
Gegen die Moden ihrer Zeit: Alex Katz und Pablo Picasso
Alex Katz ging konsequent seinen Weg, Pablo Picasso erfand sich ständig neu: Die Albertina zeigt in zwei Personalen Werke der eigenen Sammlung.
Alex Katz ging konsequent seinen Weg, Pablo Picasso erfand sich ständig neu: Die Albertina zeigt in zwei Personalen Werke der eigenen Sammlung.
„Aus der Zeit gefallen“, das waren sie beide, Alex Katz und Pablo Picasso, auch wenn Albertina-Direktor Klaus Albrecht Schröder dezidiert die Anfänge des amerikanischen Künstlers so beschreibt. Beiden sind in der Albertina derzeit große Personalen gewidmet, beide agierten sie gegen die Moden ihrer Epoche. Während der eine, Katz, konsequent seinen Weg ging, gilt laut Schröder für Picasso, dass „er sich ständig neu erfand und jede seiner Perioden bahnbrechend wurde“. Als Treiber der Abschaffung des Kanons, als Kunst-Chamäleon kann man Picasso (1881– 1973) sehen. Die eine prägende ikonische Phase gibt es nicht. Gründe für seine Wandlungen waren oft persönliche Tragödien und Konflikte – von privaten Leidenschaften bis hin zum Bürgerkrieg. Das wird in der Ausstellung sorgfältig herausarbeitet. So zeigt seine „Mittelmeerlandschaft“ nur auf den ersten Blick eine Idylle, rasch vermittelt die verschachtelte Architektur, dass sich Picasso (aufgrund einer zu Ende gehenden Liebe) eingeengt fühlte und nach dem Ausbruch – via Segelboot – sehnte. Die Blaue Periode mit ihrer großen Melancholie verweist auf den Selbstmord seines Freundes Carlos Casagemas. Die Linolschnitte von Stierkämpfen beziehen sich auf seine Sehnsucht nach seiner Heimat, nachdem er ins Exil gegangen war. Wie ihn generell der Wechsel von Lebensgefährtinnen oft zu Stilwechseln anregte, so wurde ihm seine letzte Liebe Jacqueline Roque nicht nur zum häufigsten Modell. Da sie Verkäuferin in der Keramikwerkstatt war, mit der er zusammenarbeitete, schuf er in dieser Zeit auch viele Werke mit diesem Material. Sie werden in der Ausstellung mit Gemälden, Zeichnungen, Gouachen und vielem mehr zusammengebracht. Auch dem Kubismus, in dem Picasso versuchte, Gegenstände im selben Gemälde aus verschiedenen Blickwinkeln zu präsentieren und sie durch Zerstückelung in einzelne Felder mehransichtig zu erfassen, ist ein Schwerpunkt gewidmet. Die Albertina kann durch zahlreiche Schenkungen und Leihgaben, etwa der Sammlung Batliner und der Stiftung Othmar Huber, aus einem großen Bestand an Werken von Picasso schöpfen.
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