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Ein Künstler, der süchtig macht

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Arnulf Rainer macht glücklich und süchtig. Er ist quasi eine Droge, die ein Leben lang abhängig macht", so das Rekenntnis Helmut Zambos. Der renommierte Jurist und Kunstsammler erwarb vor mehr als 35 Jahren seine erste Arbeit Arnulf Rainers. Ein Ereignis, das ihn tagelang in Euphorie versetzte und sein Leben entscheidend prägte. Mittlerweile besitzt Helmut Zambo die größte private Arnulf-Rainer-Sammlung.

Auch heute fühlt sich der leidenschaftliche Sammler gefangen - „in seinem Suchthaus voller Rainer-Ril-der". Mit der jetzt von ihm kuratier-ten Rainer-Retrospektive „abgrundtiefe. Perspektive" in der Kunst Halle Krems und im Stift Dürnstein konnte sich Helmut Zambo einen langjährigen Wunsch erfüllen und seine Resessenheit für das Quivre des österreichischen Künstlers der Öffentlichkeit präsentieren. Die Ausstellung zeigt jedoch nicht ausschließlich Bilder aus dem Besitz Zambos, sondern um die 400 Originalwerke und 80 Druckgraphiken aus Privatsammlungen ganz Europas. Der subjektive Blick des Sammlers und Kurators Zambo unterscheidet diese Rainer-Schau auch von den vielen vorhergehenden: Die sinnliche, assoziative Äusstellungsgestaltung, die weder ordnen noch belehren möchte, verbindet die einzelnen Schaffensperioden zu einem spannungsgeladenen

Gesamtwerk. Arnulf Rainer hatte vor der Eröffnung Angst, seine Retrospektive zu sehen, da ihn „Scham und Verbesserungswut überfallen werden". Dies erstaunt nicht bei einem Maler, der ständig überarbeitet, nichts als gegeben belassen möchte.

Rerühmt wurde der 1929 in Raden geborene Künstler nach einer surrealistischen Frühphase zunächst auch durch seine „Übermalungen", eine von 1953 an entstehende Werkgruppe, in der Rainer eigene Rilder und die anderer mit seinem unverkennbaren, impulsiven Strich überarbeitet. Übermalen heißt bei Rainer Zudecken von Altem, zugleich aber auch Sichtbarmachen von Neuem, wie die beeindruckenden Van-Gogh-Übermalun-gen, die berühmten „Face-Farces", eine Serie von übermalten grimassen-schneidenden Selbstporträts, oder die überarbeiteten „Totenmasken" deutlich machen.

Resonders überzeugend erscheinen reduziertere Arbeiten wie „Schwarze Übermalung, Baum" (1956) oder die „Blindzeichnungen", bei denen Rainer mit einer einzigen Farbe, meist schwarz, oder wenigen Strichen mehr auszusagen vermag, als andere Künstler mit der ganzen Farbpalette. Weniger gefallen haben neuere Arbeiten aus den letzten Jahren, die in ihrer sanften Farbigkeit oft allzu lieblich wirken.

Einen anderen Akzent als die Kunst Halle setzt die Ausstellung im Stift Dürnstein: Hier steht Rainers jahrelange Auseinandersetzung mit der Christusgestalt und der Kreuzform im Mittelpunkt.

Bis 24. August

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