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Frühlingsanfang
Dem veränderlichen Wetter, seinen Duschen von Warm und Kalt, entsprächt die unterschiedliche Qualität dessen, was man nun in den Galerien und Ausstellungen zu sehen bekommt. In der großen Frühjahrsausstellung im Künstle r h a u s ragen aus der Fülle an Konfektion nur die Landschaften von Karl Gunsam hervor, die Holzschnitte von Johannes Wanke, die Gouachen von Floren-tine Pakosta, Aquarelle von Franz Milan Wirth, ein Temperabild von Franz Wlcek, „Seckau“, zwei Aquarelle von Potuznik, die Lithographien von Max Melcher, die Landschaften von Ludwig Schwarzer und die dekorativen Plastiken von Eva Maz-zueco und Hochmeister sowie der Kopf von Czerny. Unter den Kollektionen beeindruckt die biedermeierliche Sauberkeit der Blumenbilder und Interieurs von Carlos Riefel und das Ethos von Karl Sterrer. das allerdings die bildnerische Leistung hinter sich läßt. Gleich nebenan, im Französischen Saal des Künstlerhauses, stellen Alfred Hrdlicka und Fritz Marti n z aus. Hier ereignet sich zum Teil wesentlich mehr. Hrdlicka ist ein echtes plastisches Naturtalent, dessen Figuren in ihrem barocken Pathos stark an Hanak erinnern. Ihre Oberflächen sind sehr belebt, ihre Formen sicher gesehen und empfunden, manchmal vom Bizarren überdeckt. Wenn Hrdlickas starke Begabimg ihr inneres und äußeres Maß findet, kann sehr viel von ihm erwartet werden. Ähnliches trifft auf Fritz Mattinez zu, der aber einen noch weiteren Weg als Hrdlicka vor sich hat. Seine zum Teil riesigen Bilder sind mehr mit den Muskeln als mit der Empfindung, die für ein Kunstwerk unerläßlich ist, gemalt. Bei ihm gilt es, den Raum durch die Farbe zu differenzieren, durch Kompositionen zu gliedern — oder den Schritt in eine flächigere, monumental-dekorative Malerei zu tun, den Bildern außerdem einen geistigen Zusammenhang zu verleihen. Jedenfalls steckt hinter seinem Bestreben und selbst im Scheitern des Versuches, zum Bild zu
gelangen, mehr idealer und ethischer Gehalt als in den „aktuellen“ Scharlatanerien.
Die Ausstellung von Michel S e u p h o r in der Galerie Würthle erinnert an das Wort von Baudelaire — auf die Dichter bezogen — daß alle großen Künstler naturgemäß und schicksalhaft große Kritiker sind, es aber ein Wunder wäre, wenn ein Kritiker zum Künstler würde. Die sehr ästhetischen, sauberen Blätter mit ihren fein nuancierten Hell-Dunkel-Werten sind so fernab jedem plastischen Problem und so hervorragend für die Gebrauchspraphik geeignet, daß sich jeder Kommentar erübrigt. Sterile Empfindsamkeit liefert hier Fleißaufgaben, weil sie keine Lektionen gelernt hat.
Mit großer Mühe hat die Galerie im Griechenbeisl Kleinplastiken der Teilnehmer an den Symposien europäischer Bildhauer zusammengetragen. In dieser sehr aufschlußreichen Ausstellung wird die absolut kunstgewerbliche Note weiter Bereiche moderner Plastik evident. Lediglich zwei Bildhauer können sich ihr durch raumgreifendere Arbeiten entziehen, der Österreicher P i 11 h o f e r und der Italiener P a o 1 i n i. Neben ihnen fallen noch die an Henry Moore erinnernden Formulierungen von Reinhold Hommes und Jakob Savinsek sowie das mythische Zeichen von Menashe Kadischman auf. Was den Rest betrifft, ist die üppige Zimmerpflanze in der Galerie von plastischerer Gegenwärtigkeit als die Arbeiten.
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