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Filmfest in Wien

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Vor zwei Jahren lud Wien zum erstenmal ?u. einer filmwissenschaftlichen Woche ein. Die Manifestation der jungen Wissenschaft fand ein überraschend freundliches Echo unter den Wissenschaftlern und in der Oeffentlichkeit. und die Begegnung von filhi Ii essierten Wissenschaftlern verschiedener Nationen und die Uebersicht über wichtige Werke aus der Entwicklung des Films sind für die wissenschaftliche Arbeit in mehreren Ländern fruchtbar geworden.

Diese Woche war kein Kongreß. Es waren also nicht die Beschlüsse der Organisationen, sondern die Empfehlungen sachkundiger Persönlichkeiten, die weiterwirkten. Von den als Ergebnis der ersten Woche festgehaltenen Resolutionen sind auch in Oesterreich einige inzwischen einer Verwirklichung näherge-kommenV So besteht durch das Zusammenwirken staatlicher Stellen und filminteressierter Verbände ein Oesterreichisches Filmarchiv, das seine Arbeit begonnen hat und dem Internationalen Verband der Filmarchive angehört. So wurden gerade in der jüngsten Zeit für die Förderung des wertvollen Films durch die PrSdikatisierung und eine damit verbundene materielle Förderung wichtige Schritte zu einer Verwirklichung gemacht, so wurde an der Hochschule für Welthandel eine filmwirtschaftliche Vorlesung eingerichtet, so wurde vom Bundesministerium für Unterricht eine Sonderfilmaktion gestartet, alles Ergebnisse, auf die vor zwei Jahren in den Empfehlungen der filmwissenschaftlicheri Woche und des österreichischen Bundesjugendringes hingewiesen wurde.

Wenn Wien also heute wieder zu einer II. Internationalen filmwissenschaftlichen Woche einladet, so kann es dabei schon auf eine kurze, aber gute Tradition zurückgreifen. Drei Themenkreise stehen im Mittelpunkt der zweiten Woche, die vom 2. bis 10. Juni 1956 in Wien stattfindet: das Verhältnis von Musik und Film, das bisher zuwenig untersucht, doch als Frage und Forschungsobjekt voraussichtlich nach dieser Kundgebung bleiben wird, die Frage Jugend und Film, zu der eine Uebersicht über die neuen Forschungsergebnisse beigebracht werden soll, und die Frage der Marktforschung und Filmstatistik im Rahmen der F i 1 m w i r t s c h a f t, die Gegenstand einer entsprechenden Uebersicht sein wird. Voraussichtlich werden aber auch die Arbeiten der Filmhochschulen und Filmfakultäten verschiedener

Staaten, der Erfahrungsaustausch über den Film als Hochschullehrgegenstand wichtige Themen des Gedankenaustausches der Teilnehmer sein.

Die optische Abrundung der Themen der Woche gibt die im Auditorium maximum und im neuen Festsaal der Albertina gebotene Internationale Schau (und, wie eine deutsche Zeitung kommentierte, natürlich auch „Hör“) des Musikfilms. Sie wird Filmopern, Musicals und vor allem die in Kurzfilmen versuchten selten gesehenen Experimente von Richter, Fischinger und McLaren enthalten, sie wird die Lücken füllen oder zu füllen versuchen, die der auf diesem Gebiete reichlich anbietende Spielplan der gewerblichen Kinos gelassen hat oder lassen mußte.

Wien hat zu diesen Tagen, in denen es die Gäste zu einer filmwissenschaftlichen Veranstaltung begrüßt, auch eine Ueberschau über den österreichischen Film bereitgestellt. Eine mit Förderung des Bundesmini-steriumj für Handel und Wiederaufbau zustande gekommene Ausstellung „Zehn Jahre neuer österreichischer Film“ gibt Zeugnis von der quantitativen und qualitativen Atbeit des österreichischen Films, von seiner Verflechtung in Wirtschaft und Kultur und seiner Geschichte. Es wird eine sehr praktische Ausstellung sein (Wiener Kunsthalle, Zedlitzgasse 6, vom 3. bis 17. Juni täglich von 10 bis 18 Uhr). Schüler der Filmklasse der Staatsakademie werden Probeaufnahmen vornehmen und Filme schneiden, Lichtbilder und Filmproben werden die Ausstellung verlebendigen, in den Vitrinen und Schaubildern wird sich die Herstellung eines Films von der Idee bis zum Ptemierenrummel spiegeln, die Wiener Filmateliers werden an zwei Sonntagen dem Publikum für Führungen offenstehen.

Verbunden mit dieser Ausstellung ist vom 10. bis 17. Juni eine „Festwoche des österreichischen Films“. Sie gibt in einer knappen Auswahl einen Ueberblick über zehn Jahre Filmschaffen und einen Rückblick auf die Geschichte des österreichischen Films mit einigen Werken aus den Archiven. So wird der erste Film von Zarah Leander, der erste Film mit Wolfgang Liebeneiner, der erste Film der Lily Darvas — alles österreichische Filme — im Rahmen dieser Woche wieder zu sehen sein. Diese Festwoche — die Ausstellungskarte berechtigt auch zum Besuch einer Vorführung der Festwoche — wird die lebendige Ergänzung der Diagramme und Bilder sein, die sich mit der internationalen Manifestation zu einer Manifestation des österreichischen Films verbinden, einer Manifestation, die das Interesse der gesamten Bevölkerung verdient.

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