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Das ganze Land ist Bühne

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Allein an Kindertheater ist das Kulturangebot in Oberösterreich schon so reich, daß man sagen muß: Wer zählt die Gruppen, nennt die Namen!

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Allein an Kindertheater ist das Kulturangebot in Oberösterreich schon so reich, daß man sagen muß: Wer zählt die Gruppen, nennt die Namen!

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Im Linzer Landestkeater gibt es Stücke für Kinder von vier bis zehn Jahren, die eine ganze Saison gespielt werden und es auf eine hohe Auslastung bringen. So ging beispielsweise 1995/96 „Ritter Kamenbert” neunzigmal bei einer Auslastung von 97 Prozent über die Bühne und wurde von 33.000 Kindern gesehen. Das schafft naturgemäß interne Probleme. So sind heute drei Besetzungen für das Musical für Kinder „Ausflug der Gartenzwerge” in den Kammerspielen erforderlich, das 90mal auf dem Programm steht.

Auch im noch jungen Theater Phönix haben Stücke für „Leute ab 5” schon eine alte Tradition. Auch hier wird ein Stück pro Saison produziert, das im Schnitt mit 90 Aufführungen und einer Auslastung von 90 Prozent zu Buche schlägt. Bei der Wahl der gegenwartsnahen Stücke - „Baustelle” (1995/96) oder „Niemand war da” (1996/97) - stützen sich die Phönix-Leute auch gerne auf hauseigene Ideenbringer und Autor(inn)en.

Einen festen Platz im Bewußtsein wie in der Beliebtheit von Kindern und Eltern, Lehrer(inne)n und Kindergärtnerinnen hat sich das Theater des Kindes in seiner mehr als zwanzigjährigen Bestandszeit erobert. Jährlich werden für Vier- bis Zwölfjährige sechs bis sieben Stücke in verschiedenen Theaterformen angeboten. Ab März dieses Jahres stehen aufgrund einer Initiative des Landes Oberösterreich Schülern, die die Landeshauptstadt besuchen, wöchentlich drei Abende zur Verfügung. Allerdings sieht sich die Prinzipalin Waltraud Stark m\t ihrem kleinen Produktionsteam heuer mit wachsenden Sorgen konfrontiert: In den Schulen muß mehr gespart werden, was einen Rückgang an Einnahmen bedeutet, und die neuen Werkverträge verteuern die Gagen um 50 Prozent. Dennoch erfreut sich derzeit unter anderem „Eine clowneske Reise zum Zauberwort Sassabumm” großer Beliebtheit, und für Herbst 1997 sind Hits wie „Alice im Wunderland” und das Musical „Katzen” geplant.

Das Linzer Puppentheater, das im Kuddelmuddel Ich und Du beheimatet ist, besteht seit 25 Jahren und hat jeweils an den Wochenenden seine Pforten geöffnet. In den von der Theaterleiterin/Autorin Christa Bayr-Schrenk meist selbst verfaßten Stücken werden Umwelt und zwischenmenschliche Beziehungen, in die die Kinder zwischen drei und sieben Jahren mit viel Humor einbezogen werden, thematisiert. Und auch der Kasperl treibt sein (Un)Wesen.

Theater für Kinder in Wels gibt es nur gelegentlich als Gastspiele im Stadttheater oder im Kornspeicher. In Steyr ist der 'Theater- und Kulturverein AKKU aktiv. Auf dem Programm stehen unter anderem das Kindermusical „Schlampigland” (Theater Pic-colo) und „Die sieben Raben” nach den Gebrüdern Grimm (Kindertheater Amal).

Gmunden hat zwar kein eigenes Theater für Kinder, dank der Initiative der Kulturstadträtin Christine Ze-man gibt es seit mehreren Jahren ein Kindertheater-Abonnement für die Altersgruppe der Fünf- bis Achtjährigen. Geboten werden vier Vorstellungen im Stadttheater, die bisher unter anderem von Gruppen wie Theater Heuschreck, dem Linzer Theater des Kindes und der Jungen Bühne Leoben bestritten wurden. Der traditionelle Gmundner Kultursommer beginnt jeweils mit den Htägigen Märchen-tagen, deren Programm Theateraufführungen sowie parallel dazu Theater-Workshops für 35 Kinder der ersten und zweiten Volksschulklassen umfaßt.

Den Abschluß bildet eine gemeinsam erarbeitete Aufführung. Damit nicht genug, werden Schüler der dritten und vierten Volksschulklassen im Rahmen einer Schulveranstaltung im Herbst und im Frühling zu einer Vorstellung ins Stadttheater geführt. Der Tupfen auf dem i besteht in einem Besuch des Landestheaters in Linz.

Wer zählt die Theatergruppen, nennt ihre Namen! Im Linzer Raum sind mindestens elf aktiv, davon sieben allein aus Wien. Neben den Gruppen ziehen auch einsame Puppenspieler von Ort zu Wort. Den Kontrapunkt zur größten Bühne Oberösterreichs, dem Linzer Landestheater, möge der „David”, Karl Gstötten-mayr vulgo Karls Puppentheater, bilden. Seit fünf Jahren verdient der ehemalige Sozialarbeiter seinen Unterhalt als Ein-Mann-Theater. Er schreibt seine Stücke selbst, er versteht sich aufs Nähen und textiles Gestalten und er baut sich seine eigenen Bühnensysteme für die verschiedenen Stücke - „Der Koch”, „Die Krähe”, „Das Küchenmonster” und anderes mehr - und er spielt deren Figuren - 52 Charaktere! alle selbst. Immerhin: Er ist Bauchredner, Jongleur und Kasperl.

Das Ergebnis unserer Becherchen läßt sich kurz in ein modifiziertes Shakespeare-Zitat zusammenfassen: Das ganze Land ist (Kinder)Bühne!

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