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Ein kultar- und Lebensraum im Herzen Europas

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Besiedlungsgeschichte und Geologie, Handel und Schiffahrt, politische Entwicklung und Christianisierung führt die Landesausstellung über „Die Donau" vor Augen.

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Besiedlungsgeschichte und Geologie, Handel und Schiffahrt, politische Entwicklung und Christianisierung führt die Landesausstellung über „Die Donau" vor Augen.

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Das Thema der oberöster-reichischen Lairdesausstel-lung 1994 -„Die Donau" - schlägt einen Bogen zur „Kxmst der Donauschule", jenem legendären Großprojekt von 1965, nach dessen Erfolg den Oberösterreichem so richtig der Appetit kam, in Dimensionen solcher Art weiterzumachen. Neunzehnmal hat sich seither das Land ob der Enns vorgestellt, auf ein kulturelles Zentrum, ein historisches Ereignis telegezoomt, die Stifte Reichersberg, St. Florian und Lambach oder der Bauernkrieg des Jahres 1626 standen im Mittelpunkt von Landesausstellungen, das Mühlviertel, bäuerliches Leben wurden ins Zentrum gerückt.

Landesausstellungen bricht man nicht übers Knie. Der Plan wurde schon ausgeheckt, als sich an der Ungarischen Pforte noch der Eiserne Vorhang über die Donau sparmte. Die Wellen der Geschichte haben die Pläne von vorgestern überschwappt, manche Grundideen über den Haufen geworfen.

Engelhartszell, der Schauplatz

der 20. Landes-ausstellimg, liegt an der Stelle, wo die Donau aufhört, Grenze zwischen Österreich und Bayern zu Sein. Ein kleines Stück landeinwärts vrarde 1293 das Kloster EngelszeU gegründet. Natürlich wriU es manchem nicht in den Kopf, daß man sich das 700j ährige Stiftsjubiläum im Vorjahr entgehen Heß, aber Landesausstellungen finden eben seit 1990 in Oberösterreich im biennalen Takt statt.

Heuer brechen die Trap-pisten von Engelszell ihr Schweigen: Bis zum Nationalfeiertag, an dem die Landesausstellung die Pforten schließt, haben sie die ihren geöffnet Zum erstenmal in der Geschichte des Klosters müssen Frauen nicht draußen vor der Tür warten. Sogar den frühgotischen Kapitelsaal kann man besuchen, tmd das heißt etwas.

Anders als in den vergangenen

Jahren wird nicht ein bestimmter Bereich beleuchtet und ausgeleuch.-tet, sondern der gesamte Strom in seinen verschiedenen Bereichen vorgestellt. Bisher war es oft üblich, ein wertvolles, aber vom Zahn der Zeit angenagtes Gebäude fiisch herauszuputzen. Das vrar diesmal nicht notwendig. Dafür drängte es sich geradezu auf, eine Präsentation über die Donau auf der Donau imd an ihrem Ufer zu präsentieren. Eine schwimmende Landesausstellung auf zwei ausgedienten Schleppkähnen, im Fachjargon „Leichter’ genannt, die zu riesigen Hallen umgebaut wurden.

Im ersten ist der Lauf der Donau vom Ursprung bis zur Mündung zu verfolgen, wird der Naturraum mit Geologie, Flora und Fauna vor Augen geführt. Der zweite ist dem Le-bensraum gewidmet: die Siedlungsgeschichte von der Urzeit bis ins Mittelalter, Handel und Verkehr sind die Themen, mit Schiffahrt und Maut, Brücken und Fähren.

An Land wurde ein Pavillon errichtet. Hier geht es zunächst um den Kulturraum: Missionierung, Kirchen und Klöster, Wallfahrtsorte, Donauheihge, die Vielfalt der ReH-gionen, Bildungsstätten und die Bedeutung des Adels in der Kulturgeschichte des Donauraums. Daß auch die Nibelungen präsent sind, versteht sich.

Den Abschluß bildet der poHtische Raum: Nationale Vielfalt, Verbindendes und Trennendes, die Donaumonarchie, Tyrannei und Freiheit, uoer uie iNaiionauxai zur uesuantai, — auch an einem von Europas Schicksalsströmen.

Man kaim noch andere Schiffe besichtigen, darunter die „ Schön-bnmn", das 1912 in Dienst gestellte Relikt aus der Zeit der Schaufelraddampfer. Am Ufer sind ein altes Holzschiff, ein Polizeiboot und ein Aquarium mit Donaufischen aufgestellt. Auch Anrainerstaaten präsentieren sich auf eigenen Schiffen.

Am 19. Juni wird das welthche Oratorium „Die Donau" von Gertrud Fussenegger und Fridolin Dal-linger uraufgeführt. Aussteilungen des Oberösterreichischen Kunstvereins und der Irmviertler Künstlergilde, deren prominentestes Mitglied Alfred Kubin war, runden das Programm ab.

Die Gesamtkosten der Landesausstellung, die von der Reuffeisenbank und von der Oberösterreichischen Versicherung gesponsert wird, betragen 45 Millionen. Die Veranstalter erwarten Eiimahmen von zwölf und ein Vielfaches an Eingängen via Umwegrentabihtät. Sie sind zuversichtlich, daß die Besucherzahl von Stift Schlägl vor zwei Jahren (260.000) erreicht oder übertroffen wird.

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