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Die Schule von Paris und aus Rio

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Mehr als ein Dutzend Ausstellungen, hunderte von Bildern, zwei Repräsentativkollektionen aus dem Ausland: die Herbstsaison läuft auf vollen Tourenl Das gesellschaftlich bedeutendste, Ereignis ist zweifellos die Ausstellung „8 0 Maler der Ecole de Paris 1900 bis 1959" im Künstlerhaus. Die vom Institut zur Förderung der Künste in Oesterreich in Zusammenarbeit mit der Neuen Galerie der Stadt Linz organisierte Großausstellung zeigt nicht weniger als 156 Werke, die in ihrer überwiegenden Mehrzahl den verzweifelt-zweifelhaften Weg der jüngsten, der ungegenständlichen Kunst verfolgen: den abstrakten Akademismus„ wie man ihn überall zu sehen bekommt allerdings scheinen die nach all den sattsam bekannten Rezepten wuchernden Form- und Farbelemente kräftiger, leidenschaftlicher als anderswo. Zahlenmäßig an die Wand gedrückt, nicht minder aber wie Felsen in der Brandung, unvergängliche, feste Säulen der Kunst: das „Fenster“ 1959! von Chagall, das „Atelier mit Kornfeld“ von D u f y und der „Mann im Trikot“ von Picasso. Daneben je ein Miro, Leger, Delaunay und Max Ernst: stille Kraftquellen im Getümmel.

In der Akademie der bildenden Künste begegnen wir einer sehr umfangreichen Auslese der brasilianischen Malerei organisiert vom „Museu de Arte Moderna do Rio de Janeiro“: Auch hier überwiegt die Abstraktion aller Spielarten, von der dem intuitiven Zufall unter- worfenen.Spritz- und Schmiertechnik der internationalen Taohistenverschwörung bis . zur, ..säubedick gepmetrisch.qp Kompoticyi , iej . pueb , F,m,. tj Raumaufteilung. Die anderen, vor deren Bildern man länger verweilt, suchen das gültige Abbild ihrer Welt der grellen Farbe und der exotischen Rhythmen in den bunten, ornamentalen, stilisiert-spielerischen Naturalismus der Primitiven einzufangen Elsa Martins da Silvera beispielsweise oder Antonio da Silva. Emiliano Di Cavalcanti zieht das Gewalttätige, die Betonung des Kolossalen vor. Neues ist kaum darunter.

Die Galerie in der Biberstraße widmete eine Kollektivausstellung dem 70. Geburtsjubiläum des österreichischen Graphikers und Malers Axl Leskoschek: Die zahlreichen ausgestellten Blätter und Gemälde, nur ein Bruchteil des umfangreichen Lebenswerkes, berühren durch die Kraft einer klaren, oft dramatischen, oft rustikal folkloristischen, immer aber ausdrucksvollen Charakterschilderung der Menschen. Da ist ein Antlitz inmitten einer herben Welt, dort eine Figur als bloßer Ausdruck der — oft leidenden — Anwesenheit in einer auf die innere und äußere Situation hingerichteten Umgebung: diese Illustrationen des Lebens vornehmlich zu Dostojewskijschen Romanen sind stets auf das Geschöpf bezogen. Der Holzschnitt ist das adäquate und — besonders in den Bildern zur „Odyssee“ — meisterhaft beherrschte Ausdrucksmittel, das Aquarell gilt als poetische Bereicherung, die Oelbilder bilden eine wenig überzeugende Ergänzung.

Türkische Graphik in der Staatsdruckerei: Die Kollektivausstellung von Mustafa A s 1 i e r veranschaulichte die starke Traditionsgebundenheit der islamischen Kunst — aber auch das nach westlichem Vorbild geschulte Bestreben, die ausschließlich abstrakt-ornamentale Stilisierung zu überwinden. Der Weg zum Figuralen scheint schwer zu sein, scheint sich nur über die geometrische Figurenanordnung folkloristischer Motive vollziehen zu können: Die Temperablätter, Holzschnitte, Radierungen und Linolschnitte gleichen in ihrer sehr flächigen Farbenleuchtkraft stets dem Teppichmuster, die Darstellung des.,iMewhdrt i’inmitteii : einer kulissenartigen Natur uijrtfiriiegt,sia3r?pg ästhetischen JJijnzjprrBhum- aufteilung.

Die Galerie Fuchs zeigte experimentelle Plastik von W. Stephan P r a 1 : Formen blicken uns an, Formen, die irgendwo in der Natur vorkommen, Formen von klarer, nüchterner, in sich selbst beglaubigter Gesetzmäßigkeit. Formen aus Eisen, gehämmert und genietet, mit Feile und Bohrer zum Leben erweckt.

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