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Christentum in Bildern

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Tschisnitsja" (ukrainisch) ist ein Faden im Kreuzstich, der kleinste Bestandteil einer Stickarbeit, der erste Zug der „gestickten Weltlegende". Für den ukrainischen Maler Prokip Kolisnyk ist Tschisnitsja auch die kürzeste Linie eines Bildes, ein Quant des l.ebensmysteriums und das Individuum innerhalb des Universums, der Mensch vor Gott.

„Tschisnitsja-Gemälde" nennt der Künstler die ausgestellten Werke, mit denen er vor allem eines ausdrücken will: „Daß die menschliche Seele frei ist." In einer glaubensfeindlichen Umwelt aufgewachsen findet Kolisnyk, der sich selbst „nicht als religiös" bezeichnet, in seinen Bildern dennoch zu starken christlichen Bezügen. Mit modernen Ikonen werden seine Gemälde gern verglichen - das mag für andere Werke mehr zutreffen als für „Tschisnitsja". Auch die ausgestellten Bilder sind Ausdruck seiner philosophischen Auseinandersetzung mit dem Christentum.

Als Vertreter der ukrainischen Transavantgarde verbindet Kolisnyk zwanglos figurale und abstrakte Elemente. „Keine Bilder von Symbolen" möchte er malen, sondern „Symbolbilder", die seine persönliche Philosophie dem Betrachter vermittehr -umso bemerkenswerter ist, daß er dabei immer wieder zu traditionellen christlichen Motiven zurückfindet.

Der 1957 im Dorf Potaschnja bei Vinnycja (Winniza) in der Ukraine geborene Maler lebt heute in Presov in der Qstslowakei. Mitveranstaltet wurde die AViener Ausstellung vom „Andy-Warhol-Museum für moderne Kunst" in der ostslowakischen Stadt Medzilaborce. Was Kolisnyk mit Andy Warhol verbindet: Auch er war „ukrainischer" Abstammung, seine Familie gehört der ruthenischen Minderheit in der Ostslowakei an.

Der Gründung des Warhol-Mu-seums 1991 gingen zehn Jahre Kampf gegen die kommunistischen Behörden voraus. Heute sind dort neben Warhols Pop-Art auch Werke Kolis-nyks zu sehen. Zeichen einer neuen Zeit, oder, wie es Dmytro Pavlycko, ukrainischer Botschafter in der Slowakei, bei der Ausstellungseröffnung ausdrückte, eines „großen Glücks": Daß auch in Osteuropa Künstler wieder ihre Gedanken ausdrücken dürfen. Auch christliche Gedanken.

RAWAG-Zweigstelle

1190 Wien, Döblinger Hauptstraße 37

(während der Kassastunden), bis 9. Oktober. Die Gemälde sind verkäuflich.

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