1_aufmacher - © Ernst Haas / Getty Images

Ernst Haas: Dinge neu fotografieren

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Er war Mitglied und später Präsident der Fotoagentur Magnum. Bedeutend ist sein Wirken als Pionier der Farbfotografie. Trotz dieser Leistungen ist Ernst Haas (1921–1986) in seiner Geburtsstadt Wien weithin unbekannt. Das Westlicht widmet dem Fotografen eine umfassende Retrospektive.

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Er war Mitglied und später Präsident der Fotoagentur Magnum. Bedeutend ist sein Wirken als Pionier der Farbfotografie. Trotz dieser Leistungen ist Ernst Haas (1921–1986) in seiner Geburtsstadt Wien weithin unbekannt. Das Westlicht widmet dem Fotografen eine umfassende Retrospektive.

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So ein Angebot bekommt man nicht jeden Tag. Er würde, sagte der Chefredakteur des Life-Magazins zu Ernst Haas, ihn gerne als Fotografen fix anstellen. Was das hieße, wusste der Angesprochene nur zu gut: hohes Einkommen, soziale Absicherung, hervorragende Reputation. Doch er lehnte dankend ab, mit der Begründung: Die Aufträge, die er dann bekäme, wären gewiss nicht so spannend wie die, die er sich selbst erteile.

Unabhängigkeit statt Sicherheit. Als Ernst Haas im Jahr 1949 diese Entscheidung traf, war er gerade einmal 28 Jahre alt. Sie kündet von einer ordentlichen Portion Selbstbewusstsein, von Optimismus und Freiheitsliebe. Tatsächlich sollte er seinen Weg als selbstständiger Fotoautor machen. Umso erstaunlicher, dass Haas (1921– 1986) in seiner Geburtsstadt Wien recht unbekannt ist. Das will nun das Fotomuseum Westlicht mit einer umfassenden Retrospektive ändern: „Ernst Haas: The Art of Seeing“ (Kurator: Fabian Knierin).

Blick fürs Ungewöhnliche

Am Anfang waren zehn Kilo Butter. Die tauschte Ernst Haas 1946 auf dem Wiener Schwarzmarkt gegen eine Rolleiflex ein. Seine erste Kamera. Und mit der begann der Autodidakt zu fotografieren. Learning by doing, wie das heute heißt.

Das eine ist die Ausrüstung, das andere und sehr viel Entscheidendere der spezifische Blick. Dass er über ein besonderes Sensorium für bildkräftige Momente verfügt, bewies Haas 1947 auf dem Wiener Südbahnhof, als dort die ersten Kriegsheimkehrer aus Russland eintrafen. Viele von ihnen verwundet und ausgemergelt, doch auf sie richtete Haas seine Kamera weniger. Spannender fand er, die Gesichter der sie Empfangenden ins Bild zu nehmen. Erleichterung und Enttäuschung, Angst und Hoffnung drückten sie aus. Die ganze Dramatik der Situation sah er in diesen Gesichtern gespiegelt.

Haas dokumentierte die Kriegszerstörung in seiner Geburtsstadt, entdeckte in dem Elend aber auch immer wieder besondere, ja skurrile Augenblicke. Auf einem Foto, „Sonnenbadende“ (1946–1948), sehen wir Hausruinen im Hintergrund – und davor eine Mutter (im Bikini) mit ihren Kindern (nackt) im Gras liegen. Welch ein wunderbarer Kontrast!

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