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Die romanischen Fresken von Weißpriach

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Abseits vom großen Reiseverkehr liegt im nördlichen Lungau, zerstreut auf dem weiten Almboden eines der Hochgebirgstäler am Südbange der Schladminger Tauern, das ausgedehnte Bergdorf Weißpriach. In St. Rupert, der kleinen Filialkirche abseits des Ortes, stieß man vor mehr als Jahresfrist auf die Spuren romanischer Fresken, deren kunstgeschichtliche Bedeutung von der Salzburger Landeskonservatorin Frau Dr. Demus-Witternigg erkannt wurde. Ihren Bemühungen ist es zu verdanken, daß die fachgemäße Abdeckung der alten Wandmalerei in Angriff genommen werden konnte.

Der vielbewährte Restaurator Prof. Franz Walliser wurde mit der Durchführung dieser verantwortungsvollen Arbeit betraut. Der Schreiber dieser Zeilen konnte sich persönlich im August dieses Jahres von dem Fortschreiten der Aufdeckung dieser Fresken überzeugen, die zu den frühen Denkmälern romanischer Malerei Österreichs gehören. Das Kirchlein, dessen originaler romanischer Verputz der Außenwand freigelegt wurde, stammt aus der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts und wurde wohl ursprünglich als alleinstehendes Gotteshaus errichtet. Erst später baute man an die Kirche eine Bürg an, die mit ihr durch eine noch feststellbare Tür verbunden und vermutlich der Sitz eines Pflegers des Salzburger Erzbistums war. Nach dem Zerfall der Burg, an die heute nur spärliche Mauerreste erinnern, wurde das Kircheninnere barockisiert, die alte Wandmalerei zum Teil übertüncht, zum Teil auch vollständig zerstört.

'Anmerkung: Heimat in Herzen, 3 Bände, erschienen im Akademischen Gemeinschaftsverlag, Salzburg: 1. „W i r Schlesier’, eingeleitet von Horst Lange, 373 Seiten und 24 Tafeln. Preis S 44.—. 2. „Wir Sudetendeutsche", herausgegeben von Wilhelm Pleyer, 430 Seiten und 24 Tafeln. Preis S 48.—. 3. „Wir S i e b e n b ü r g e r", 393 Seiten und 24 Tafeln. Preis S 44.—.

Die erste Entdeckung der alten Wandmalereien erfolgte an der Seitenwand der Kirche, als der Kopf eines Heiligen freigelegt wurde, der zweifellos dem Ende des

12. Jahrhunderts angehört und den Wunsch wachrief, systematisch das Kircheninnere nach Fresken abzusuchen. Dr. Walliser konnte an den Seitenwänden nur mehr geringe Spuren der alten Bemalung feststellen, die bis in die Höhe der Fensterbänke reichte, aber durch die Grundfeuchtigkeit, die im Mauerwerk emporgestiegen war, fast vollständig zerstört wurde. Weit größeren Erfolg hatte er mit der Aufdeckung des Freskos in der Apsis, das dem Beginn des

13. Jahrhunderts angehören dürfte, also um einige Jahre jünger ist als die Malerei der Seitenwände. Das Apsisfresko entspricht der Überlieferung der romanischen Wandmalerei des 12. Jahrhunderts. „In großer Figur erscheint Christus in der Mandola, umgeben von den Evangelistensymbolen, den Zeichen der Kronzeugen seiner irdischen und himmlischen Herrlichkeit", wie Doktor Grimshitz die „Majestas domini" charakterisiert. Der Heiland, edel und streng in der Zeichnung, erhebt segnend die Rechte, während die Linke die Bibel hält. Die aufgeschlagenen Bücher in den Händen des Heilands und der vier Evangelisten deuten auf die frühe Zeit der Entstehung der Malerei hin, da bereits um 1220 an die Stelle der Bücher die Spruchbänder traten.

Man geht wohl nicht fehl, wenn man die Entstehungszeit der Apsisbemalung in das erste, höchstens das zweite Jahrzehnt des 13. Jahrhunderts ansetzt. Šie ist zweifellos jünger als etwa die Fresken von Pürgg, sicherlich aber viel älter als die Innenmalerei der Kirche von St. Michael im Lungau. Manches deutet darauf hin, daß sie auch ein wenig früher anzusetzen ist als die gewaltigen Fresken des Gurker Domes, die mit 1220 Zu datieren sind. Ihr Stil zeigt deutlich bereits das starke Hervortreten der linearen Zeichnung, das mit dem Ende des 12. Jahrhunderts in der romanischen Wandmalerei einsetzte.

Aufgabe des Restaurators war es, die

Kirche, vor allem aber die Apsis, wieder in ihrem ursprünglichen Bauzustand herzustellen. Dr. Walliser konnte vermauerte romanische Rundbogenfenster freilegen, barocke Zutaten wurden entfernt, an Stelle des barocken Hochaltars wurde ein schöner Kruzifixus aufgestellt, die Rückwand der Apsis durch vier wertvolle barocke Heiligenstatuen belebt. Nunmehr bildet das restaurierte Gotteshaus von Weißpriach ein neues Juwel in dem Diadem der Kunstschätze des Lungaus, der mit der edelschönen gotischen St.-Leonhard-Kirche von Tamsweg', den alten Kirchen von Maria- Pfarr, St. Michael und St. Martin, mit der musealen Burg von Moosham und dem mit barocken Kunstschätzen angefüllten alten Gasthof zur „Post“ in Tamsweg eine Fülle erlesenster alter österreichischer Kunst darbietet.

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