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Frankl — Malewitsch

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Die Ausstellung im Oberen Belve-dere, dem nun sechzigjährigen Gerhart F r a n k 1 gewidmet, macht mit; einer der bedeutendsten Malerpersönlichkeiten bekannt, die Österreich zwischen den beiden Kriegen besaß. Das Frühwerk, von der Tradition des flämischen und holländischen Barocks inspiriert, erhielt entscheidende Impulse von Zeitgenossen, vor allem von Herbert Boeckl, dessen Einfluß bis 1928 nachweisbar ist. Anders als er, begriff aber Frankl den früheren Cezanne nicht im Sinne der klassischen Plastizität, sondern der „bonne Peinture“, einer Übersetzung des Wirklichkeitsbildes in den Wohllaut einer das Sensualistische betonenden Malerei und schloß damit nicht an die Klassiker, eher an Karl Schuch an. Ab 1928 ttitt die plastische Form immer stärker zugunsten einer sich verabsolutierenden Malerei zurück. Die 1938 erzwungene Emigration bewirkte in England eine gewisse Neuorientierung: Eine Londoner Landschaft bringt, in Farbe übersetzt, fast Menzelsche. Akribie, die Selbstbildnisse suchen nach psychologischer, aber nicht nach formaler Intensität. Anscheinend unter dem Einfluß von Turner wird später die sinnliche Empfindsamkeit mit romantischem Naturgefühl durchtränkt — die späten Mischtechnikblätter und die letzten beiden Landschaften sind freie Variationen, die, von einem Natureindruck ausgehend, im Sinne eines lyrischen Expressionismus nach einer Vereinigung von Bildstruktur und Emotion suchen. Wie die Ölbilder, sind die Zeichnungen und Aquarelle Beweis des hohen künstlerischen Ethos, der Frankl immer wieder drängt, sich in bohrender Intensität und Ehrlichkeit mit der Natur auseinanderzusetzen. Aus seinen Werken strahlen starke Empfindung und Aufrichtigkeit, Qualitäten, die heute sehr selten geworden sind.

Die Arbeiten von Kasimir Malewitsch (1878 bis 1935), die in der Galerie Würthle zu sehen sind, geben einen ausgezeichneten Überblick über das Werk des Gründers des „Suprematismus“. Vom Fauvismus ausgehend, kam Malewitsch zum Kubismus, dessen räumliche Vorstellungswelt er allerdings nicht begriff, was ihn zur Verabsolutierung der reinen Empfindung in der Malerei durch einfache Grundformen — dem Suprematismus“— führte. In manchem traf er sich dabei mit Kändinskij, formulierte aber radikaler als dieser, so daß in manchen Bildern eine Selbstaufhebung der .ungegenständlichen Malerei erreicht war. In seiner Spätzeit beschäftigte er sich vorwiegend mit Architektur und endete — seit 1924 Kulturfunktionär der UdSSR — als schlechter Maler des sozialistischen Realismus. Schade, daß es nicht möglich war, diese interessante Ausstellung bereits vor fünfzehn Jahren zu zeigen, wo sie wesentlich zur Klärung und Reinigung unserer Kunstsituation hätte beitragen können.'

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