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Eine Buchschau

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Von einem stillen, aber kräftigen Wachstum, etwas abseits vom hitzigen Getriebe, zeugt die Buchausstellung, die anläßlich der Salzburger Hochschulwochen im Studiengebäude am Universitätsplatz zu sehen ist. Sie bietet eine erste Übersidit über das literarische und publizistische Schaffen der wiedererstandenen katholischen Verlage Österreichs. Als solche hinterläßt sie einen ermunternden Eindruck. Der eine oder andere ausländische Besucher war sichtlich überrasdit.

Zunächst ist ein gediegenes philosophisches Schrifttum im Aufbau. Silva-Tarouca bietet eine geistesmächtige Begegnung des modernen Existenziaüsmus mit der zeitewigen Weisheit des Aquinaten: „Thomas heute“ (Herder). Der gleiche Verlag zeigt ein Sammelwerk der Katholischen Akademie zu Wien unter dem Titel: „Geistige Strömungen der Gegenwart im Licht des Katholizismus“ In diesem Zusammenhang wartet man auch auf den Bericht des verewigten Dekans Prof. Dr. Alois Mager über die vorjährigen Salzburger Hochschulwochen (O. Müller). Die nunmehr zur Gänze vorliegende Schriftenreihe „Der ewige Humanismus“ (Fei. Rauch) findet besonderen Zuspruch auf der Ausstellung. Johann Fisdils vielgefragte Bücher über die Formen und die Wahrheit unseres Denkens (A. Pustet) sind in wenigen Restexemplaren zu sehen, und man erwartet uneeduldig die in Arbeit befindliche Neuauflage seines Buches über „Christliche Weltanschauung“ (Styria). Das stattliche Werk Friedrich Schneiders über die Triebkräfte der nationalen Pädagogik der großen Kulturvölker (O. Müller) repräsentiert würdig das pädagogische Schrifttum. Gern vernimmt man, daß das Buch „Der christliche Erzieher“ aus der Feder des gleichen beliebten Autors unter der Presse ist (A. Pustet). Besonderer Erwähnung bedarf das geistgeladene Buch von Sigismund v. Radecki „Wort und Wunder“ (O. Müller). Beglückt legt man auch die neue Schrift von Marianus Vetter aus der Hand: „Erlöste Menschlichkeit“, Die Frucht aus dem Geiste (Herder).

Theologie und religiöses Schrifttum sind besonders durch einige Neuausgaben bewährter Titel vertreten: Eduard Stakemeiers „Lehre des Heils“ sowie Josef Bernharts „Der stumme Jubel“ (beides A. Pustet), es folgen in Musterstücken die angekündigten Neuauflagen von Daniel Feulings Katholischer Glaubenslehre und der beiden prächtigen Väteranthologien: Origenes, Geist und Feuer sowie Gregor von Nyssa, Der versiegelte Quell (alle drei O. Müller). Ein neues Kompendium der Glaubens- und Sittenlehre, nicht zuletzt für die Hand des Laien bestimmt, bietet Kofiers „Des Christen Glaube und Wandel“ (Fei. Rauch). Sodann ist eine größere Laien-dogmatik aus der Feder P. Silvester Birn-grubers angekündigt, „Das Göttliche im Menschen“ (A. Pustet). Angenehm überrascht ist man, Emil Fiedlers „In jener Zeit“ in sdimuckem Nachdruck wieder zu begegnen (A. Pustet). Ein Gleidies gilt von Pflieglers Schrift „Vor der Entscheidung“, die nun im 23. Tausend vorliegt (A. Pustet), eine erstaunliche Zahl für eine philosophisch-theologische Studie!

Eine nicht alltägliche Monographie trifft man in Jakob Obersteiners bedeutsamer Arbeit „Biblische Sinndeutung der Geschichte“ (A. Pustet). Schade, daß dieses Buch nicht schon vor zehn Jahren erschienen ist. Es stellt eines der besten theologischen Werke im neuen Österreich dar. Nur mit Wehmut sieht man daneben das hinterlassene Lebenswerk P. Magers, der noch den vorjährigen Hochschulwochen vorstand, unter dem Titel: „Psychologie der Mystik“ (A. Pustet).w Eine bedeutsame Monographie bietet auch Albert Auers neuestes Buch „Leidenstheologie des Mittelalters“, dem eine scharfsinnige Studie über diL philosophischen Grundlagen der Askese voranging (beides Igonta-Verlag).

