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Dreimal Maximilian

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Die National’bibliothek, die Albertina und die Waffensammlung des Kunsthistorischen Museums rekonstruieren im Rahmen einer großzügig konzipierten Ausstellung das Leben und Werk einer der universellsten Persönlichkeiten, die jemals den kaiserlichen Thron innegehabt haben. Ein historio- graphische’s und kunsthistorisches Ereignis ersten Ranges beleuchtet das Zwielicht einer Uebergangs- epoche — und die Mehrdeutigkeit einer Persönlichkeit, die dieser Zeit das Signum ihres Geistes, ihrer Tatkraft, ihrer Erneuerungsimpulse aufdrückte; die den Ausklang und den Anbruch in sich vereint: das späte Mittelalter und die Geburt des Humanismus und der Renaissance; die der rückblickenden Fabel ebensoviel Anlaß zur romantischen Verklärung lieferte wie der späteren politischen Geschichtsdeutung Streitstoff, wie den zeitgenössischen Künsten und Kulturkreisen Anregung und Nährboden.

Im Prunksaal der Nationalbibliothek finden wir den dokumentarischen Bericht über Maximilian, den Schriftsteller und Wissenschaftler, den Organisator eines Reiches, den Lenker und Begründer seiner Hausmacht — und den Privatmann innerhalb dieses Hauses und seiner österreichischen Länder. Illuminierte Chroniken (zum Teil in Lichtvitrinen zur Schau gestellt), Handschriften und Urkunden, Evangeliare, Lehrbücher und Diktate belegen ein bewegtes Leben der Staatsverwaltung, des Studiums und des Mäzenatentums großen Stils. Hier sind die Jugendjahre festgehalten, die Erblande einbringenden Hochzeiten (zunächst mit Maria von Bųrgund, rdąrau|fljin mit Biancj Maria von Mailand), schnft, „Freydal , des Versepos „Tneuerdank und der Selbstbiographie „Weisskunig”), ferner des Kaisers Kriege (Venedig 1508) und Genealogie, schließlich sein Tod und biographischer Niederschlag.

Das graphische Kabinett der Albertina zeigt in ergänzender Fortsetzung das geistige und künst lerische Panorama Maximilians, des Förderers eines einzigartig reichhaltigen bildnerischen Kulturschaffens. Hier dominiert die Graphik: Werkzeug des Ruhms, Anschauungsmaterial einer Sittengeschichte ohnegleichen. Illustrative Zyklen und weltberühmte Einzelblätter, Allegorien und Historienbilder, Holzschnitte, Skizzen und Probedrucke machen mit dem Kunstschaffen der Zeit und mit den historischen Zeitereignissen bekannt. Dürer, Altdorfer, Kölderer und Burgkmair sind die Anführer einer Generationsgilde von Künstlern, die im Auftrag des Kaisers das Fundament der Zeichenkultur für Jahrhunderte gelegt haben. Der wertvolle „Triumphzug” (mit den großangelegten „Erzbildern”, der „Berühmten Artillerie”, dem „Schatz der Andacht”, dem „Gebrauchsschatz” sowie dem „Großen Triumphwagen”), die umfassende „Triumphpforte”, die „Historia Friderici et Maximilliani” sowie eine Vielzahl von Einzelblättern (darunter Dürers Holzschnitte aus dem „Freydal” und die übrigen Maximilianbildnisse) sind die Schwerpunkte dieser nur andeutungsweise zu schildernden Fülle.

In der Waffensammlung in der Neuen Hofburg begegnen wir schließlich Maximilian, dem „letzten Ritter”. Nahezu 200 Ausstellungsobjekte — vom Fußkampfharnisch über die Prunkrüstung und Stechzeugfragmente bis zum Schwert, dem Turnierhelm und der Tartsche — zeigen die ganze Vielfalt und Erlesenheit des Waffenhandwerks, dem Maximilian zugetan war wie kein zweiter vor und nach ihm. Spätgotik und Renaissance lösen einander in einer bunten „Modenschau” des Krieges und des Kriegssports ab. Eine Sammlung, wie sie nur Wien zü ‘ bieten, hat: Äbrürtdung’ einer dreiirtiglri.

Ein ausführliches Referat über die Edvard- Munch-Ausstellung in der Akademie der bildenden Künste bringen wir in der n䔑 sten Nummer der „Furche”.

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