Erik ­Johansson - „Ich fange lieber Gedanken ein als Augenblicke“, meint der Schwede Erik ­Johansson, ein Meister der ­digitalen Bildbearbeitung. Seine Foto­kombinationen ­lassen staunend innehalten. - © Brigitte Schwens-Harrant

Festival La Gacilly-Baden Photo: Die Stadt als Galerie

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Kunst mitten im Leben, mitten im Alltag: Zum fünften Mal lädt das "Festival La Gacilly-Baden Photo“ zu einer gigantischen Outdoor-Fotoschau.

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Kunst mitten im Leben, mitten im Alltag: Zum fünften Mal lädt das "Festival La Gacilly-Baden Photo“ zu einer gigantischen Outdoor-Fotoschau.

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Kunst als elitäres Unternehmen, Ausstellungen als Orte der Ehrfurcht, des Götzendienstes, der Aus­grenzung? 2013 provozierte Nicole Zepter mit ihrem Buch „Kunst hassen“ den Kunstbetrieb. „Nicht berühren! Nicht anfassen!“, rufe es einem aus Museumsräumen entgegen, und die zu den Kunstwerken gereichten Texte würden den Betrachtenden nur erklären, wie dumm sie seien.

„Wer Kunst nicht versteht, setzt sich dem Verdacht aus, doof zu sein“, so Nicole Zepter. „Um das Gefühl zumindest in Ausstellungen zu vermindern, funktioniert Kunstvermittlung nach strengen hierarchischen Regeln. Zusammengefasst bedeutet das: Ab jetzt darfst du das über diese Begrifflichkeit verstehen. Statt Kriterien zu schaffen, die eine eigene qualitative Bestimmung zulassen, hält sich der Betrieb an eine klare Hie­rarchie: Einführung, Katalog, Pressetext. Wer es wirklich verstehen möchte, geht in eine Gruppenführung. [...] Besucher einer Ausstellung, die sich der Hierarchie unterwerfen, glauben, nicht über genügend Sachverstand und Kompetenz zu verfügen, die sie befähigen würden, die Ausstellung für sich selbst zu entdecken. Das ist schade und nimmt beiden, der Kunst und ihrem Betrachter, ihren Spaß.“

So provokant Zepters Aussagen und der Titel ihres Buches auch sind: Ausgrenzungsmechanismen durch einen allzu elitären Kunstbetrieb sind nicht von der Hand zu weisen. Die Preise von Eintrittskarten tun hierzulande ihr Übriges dazu. Zepter hat zugespitzt durchaus wichtige Themen angesprochen. Vielleicht fehlt es wirklich oft an Zutrauen, dass Kunst einfach selbst sprechen kann, ohne Vermittlung von zudem womöglich unverständlich formulierten Theorien, die eher die Klugheit der Verfasser beweisen sollen denn der Vermittlung dienen. Vielleicht fehlt es wirklich oft an Zutrauen, dass Kunst sprechen kann zu jeder und jedem, unabhängig von Vorwissen oder Bildung. Umso wichtiger ist Kunst im öffentlichen Raum, außerhalb eines hierarchisierenden Rahmens, der per se zu rufen scheint: Achtung, Zutritt nur für Informierte. (Und nur für Begüterte.)

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