Ein wissenschaftlicher Tabubruch und seine Folgen

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Ende November, einen Tag vor einem Genforscher-Kongress in Hongkong, hat He Jiankui aus der südchinesischen Stadt Shenzhen (Bild) weltweit für Aufsehen gesorgt. Auf der Videoplattform YouTube verkündete der 34-jährige Forscher, er habe den ersten Eingriff in die Keimbahn des Menschen durchgeführt: Mit der Genschere CRISPR/ Cas9 habe er Embryonen manipuliert, um sie gegen den AIDS-Erreger HIV resistent zu machen. Die Präsentation seiner Forschung löste eine Welle der Empörung aus. Selbst die eigene Universität in Shenzhen verurteilte das Vorgehen als "ernsthafte Verletzung akademischer Ethik und Normen". Die chinesische Regierung hat nun eine "minutiöse Untersuchung" angeordnet. Angesichts der Affäre hat der Chef der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vor den unabschätzbaren Folgen solcher Eingriffe gewarnt: Tedros Adhanom Ghebreyesus will aber Genom- Manipulationen an Keimzellen nicht von vornherein als Therapie bei Krankheiten ausschließen. Die WHO berufe jetzt ein Experten-Gremium ein, um alle Aspekte der umstrittenen Technik zu untersuchen, sagte ihr Generalsekretär in Genf. "So etwas kann nicht einfach ohne klare Richtlinien gemacht werden. Genome-Editing wirft ethische, soziale und Sicherheitsfragen auf. Es ist gut, wenn Experten sich aller dieser Fragen annehmen", so Tedros."Wir müssen sehr vorsichtig sein und können nicht anfangen, ohne ein Verständnis für mögliche unbeabsichtigte Konsequenzen." Im Gremium sollen neben WHO-und Regierungsvertretern auch unabhängige Forscher sitzen. (mt/apa)

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