Gemalte Gebete aus St.Petersburg

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Ikonen-Ausstellung im Diözesanmuseum Graz und im Feuerwehrmuseum Groß St.-Florian.

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Ikonen-Ausstellung im Diözesanmuseum Graz und im Feuerwehrmuseum Groß St.-Florian.

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Ikonen sind mehr als Bilder, sie sind gemalte Gebete. Auch wenn in der Gegenwart diese religiöse Bedeutung verlorengegangen scheint, so lebt sie doch auch in der Moderne fort. Das ist der Eindruck, den man von zwei inhaltlich zusammengehörigen Ausstellungen mitnimmt: Unter dem Titel "Ikona - russische Bilder der Ewigkeit" zeigt das Grazer Diözesanmuseum Ikonen vom Mittelalter bis zum Ende der Zarenzeit (bis 26. August), das Feuerwehrmuseum in Groß St.- Florian schließt mit Beispielen aus neuerer Zeit an (bis 26. Juni). Die Werke kommen aus dem Staatlichen Russischen Museum St.Petersburg.

Man sollte sie in der angegebenen Reihenfolge besuchen, dann erschließt sich eine spirituelle Welt, die über das Betrachten schöner Bilder weit hinausgeht. Die ersten Ikonenmaler kamen um das Jahr 1000 mit der Christianisierung aus Byzanz nach Russland. Ihre Arbeit war ein Gebet, sie stellten die Idee Gottes und der Heiligen in einem streng verbindlichen Kanon dar. Bedeutende Werke sind nach dem Entstehungsort benannt, wie die "Wladimirskaja" oder die "Jerusalemskaja". In den Kirchen schließt die Ikonenwand den Altarraum ab, der den Himmel darstellt. Doch auch in den russischen Privathäusern hängt eine Ikone in der "schönen Ecke".

Mit Peter dem Großen kam westliche Kultur nach Russland. Nun waren die Ikonenmaler einer zweifachen Zensur ausgeliefert, einmal durch die Kirche, andererseits durch neu gegründete Kunst-Akademien. So begann eine Verweltlichung der Ikone, sie wurde zum Bild mit religiösem Inhalt, virtuos gemalt doch nicht immer frei von Süßlichkeit. Christus wurde als leidender Mensch dargestellt, das unterdrückte, ausgebeutete Volk wurde zum Sujet, denn "überall ist Kreuzigung". Mit der Avantgarde, schon lange vor der Revolution, kam das Ende der traditionellen Ikone, doch nicht das Ende der religiösen Malerei. Malewitsch bezeichnete sein Schwarzes Quadrat als Ikone, und vordergründig völlig weltliche Bilder sprechen eine spirituelle Sprache, wenn man dafür offene Ohren hat. In der Galerie bei den Minoriten, im Stockwerk über dem Diözesanmuseum, zeigt der Kärntner Werner Hofmeister seinen Beitrag zur Ikonenmalerei: Aus dem Buchstaben Q entwickelt er abstrahierte Bilder, deren oft ironische Bedeutung sich nur konzentrierter Betrachtung erschließt.

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