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Eine Stadt in den Wolken

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Eine Stadt wie auf Wolken: leicht, schwebend die Brücke und die mächtigen Gebäude, die weniger in der Erde als in duftigem Gewölk ihr Fundament zu haben scheinen. Die Kräne am Kai erinnern an Schiffs-Schaukeln auf einem Jahrmarkt. Und im heiteren Blau darüber schwebt ein weißer Ballon. So hat Wilhelm Thöny im Jahr 1939 „Paris Gambetta” gemalt. Fast noch ätherischer, heiterer durch zarte Farbakzente, ist die ein Jahr später entstandene Ansicht von Washington. Ob der Künstler die US-Hauptstadt wohl in so zartem Licht gesehen hat, weil er gerade aus dem dunklen politischen Geschehen Europas gekommen ist?

Das Salzburger „Rupertinum” zeigt derzeit rund 150 Ölbilder, Aquarelle, Skizzen und graphische Blätter von Wilhelm Thöny aus dem Sammlungsbesitz. Thöny, 1888 in Graz geboren, zählt neben Klimt, Schiele und Kokoschka zu den wichtigsten österreichischen Künstlern des frühen 20. Jahrhunderts. 1923 gründete Thöny die Grazer Sezession, 1931 verließ er Österreich und ging nach Paris. Mehrere Reisen führten ihn nach Südfrankreich und im Jahr 1933 erstmals nach New York, wohin er aufgrund der politischen Lage in Europa 1938 endgültig übersiedelte. Thönys Schaffensperioden sind eng an seine Ortswechsel geknüpft und dokumentieren nicht nur seine künstlerische Entwicklung, sondern auch den Wandel seiner Stimmungen und Gefühle, die Wahl der Themen und Motive.

In den frühen Zeichnungen präsentiert Thöny sich als leiser, zurückhaltender Reobachter von Szenen des täglichen Lebens: Regräbnisszenen, gesichtslose Passanten mit schwarzen Zylinderhüten oder düstere Zeichnungen der dunkel durch seine Heimatstadt Graz fließenden Mur. Neben Auftrags- und Illustrationsarbeiten, dazu gehört „Das Ruch der Träume” (1919/20), beschäftigt sich der junge Thöny immer wieder mit historischen Personen wie Jeanne d'Arc oder Napoleon. Die reizvollsten Arbeiten im Rupertinum sind aber wohl die Städte-Bilder der dreißiger Jahre.

Vor rund 200 Jahren wurde von Alois Senefelder das Druckverfahren der Lithographie entdeckt. Anschaulich erklärt eine weitere Präsentation des Rupertinums dieses Verfahren und zeigt reizvolle Beispiele - von Ho-nore Daumier, Edouard Manet, Henri de Toulouse-Lautrec hin bis zu Edvard Münch, Pablo Picasso und Joan Miro, insgesamt 50 Lithographien von 44 Künstlern von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis heute.

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