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Der Gründer von St Peter

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Die Erzdiözese Salzburg feiert ihr 1300-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlaß widmen das Dommuseum zu Salzburg und die Erzabtei von St. Peter dem hl. Rupert eine Ausstellung.

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Die Erzdiözese Salzburg feiert ihr 1300-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlaß widmen das Dommuseum zu Salzburg und die Erzabtei von St. Peter dem hl. Rupert eine Ausstellung.

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Ein Heiliger, der nie heiliggesprochen worden ist: Der Kult um Rupert, der vor 1300 Jahren in Salzburg angekommen sein soll, wurde von Rom stillschweigend anerkannt, das Fest des adeligen Wanderbischofs aus Worms in den offiziellen Heiligenkalender aufgenommen.

Die Erzdiözese Salzburg feiert in diesem Jahr ihr 1300 jähriges Bestehen. Das Jubiläum ist der Anlaß für die gemeinsame Ausstellung des Dommuseums und des Erzstiftes St. Peter.

Mit der Epoche des heiligen Rupert hat die Schau freilich nicht viel zu tun: Den Bischofsstab hat er nie in der Hand, die Mitra nie auf dem Haupt und den Gürtel nie um den Leib getragen. Der Inhalt der Reiseflasche bot ihm einst ebensowenig körperliche, wie der Inhalt des „Missale Sancti Ru-perti" geistige Erquickung. Einzig das berühmte „Rupertus-kreuz", eine irische Arbeit von Weltrang, stammt tatsächlich aus der Zeit des adeligen Missionars.

Die anderen mit seinem Namen in Verbindung gebrachten Artefakte Stämmen aus dem 13. Jahrhundert. Sie wurden dem mittlerweile hochverehrten Heiligen zugeschrieben.

Im Dommuseum wird versucht, das Bild des Heiligen in der Kunst im Lauf der Jahrhunderte nachzuzeichnen: Eine Besonderheit ist eine um 1440 in Salzburg geschaffene Dreiergruppe mit lebensgroßen Darstellungen von Bupert und seinen Gefährten Gislar und Chuniald.

Eine andere Skulptur, entstanden um 1370, zeigt einen frontal blickenden Heiligen: vergeistigt und doch von dieser Welt. Eine künstlerische Hochblüte erlebte die Bildende Kunst im Fürsterzbistum Salzburg in der Barockzeit. Darum sind barocke Rupert-Gemälde der Schwerpunkt der Präsentation im langen Gang des Dommuseums.

Durch diesen Gang erreichen die Besucher auch den Höhepunkt der Ausstellung: Die Große Bekreation, einen beeindruckenden, zum Kloster St. Peter gehörigen Saal, in dem Handschriften gezeigt werden, die einst im Skriptorium des Erzstiftes oder seiner Umgebung entstanden sind.

Der heilige Rupert hat das Kloster St. Peter gegründet oder zumindest eine bereits vorhandene Zelle reorganisiert und erweitert (der wissenschaftliche Befund ist noch nicht eindeutig).

Das Skriptorium des Stiftes St. Peter war eines der Zentren der Buchkunst auf dem Gebiet des heutigen Osterreich. Kodizes von Weltrang entstanden im Stift Peter, dem ältesten Kloster im deutschsprachigen Raum. Rund fünfzig Folianten sind in der Großen Rekreation ausgestellt.

Alle Salzburger Handschriften am Ort ihrer Entstehung zu präsentieren, bleibt der hohen Versicherungskosten wegen ein unerfüllbarer Traum. Leihgaben kommen aus Admont, Graz, Klagenfurt, Michaelbeuern, Wien, München und Berlin. Bedeutende Salzburger Handschriften werden weiters in der österreichischen und in der bayerischen Nationalbibliothek oder der Pierpont Morgan Library in New York gehütet.

Von dem nur 37 Millimeter mal 31 Millimeter großen „Manuale Sancti Ruperti" wurde lange Zeit angenommen, es sei das Reise-Psalterium des heiligen Rupert gewesen: Goldinitialen und eine Miniatur des Harfe spielenden König David schmücken diesen Miniatur-Kodex. Trotz seines Na-mes gehörte das briefmarkengroße Kleinod nicht dem heiligen Rupert: Es ist in Salzburg erhalten, aber vermutlich um 860 im Raum von Tours entstanden.

Im aufwendig gestalteten und reich illustrierten Katalogbuch werden anhand dieses winzigen Kodex Unterschiede zwischen der Salzburger Buchmalerei und den Illustrations-Stilen anderer Skriptorien der späten Karolingerzeit erklärt.

Eine wunderschöne Miniatur ziert die (leider fragmentarische) Waltherbibel aus dem Stift Michaelbeuern bei Salzburg: Wie im angeregten Gespräch über die Abenteuer des Volkes Gottes stehen die zwölf kleinen Propheten in den Bögen der drei Arkadengänge: ordentlich aufgereiht, mit Namensbändern in der Hand - beinahe zum Auswendiglernen für Theologiestudenten geeignet. Die Figuren sind voller Leben und Ausdruckskraft.

Vierundreißig reich geschmückte Initialen zieren das Missale von St. Peter.

Im Zentrum einer ganzseitigen Miniatur steht eine Darstellung des Gekreuzigten umrahmt von einer flora-len Zierleiste mit zwölf Goldmedaillons: In den Ecken sind die Symbole der vier Evangelisten zu sehen, am oberen Rand Petrus, am unteren Paulus. Jesaja, Jeremia und Hiob stehen auf der linken, David, Salomo und Zacharias auf der rechten Seite. Die Kostbarkeiten aus dem Salzburger Erzstift machen deutlich, daß die Schreibschule von St. Peter mit den Skriptorien von St. Gallen oder Reichenau in einem Atemzug zu nennen ist.

In der Margarethenkapelle im Friedhof von St. Peter ist der dritte Teil der Ausstellung „Hl. Rupert 696 - 1996" zu sehen: Dort werden archäologische Fundstücke aus der Zeit der Ankunft Ruperts in Salzburg gezeigt. Das bietet zugleich die Möglichkeit, die bis jetzt unzugängliche gotische Kapelle zu besuchen.

DER HEILIGE RUPERT VON SALZBURG 696-1996

Dommuseum zu Salzburg und in der Erzabtei St. Peter. Bis 27. Oktober. Katalog: öS) 50,-

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