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Erben der Mäzene

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Entwicklung und Weltgeltung der österrei-chisdien bildenden Kunst sind nicht nur der durch Landschaft, Volkstum und Kultur geförderten hohen künstlerischen Begabung des Österreichers zuzuschreiben, sondern in besonderem Maße auch dem großzügigen Mäzenatentum des habsburgisdien Kaiserhauses, der katholischen Kirche, des Hochadels und des wohlhabenden Bürgertums. Als sichtbarer Ausdruck dieser Kunstförderung blieben außer den künstlerischen Monumentalbauten und Denkmälern die weltberühmten öffentlichen und privaten Kunstsammlungen erhalten.

Nach dem Zusammenbruche des alten Donaureiches fielen die bedeutendsten Stützen dieses Mäzenatentums aus. Die ehemals habsburgisdien Sammlungen gingen in Staatsbesitz über, Hochadel und Großbürgertum mußten infolge der geänderten politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse ihre Sammlertätigkeit auf ein Mindestmaß einschränken. Aber auch die öffentlichen Mittel, die von Staat, Ländern und Gemeinden zur Förderung der Kunst aufgewendet werden konnten, reichten bei weitem nicht aus, Ankäufe bedeutender Kunstwerke durchzuführen, sie genügten kaum, um die bestehenden Sammlungen zu erhalten. Der drohende Ausverkauf privaten Kunstbesitzes rückte die Veräußerung wertvollster heimischer Kunstbestände in gefährliche Nähe.

In dieser überaus kritischen Lage griff wieder private Initiative ein, um diesem Verarmungs- und Verdorrungsprozeß Einhalt zu gebieten und durch Bereitstellung der notwendigen Geldmittel den öffentlichen Kunstsammlungen nicht nur die Möglichkeit zu geben, österreichisches Kunstgut zu retten, sondern auch hervorragende Werke europäischer Kunst neu zu erwerben. Schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte sich in Wien durch die Initiative des Grafen Wilczek die „Gesellschaft der Kunstfreunde“ gebildet, die es sich zur Aufgabe stellte, durch einen Zusammenschluß der privaten Kunstförderer das Interesse an der bildenden Kunst und die Freude am Sammeln von Kunstwerken zu steigern. Diese primäre Aufgabe war nach dem Jahre 1918 hinfällig geworden, so daß es ein guter Gedanke war, diese Vereinigung mit dem bereits 1912 errichteten „Staatsgalerieverein“ zusammenzulegen, dessen Präsident Dr. Felix Freiherr von Oppenheimer in der Folge dem neugeschaffenen „Verein der Museumsfreunde“ zur größten Bedeutung im öster-reichisdien Kunstleben verhalf.

Das oberste Ziel dieses Verbandes war es, alle am Kunstleben interessierten Kreise iu sammeln und durch Mitgliedsbeiträge und Spenden jene Geldmittel aufzubringen, die notwendig waren, um Kunstwerke, die sonst ins Ausland abgewandert wären, der Heimat zu erhalten und als Leihgaben den öffentlichen Kunstsammlungen zur Verfügung zu stellen. Unvergängliche Verdienste erwarb sich der „Verein der Museumsfreunde“ durch die Veranstaltung der großen österreichischen Porträtausstellung und der drei repräsentativen Ausstellungen, die dem Prinzen Eugen von Savoyen, der Kaiserin Maria Theresia und dem Kaiser Franz Joseph gewidmet waren und durch ihre kulturelle Bedeutung und ihre geschmackvolle, vorbildliche Durchführung wohl zu den bedeutsamsten kulturellen Veranstaltungen der Zeit zwischen 1918 und 1938 gehörten.

Das Jahr 1938 bedeutete auch für den „Verein der Museumsfreunde“ eine einschneidende Zäsur. Neue Persönlichkeiten traten an die Spitze des Vereins, der im großen und ganzen seine Tätigkeit fortsetzte, ohne allerdings stärker hervorzutreten. Bald nach 1945 setzten Versuche ein, die „Museumsfreunde“ zu reaktivieren, die dank der Bemühungen Dr. O 11 m a n n s, des letzten Schriftführers des Vereins, Dr. Ferdinand Eckhardts und des Altmitgliedes Paul Weckbecker einer gedeihlichen Lösung zugeführt werden konnten.

Der nunmehr neu ins Leben gerufene „Verein der Museumsfreunde“ will die erprobte Tradition fortsetzen und hofft, mit Unterstützung der künstlerisch interessierten Österreicher wieder die alte Höhe seiner Tätigkeit zu erreichen. Die Aufgaben, die ihm dabei erwachsen, sind nicht leichter als in der Zeit vor 1938. Sie zu meistern, wird unendlich viel Idealismus, zähe Energie und eine geschickte Propagandatätigkeit erfordern, nicht zuletzt aber die Mitarbeit der trotz ihrer schwierigen wirtschaftlichen Lage stets opferbereiten intellektuellen Kreise unserer Heimat.

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