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Gaste von auswarts

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Tschechische Gäste haben in den Räumen der Staatsdruckerei eine Reihe von Graphiken und Aquarellen ausgestellt, die einen schöneren und intimeren Rahmen verdient hätten. Unter ihnen ragen vor allem die Aquarelle von Zdenek S k 1 e n a f hervor, sehr dichte Arbeiten, die in reiner Klee-Nachfolge stehen, musikalisch und subtil das kleine Format bevorzugen und besonders in den Blättern aus dem italienischen Skizzenbuch eine sensible ornamentale Verwandlung des Naturvorbildes geben. Die tschechoslowakischen Künstler haben auf dem Gebiet der Illustration immer Besonderes geleistet, und die Ausrichtung nach dem Westen, nach Frankreich, war bei ihnen stets eindeutiger als bei uns. Darum verwunderte es auch weiter nicht, bei den Illustrationen von P e 1 o zu Balzac Bonnard und bei jenen von Sychyra zu Maupassant Toulouse-Lautrec als bis zur fast vollkommenen Identifikation anempfundene Vorbilder zu finden. Durch diese Nachempfindung gelingt es beiden, etwas von dem Geist einzufangen. der diese Autoren auszeichnet. Moderner und sehr amüsant sind die Collagen von Adolf H o f m e i s t e r zu Jules Vernes „Reise um die Erde in 80 Tagen“, in denen in plakathafter Manier Ausschnitte aus den Revuen des vorigen Jahrhunderts mit graphischen Andeutungen kombiniert wurden. Eine Möglichkeit der Illustrationstechnik voll Ironie und Geist. Von P i s a r e k ist ein sehr schönes, gelöstes Stilleben aus dem Jahre 1936 zu sehen und ein anderes mit einem Schreibzeug, die besten seiner Blätter. P a d e r-1 i k stellt Lithos aus, die Braque nachempfunden sind, und Sukudolak technisch ausgezeichnete Graphiken, die vom Expressionismus her zwar die Formensprache beziehen, aber verfestigter und strenger sind. Das handwerkliche Können der Aussteller ist überhaupt bemerkenswert, es wird schwerfallen, bei uns Graphiker von ähnlichem Geschmack und Können zu finden.

Ein nachahmenswertes Unternehmen und eine ausgezeichnete Idee war es, die Arbeiten des durch Wien durchreisenden 44jährigen polnischen Malers und Graphikers Leon S 1 i v in s k i in einer vierstündigen Schau im Ranftl-Saal des Künstler-h auses der Presse zu zeigen. Während die Ölbilder Slivinski noch auf der Suche nach einer Form zeigten, waren unter den zahlreichen Monotypien, besonders unter jenen, die unter dem Einfluß der Volkskunst stehen, einige starke und eindringliche Blätter.

In der G a 1 e r ' e Fuchs schließlich stellt ein Gast aus Klagenfurt aus, der junge Maler Erich Trost, der entfernt zu dem Kreis der sogenannten Wiener Surrealisten gehört. Was Trost fasziniert, ist das manieristische Verfahren des „Anamorphismus“, die Verzerrung der optischen Gestalt zur absurden Form und deren Verbindung mit Anklängen aus anderen Bereichen. Außer diesen Elementen des Manierismus erscheinen bei ihm Formelemente jener Picasso-Periode, die die multiplane Perspektive dreidimensional auf der Bildfläche zu variieren versuchte, wobei Trost aber im Gegensatz zu Picasso die räumliche Form nicht als logisches, sondern als absurdes Gebilde begreift. Darin besteht ein formaler Gegensatz, den er auf die eine oder andere Art wird lösen müssen. Am geschlossensten in der Idee wirken „Frauen“ und „Roter Mann“, die plastische Konsequenz der Bilder im allgemeinen müßte noch verdichtet und gesteigert werden. Die endgültige Form scheint Trost — Gott sei Dank — noch nicht gefunden zu haben, bei seiner Jugend ein nicht zu unterschätzender Vorteil.

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