlecchino am Kaiserhof
Das Wiener Theatermuseum holt mit der Ausstellung „Groteske Komödie: Lodovico Ottavio Burnacini“ einen vergessenen Meister des Barocktheaters und sein fantasievolles Werk vor den Vorhang.
Das Wiener Theatermuseum holt mit der Ausstellung „Groteske Komödie: Lodovico Ottavio Burnacini“ einen vergessenen Meister des Barocktheaters und sein fantasievolles Werk vor den Vorhang.
Mehr als 50 Jahre lang war er eine zentrale Figur am kaiserlichen Hof in Wien. Als einer der bedeutendsten Theateringenieure der Barockzeit errichtete er Opern- und Komödienhäuser, gestaltete prächtige Bühnendekorationen, ersann fantasievolle Verkleidungen für die höfische Gesellschaft und orchestrierte deren opulente Festlichkeiten. Die Rede ist von Lodovico Ottavio Freiherr von Burnacini, geboren 1636 in Italien, gestorben 1707 in Wien, wo er wenige Jahre zuvor in den Adelsstand erhoben worden war und als kaiserlicher Mundschenk ein Hofamt bekleidete.
Von seinem Vater, dem Theaterarchitekten und Bühnenbildner Giovanni Burnacini, mit dem er 1651 aus Venedig nach Wien kam, um dort in die Dienste Ferdinands III. zu treten, erlernte er vermutlich schon sehr früh sein Handwerk. Italien war seit der Erfindung der Kulissenbühne Mitte des 17. Jahrhunderts federführend in Sachen Theatertechnik. Karriere machte Lodovico schließlich unter Leopold I. (1657–1705), der ihn zum kaiserlichen Theateringenieur und leitenden Architekten berief, weswegen er auch am Bau des Leopoldinischen Trakts der Hofburg beteiligt war und eine Reihe von Denkmälern schuf.
Liebenswerte Monster
Anders als die Architektur ist das Theater aber eine ephemere Kunst. Originale Bühnenbilder und -apparaturen nach Burnacinis Entwürfen oder Kostüme für die prunkvollen und technisch höchst aufwendigen Barockopern sind nicht erhalten. Dennoch kann man das Werk dieses vergessenen Meisters noch bis Anfang Mai im Wiener Theatermuseum bestaunen, denn Burnacini war nicht nur ein Meister der Bühnengestaltung, sondern auch ein meisterlicher Zeichner.
125 farbenprächtige Zeichnungen aus seinem umfangreichen Werk sind in der Schau ausgestellt, das Thema lautet dabei Groteske und Komödie. Figuren der Commedia dell’Arte tänzeln ebenso über das Papier wie infernalisch-monströse Kreaturen, die an die beunruhigenden Geschöpfe von Hieronymus Bosch erinnern – dessen Weltgerichts-Triptychon übrigens auch noch einige Zeit im Theatermuseum beherbergt wird und eine Etage oberhalb der Räumlichkeiten der Sonderausstellung besucht werden kann.
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