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Die jungen Wilden von 1897

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Im Wien der Ringstraßenzeit, von Adolf Loos wegen seiner Prunk-und Dekorationssucht als Potem-kinsche Stadt bezeichnet, wurde das Kaffeehaus zur Brutstätte geistiger Erneuerung. So trafen sich im Cafe Sperl jene Künstler, die sich in der Ablehnung des Historismus und seiner wichtigsten Institution, des Künstlerhauses, einig waren. Aus diesem „verschwörerischen” Zirkel gingen zum Teil die Begründer der „Se-cession” und des „Hagenbundes” (1900) hervor.

Am 3. April 1897 schloß sich eine Gruppe junger Künstler um Gustav Klimt - zunächst noch innerhalb des Künstlerhauses - zur „Vereinigung bildender Künstler -Secession” zusammen. Als sich die Konflikte zwischen den Konservativen und den Verfechtern moderner Ideen (Impressionismus, Symbolismus, Jugendstil, ...) weiter verschärften, spalteten sich am 22. Mai die Secessionisten endgültig ab. Gustav Klimt, zu Beginn seiner Karriere noch als „Erbe Makarts” gefeiert, wurde zum Präsidenten und der 85jährige Rudolf von Alt zum Ehrenpräsidenten ernannt (zu den weiteren Mitgliedern zählten Josef Hoffmann, Roloman Moser, Josef Engelhart, Otto Wagner und sein Schüler Joseph Maria 01-brich).

Vorrangiges Ziel war es, einerseits die österreichische Kunst im

Ausland besser zu repräsentieren, und anderseits „zur Anregung des heimischen Schaffens und zur Aufklärung des österreichischen Publicums über den Gang der allgemeinen Kunstentwicklung die bedeutendsten Kunstleistungen fremder Länder” in Wien zu zeigen.

Das Gebäude der Secession wurde 1898 - nach Plänen Joseph Maria 01-brichs - im Stil der „Flächenkunst” (unter Verzicht dreidimensionalen Bauschmucks) errichtet. Die Devise über dem Eingang „Der Zeit ihre Kunst - Der Kunst ihre Freiheit” stammt von dem Kunstkritiker Ludwig Hevesi, der die „die Sittlichkeit tief verletzenden Gemälde” Klimts gegen die „Bilderstürmer” verteidig te. Zum Credo der Secession gehörte Klimts „Beethovenfries”, worin sich die Hoffnung auf ein durch die Kunst erreichbares Paradies (im Sinne Schopenhauers und Nietzsches) sowie die Beethoveninterpretation Richard Wagners widerspiegelt. Auf letzteren geht auch der Gedanke des Gesamtkunstwerks zurück, den die Künstler der Secession - mitunter in ihrer Zeitschrift „Ver Sacrum” -hochhielten.

Doch trotz ihres Harmoniebestrebens kam es zu Differenzen zwischen den „Stilisten” (um Klimt) und den „Naturalisten” (um Engelhart), die 1905 schließlich zum Austritt der Klimt-Grup-pe führten und die „heroischen” Jahre der Secession beendeten.

, Den Statuten folgend, versteht sich die Secession bis heute als Bollwerk gegen den Kunstpopulismus. Mit einem von Heimo Zobernig gestalteten „Corporate Design” sowie einer vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift wird sie sich nun verstärkt nach außen präsentieren.

Der offizielle Festakt zur 100-Jahr-Feier findet im Frühjahr 1998 im Rahmen der von Robert Fleck kuratierten Jubiläumsausstellung statt. Bis dahin soll auch die Aufarbeitung des Archivs abgeschlossen werden.

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