Die Exegese ist neben Obersteiners genanntem Werk besonders durch die wiedererschienene Reihe Josef Dillersbergers über das Markusevangelium vertreten (O. Müller). In diesem Zusammenhang darf man auch das feine Buch von Pfarrer Josef Ernst Mayer nennen: „Begegnungen mit Christus“ (Styria), ein Zeugnis pneumatischer Schriftauslegung. Die Ausgabe des „Neuen Testaments“ in der Ubersetzung von Fritz Tillmann (Styria) ist auch in der äußeren Form (Dünndruckpapier) ein Beleg für die langsam wiedergewonnene Leistungskraft des Verlages in Österreich. Ferner wird die Bibelübersetzung von J. Perk in handlichen Einzelausgaben geboten (Schriftenmission, Linz). Die zwei vielbesprochenen neuen Psälmenübersetzun-gen von Perl (Styria) und Schedl (Herder) sind ebenso wie die beiden lateinischen Psalterien (F. Rauch und Mayer Sc Co.) zu sehen.

An Gebetsliteratur trifft man auf das in achter Auflage neu herausgegebene „Seckauer Volksbrevier“ (Styria), auf die beiden kleinen Meßbücher „Unser Gotteslob“ (Styria) und „Das Kleine Meßbuch“ (Ru-pertiwerk) sowie auf das umfangreiche Unternehmen der Linzer Schriftenmission: „Weg des Lebens“, wovon bis jetzt vier Einzelbände vorliegen („Die 24 Sonntage nach Pfingsten“ und die drei „Proprien“ für Mai, Juni und Juli). Etwas wehmütig fragt man nach einem vollständigen Meßbuch, eine Aufgabe, die freilich die momentanen Möglichkeiten des katholischen Verlagswesens in Österreich noch übersteigt. Nicht unerwähnt seien die erschütternden Anrufungen Erich Prz^waras „Gebete in die Zeit“ (O. Müller), dem sich Delps packende, im Angesicht des Henkertods geschriebene Meditation „Vater unser“ (Herder) zugesellt.

Kernige christliche Lebens künde spricht aus H. Suso Brauns „Radiopredigten“ (Tyrolia), während Eva Firkel in der Art Lipperts den seelischen Einzelnöten des heutigen Menschen mit tiefenpsychologischem Blick nachgeht: „Helfendes Wort“ (Herder). Erfreut nimmt man auch das Werk von Maria Maresch, „Das Buch vom einfachen Leben“ in die Hand, worin sich christliche Lebensweisheit mit praktischen Winken für den Alltag in Familie und Heim verbindet. Ein Zeugnis heroischen Vorbilds gibt die Neuauflage von Hünermanns „Priester der Verbannten“ (Tyrolia).

Die Kirchengeschichte ist durch Hans W i r t z' Werk „Gott geht durch die Zeit“ (Tyrolia) in lebendiger Form vertreten. Mit fragendem Wunsch sieht man daneben Ernst Tomeks „Kirclv-ngeschichte Österreichs“ .(Tyrolia) stehen und möchte hoffen, bald eine Neuauflage zu erleben. Dafür trifft man dankbar auf Hugo Hantschs mächtigen ersten Band seiner „Geschichte östetreichs“ (Styria), dem bald der zweite folgen soll. Einen kund:gen Abriß der Literaturgeschichte, vornehmlich der österreichischen, gibt Hermann Lechner (Tyrolia).

Nicht übersehen sei das sozialwissenschaftliche Schrifttum: Rudolf Hausleitners bündiger Aufriß „Gehalt und Gestalt der wahren Gesellschaft“ (Oberösterreichischer Landesverlag), Josef Dobretsbergers heißdiskutiertes Buch „Katholische Sozialpolitik am Scheidewege“ (U. Moser), Joesf Holzers Schrift „Die Erholung des Arbeiters“ (U. Moser) und der Appell v. Balmer-Basiüus „Die Friedensaufgabe des Abendlandes“ (Herder).

Am schwächsten, ist norh das schöngeistige Schrifttum vertreten. Die drängenden Grundaufgaben christlichen Schrifttums stehen noch zu sehr im Vordergrund. Die Vakanz war zu lange. Immerhin sind etliche Proben guter Belletristik zu finden.

Einen erfreulichen Schlußblick gewährt das katholische Zeitschriften-wesen, das Reichhaltigkeit mit gediegener Aufmachung verbindet. Die einzelnen Organe entspringen bestimmten Sachaufgaben oder Lebensständen Diesen gesellt sich als jüngste Schöpfung das kritische Buchbesprechungsorgan „D i e Zeit im Buch“ hinzu, das durch den heutigen Schrifttumsjahrmarkt mutig hin-durchzusteuern sucht. Es ist gleichzeitig dai Blatt des Veranstalters der Au Stellung, des österreichischen Borromäuswerks, Salzburg, Kapitelplatz 2.

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