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Debüts und Jubiläen

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Die derzeit am meisten sehenswerte Ausstellung gilt dem fünfzigjährigen Bestehen der Galerie Würthle und beweist ihre einzigartige und oft zu Wenig gewürdigte Bedeutung für das österreichische Kultoleben. Es sind fast ausschließlich Leihgaben ausgestellt, Leihgaben von Werken die durch sie an einen Käufer vermittelt wurden, Werke von Künstlern, die durch sie ausgestellt wurden, für die sie sich engagiert hat. Das gilt vor allem für die österreichische Kunst dieses Jahrhunderts, für die sie sich beispielhaft einsetzte und bei der kein Name von Rang fehlt: Kllmt, Kutoln, Kokoschka, Gerstl, Schiele, Thöny, Dobrowsky, Boeckl, Wacker, Wikkenburg und Wotruba vertreten mit ihren Arbeiten die große alte und die älteren Generation, während Moldo-van, Absolon, Lehmden, Urteil, Rainer, Avramidis, Mikl und Pillhofer stellvertretend für jene vielen jungen Künstler stehen, die nach dem zweiten Weltkrieg in dieser Galerie oft die erste Chance erhielten, auszustellen und ihren Weg zum Erfolg anzutreten.

Wie bedeutend aber die künstlerische Mittlertätigkeit der Galerie auch im weitesten Rahmen zu werten ist, zeigen Werke von Picasso, Max Ernst, Fernand Leger, Oskar Schlemmer, Kurt Schwitters, Paul Klee, Kirchner, Dix, Nolde, Beckmann, Franz Marc, Jawiensky und Gleizes, die diese glanzvolle Ausstellung abrunden. Man sollte sie nicht versäumen.

In den Räumen der Hamburger Papierfabrik, Mahlerstraße 7, hat der neu etablierte AiAstrian Crafts Council bereits seine zweite Verkaufsausstellung eröffnet, die Keramiken von Iris Brendel, Gobelins und Gobelinentwürfe von Marga Persson und Goldschmuck von Manfred Stubhann zeigt. In Ihr sind die Keramiken von Ingrid Brendel recht gediegene, etwas rustikale Arbeiten, bei denen die Anknüpfungspunkte vielleicht noch zu zahlreich und zu deutlich sind, als daß man von einem persönlichen Stü sprechen könnte. Das gilt kaum von den Wandteppichen von Marga Persson, deren zarte, verhaltene und doch strahlende Farbigkeit sehr kostbar wirkt. Weitgehend vom Informel her bestimmt, verwendet ihre Schöpferin in einem sogar Anregungen von Lucio Fontana, um das Spiel von Licht und Schatten in ihre schwebend wirkenden Gewebe ein-zubeziehen. Der Schmuck von Manfred Stubhann macht eher einen zwiespältigen Eindruck. Seine meist wuchernden, wie inkrustiert wirkenden und vegetabilen Formen erinnern in ihrer antiklassischen und romantischen Haltung an Arbeiten des ebenfalls in Salzburg ansässigen Keramikers Lehmann. Die Bearbeitung der Klein- und Feinstrukturen zeigt starke Sensibilität, die Verarbeitung der Steine läßt sowohl in der Auswahl wie in der sie oft zu wenig zur Geltung bringenden Placierung zu wünschen übrig. Der Wunsch nach Originalität überwiegt die Gestaltung.

Im Ateliertheater am Naschmarkt hat Lucia Keller Aquarelle und Mischtechnikblätter ausgestellt. Sie zeigen eine traumhafte Märchenwelt, deren formale Herkunft von Kan-dinsky, Franz Marc und dem frühen Chagall spürbar ist. Die starke dekorativen Werte und die Anlage der Arbeiten lassen vermuten, daß Frau Keller auf den Gebieten des Gobelins, bei Bühnenbüdern und Glasfenstern ihre Erfüllung finden würde.

In der Clubgalwie der Secession debütiert eine sehr reizvolle zeichnerische Begabung, die junge Tirolerin Brigitte Manhartsberger. Mit großer Sensibilität und starkem Können hat sie Phantasiegebilde aus Skelett-, Knochen-, Gräten- und Insektenformen gezeichnet, die amüsant und lebendig sind. Es ist zu hoffen, daß sie sich nicht auf diesen Formen- und Ausdruckskreis spezialisiert und ihr großes Talent nicht dem landesüblichen Hang zum Bizarren oder einer Manier zum Opfer fällt.

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