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Die Linzer Kunstausstellung

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Die Berufsvereinigung der ' bildenden Künstler Österreichs, Landesverband Oberr Österreich, bietet jetzt in Linz eine Schau über das gegenwärtige Kunstschaffen in Oberösterreich.

Die Ausstellung ist keiner bestimmten Stilrichtung gewidmet, vielmehr ist es ihr Ziel, alle Richtungen und Künstler zu Worte kommen zu lassen. Dabei ist es allerdings auffallend, daß die radikal moderne Kunst überhaupt nicht vertreten ist, sondern ein stark konservativ-ruhiger Zug für alle Werke charakteristisch ist. Die starke Läuterung und Verselbständigung der Farbe, verbunden mit neuen Lösungen der Raumprobleme, findet sich nirgends; im Gegenteil, die Farbe ist im allgemeinen von sekundärer Wichtigkeit. Der eigentliche Ausdrucksträger wird die Linie. Dies gilt vor allem für die Bildwerke Karl H a u k s, wohl die eindrucksvollsten Schöpfungen der ganzen Ausstellung. Seine Bilder, die in abgestimmten Farben gehalten sind, durchzieht ein Linienrhythmus, der ihnen ein ausdruckgesättigtes Leben verleiht. Ähnlich wie H a u k in seinen Gemälden komponiert Margret B i 1-g e r ihre Holzschnitte ganz aus der Kraft der Linie und setzt dem Schwarz des Grundes das leuchtende Weiß der Linienzüge entgegen. Zur Reihe dieser Künstler, deren Arbeiten auf die Sichtbarwerdung innerer Gehalte hin tendieren, ist auch Alfons O r t n e r zu zählen. Seine auf klarste, detaillose Formen reduzierten Kompositionen setzen sich mit den Problemen des modernen Menschen auseinander und gewinnen so eine packende Aktualität. Doch scheinen seine künstlerischen Ausdrucksmittel vielleicht noch etwas zu spielerisch für die Dramatik des Inhalts. Auch bei ihm überwiegen letztlich die sorgsam — manchmal nahezu ängstlich anmutenden — ausgeglichenen Formen und Farben. Von einer stärkeren Dynamik zeugen die Farbkreidezeichnungen Vilma E c k 1 s, die in der Durchlichtung des Impressionismus ihre Wurzel haben.

Ruhe und Ausgeglichenheit sind aber sprechende Qualitäten der zahlreichen Landschaftsbilder und Blumenstücke der Ausstellung. Hier liegt wohl das Schönste, was Oberösterreichs Künstlerschaft zu bieten vermag. Die besinnliche Andacht, mit der diese Bilder gemalt sind, erwächst so ganz dem Charakter des weiten, reichen Landes ob der Enns. Hier lebt ein Stück Heimat weiter. Die preziösen Blumenstudien Hans S t r i g 1 s stehen wohl an erster Stelle. Die einfache Komposition läßt die duftig zarten Farben dieser Aquarelle zu eigenartigem Leben erblühen. Nahezu die Hälfte der Ausstellung füllen Maler, die sich auf die Abschilderung der Naturschönheit beschränken, ohne eigene Stileigenheiten in ihr Werk zu legen. Den Gipfelpunkt dieses Bemühens bilden die von anmutigem Sonnenlicht umspielten Farben Franz Zimmermanns. Manchmal allerdings mag bei einzelnen Werken dieser Gruppe der Zweifel am Platz sein, ob diese Gemälde noch als Kunst zu werten sind.

Einen breiten Raum füllt die Graphik. Neben Bilder sind vor allem die phantasiereichen, in Linienführung und Aufbau eigenartigen Federzeichnungen Alfred K u b i n s zu nennen.

Weniger Bedeutung gewinnen im Rahmen des Ganzen die Werke der Plastik und Architektur. Dagegen ist das Kunstgewerbe nicht unwichtig. Vielerlei Möglichkeiten und Lösungen tun sich hier auf. Äußerst reizvoll sind die individuell gestalteten Bucheinbände Heinz B i t z a n s. Neben hochwertigen keramischen Arbeiten — die schönste eine Madonna Franz Forstners — finden sich Holz-, Leder-, Email-, Tuch- und Schmiedeeisenarbeiten, kurz alles, was in den Rahmen des Kunstgewerbes fällt. Gerade eine Hervorhebung dieses Schaffensgebietes ist wichtig, liegt doch darin ein oft zu wenig beachteter, bedeutender Berufszweig in unserer Heimat. Erwähnt seien auch noch die zarten Arbeiten der Elfenbeinminiaturen, einer heute schon wenig gepflegten Kunst.

Noch eine Unzahl von Arbeiten wären nennenswert, wie es überhaupt unmöglich ist, die für eine Ausstellung schon zu große Zahl der Objekte kurz zu überblichen. Im Gesamten zeigt sich bei den Arbeiten der heimischen Kunstindustrie hohe Qualität, bei den meisten Werken der Malerei und Plastik 'würde vor allem, so gutes Niveau einzelne Künstler zeigen, größere Weltweite sicherlich befruchtend wirken.

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