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Der große und die kleinen Meister

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Das Kunsthistorische Museum zeigt nun einen seiner kostbarsten Schätze, um den uns die Welt mit Recht beneidet: seine Brueghel-Bilder, zu denen sich die Stiche und Zeichnungen des Meisters aus der Albertina hinzugesellt haben, über Brueghel und seine Bilder, diese Wunderwerke, in denen die höchste Einfachheit und die tiefste Hintergründigkeit ineinandergreifen, ist hier nicht zu reden. Wohl aber ist zu sagen, daß das Kunsthistorische Museum es leider und seit langer Zeit zum erstenmal unterlassen hat, dieser so wichtigen wie durch ihre Objekte völlig aus der Reihe fallenden Ausstellung den entsprechenden Rahmen, den gebührenden Raum zu geben. Die Bilder hängen zu eng nebeneinander, die Betrachter stehen sich gegenseitig im Weg; die Zeichnungen und Stiche haben zu wenig Licht, ihre Anbringung an den Außenwänden der Bildkojen wirkt lieblos und unfreundlich. Schade: das Kunsthistorische Museum hat in den letzten Jahren gezeigt, daß es auch anders geht. Hoffen wir, daß bei der endgültigen Neuaufstellung der Bildschätze Brueghel den Platz erhält, der ihm gebührt und der einer „Weltattraktion“, Wie es diese Gemälde nun einmal sind, sicherlich zukommt.

Die Buchhandlung „Kosmos" in der Wollzeile hat wieder mit einer neuen Ausstellung aufzuwarten, die diesmal dem jungen französischen Maler Franęois J a c q u e- m i n eingeräumt wurde. Ein sehr ansprechendes Talent, das an die Dinge mit Ernst herantritt; einem Emst, der freilich mit den akademisch-abstrakten Mitteln, deren sich Jacque- min wie offensichtlich die meisten jungen Franzosen bedienen, nicht immer vereinbar ist, der sie aber vor der Trockenheit verschont, zu der die modernistische Abstraktion so gerne neigt. Auffällig, daß die Zeichnungen, die der Künstler anläßlich eines Österreichaufenthalts geschaffen hat, viel lebendiger sind als die meist früher entstandenen Ölbilder. Man merkt freilich Einflüsse von verschiedenen Seiten, aber auch, daß Jacque- min mit ihnen fertig werden wird. Eine kleine und sympathische Schau.

Die Landschaftsaquarelle E. Schaffrans im Alpenvereinsbüro (Renngasse) sind nette dilettantische Arbeiten, die möglicherweise Bergsteigern, kaum aber der Kunstkritik Anlaß zur Entzückung bieten.

Im Foyer des Konzerthauses hängen derzeit Reproduktionen nach modernen deutschen Kunstwerken, unter ihnen vor allem eine Reihe von Farbblättern nach Bildern von Franz Marc, dessen bewunderungswürdige Tierdarstellungen wahrscheinlich nach Generationen noch zu jenen Kunstwerken gehören werden, denen nicht wie vielen anderen — und oft erstrangigen — Produktionen der Modeme das Zeichen des Ephemeren, Vergänglichen anhaftet. Daneben die im wahren Sinne des Wortes monumentale Lithographie, das letzte Selbstbildnis Käthe Kollwitz' — ein Bild, wie es nur unter den Händen eines großen und sehr alt gewordenen Künstlers hervorgehen kann, wenn er schon nicht mehr für dieses Dasein arbeitet. Dieses einen Blattes wegen soll man sich die kleine Ausstellung ansehen. Ihm gegenüber verblaßt alles andere — Abstrakte, Surrealistische und Sachliche. Die Reproduktionen sind durchwegs ausgezeichnet; daß man in Deutschland Bilder druckt und die Verlage solches herausbringen, bewundern wir. Leider nicht ohne Neid.

Was dię „Gemeinschaft bildender Künstler" in der Zedlitzgasse zeigt, steht auf recht bescheidenem Niveau. Dieser Vereinigung fehlen offensichtlich erstens einige kräftige Künstlerpersönlichkeiten, die auch eine schwächere Gefolgschaft emporziehen könnten — und zweitens wahrscheinlich eine Jury, die das Blasse, Nebensächliche und überflüssige rücksichtslos hinderte, an den Wänden zu hängen. Die Schwäche dieser Ausstellung ist nicht ihr Konservativismus; auch konservative Maler können gute Maler sein. Ihre Schwäche ist, daß sie Bilder und Aquarelle in Mengen zeigt, die nicht besser sind als viele tausend andere auch, denen man an allen Ecken und Enden immer wieder begegnet. Als ausdrückliche Ausnahme verzeichnen wir die derben, aber anziehenden Aquarelle Franz Horvaths, die Pastelle Emma Hönig-Pestators, der man freilich zu ihren Gaben noch ein wenig Ambition wünschen möchte, die netten Exlibris Willy Stuk- hards und Valerie Hecke-Andriks „Der Wein", eine freundlich-akademische Komposition. Mit der „Sonderschau Karl Hofmann" können wir wenig anfangen — die Schminken, die dieser gewiß nicht ungeschickte Maler seinen Modellen auflegt, sind ein wenig zu „verrucht", um noch echt zu wirken.

Felix Heuberger stellt in der Kunst handlung Wo 1frum eine Kollektion von Landschaftsbildem in öl aus, die, farbig sehr summarisch gehalten, angenehm anzusehen, aber doch ein wenig leer sind: späte Nachfahren eines sezessionistischen Naturalismus, ein durchaus anständiger Zimmerschmuck für Leute, die „für moderne Kunst nichts übrig haben".

Aus seinen anscheinend unerschöpflichen Schätzen hat das österreichische Museum am Stubenring „Chinesische Textilien" als Sonderausstellung herausgegriffen: prachtvolle und kostbare Dinge, drachenbestickte Kaisergewänder, asiatische Märchenteppiche, Meditationsobjekte für Liebhaber schöner Dinge.

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