Gespräche auch über Gott -mit Kunst

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"Die Galerie der Moderne versammelt unter anderem Arbeiten zu Memento Mori, Schöpfung, Kreuzigung, aber auch im allgemeinen Sinne zu Leben und Tod."

Eine schwarze Figur auf weißem Grund, wie aufgebahrt, geformt aus weißen und schwarzen Holzklötzen, die sie plastisch werden lassen und von denen einige unter der Figur liegen, scheinbar abgebröckelt - Gerd Paulicke hat in "Remember 2" ein eindringliches Werk geschaffen, das sich je nach Entfernung des Betrachters verändert und sich mit der Erinnerung an einen Verstorbenen beschäftigt. Nach und nach bröckelt auch diese wie die Klötze, wenn jene, die den Menschen kannten, ebenfalls gehen. Die Galerie der Moderne im Stift Klosterneuburg, die von diesem Werk stark geprägt wird, besteht seit 2013.

Neben der temporären Jahresausstellung des Stiftes, dem Verduner Altar, den Kaiserzimmern und der Schatzkammer, die den berühmten Erzherzoghut, Ornate und Reliquien birgt, hat das Augustiner-Chorherrenstift ein eigenes Kunstmuseum. Fünf Säle desselben bilden die Galerie der Moderne.

Die zeitgenössische Sammlung des Stifts speist sich einerseits aus dem Nachlass von Prälat Alfred Sammer, andererseits aus Ankäufen. Somit wird das bereits seit Jahrhunderten bestehende Anliegen des Stifts, Kunst, die im Dienste des Glaubens steht, in Auftrag zu geben und zu sammeln, fortgeführt. Wurde früher angekauft, was mit dem Stift oder seinem Gründer, Markgraf Leopold III., in Zusammenhang stand, so ist man heute offener. "Es geht nicht zwingend um christliche Themen, ja, es werden sogar absichtlich solche aufgenommen, die alle Religionen ansprechen", sagt Sammlungs-Kustos Wolfgang C. Huber. Die Galerie der Moderne versammelt unter anderem Arbeiten zu Memento Mori, Schöpfung, Kreuzigung, aber auch im allgemeinen Sinne zu Leben und Tod.

"Die Zeit wird uns gegeben "

So ist beispielsweise Eva Kaisers "Der Gedanke", ein sehr expressives Gemälde, "irgendwie sakral, aber nicht christlich", wie Huber beschreibt. "Es könnten Menschen auf dem Weg zu Gott sein, aber selbst die Künstlerin erlaubt viele verschiedene Deutungen." Unkonventionell ist auch das Triptychon von Markus Redl, ein leerer Thron steht für Gott, ein schwebender Schemel für den Heiligen Geist.

Auf zahlreiche der hier ausgestellten Künstler wurde Huber durch den St. Leopold Friedenspreis aufmerksam, der auch aktuell und noch bis 16. April ausgeschrieben ist. Er wird zum achten Mal vom Stift Klosterneuburg vergeben und ist mit 12.000 Euro dotiert. Gesucht werden Werke, die sich kritisch mit humanen und gesellschaftspolitischen Themen auseinandersetzen, diesmal hat man sich als Motto "Die Zeit wird uns gegeben und wir formen die Zeit" gewählt -nach dem Buch Kohelet und dem Zitat "Alles hat seine Stunde ...". Im September wird der Gewinner gekürt und eine Ausstellung gestartet, die ausgewählte Arbeiten zeigt.

Siegerwerke werden in die Sammlung aufgenommen, doch auch andere Einreicher wurden angekauft. Gerd Paulicke ist ein solcher, er hat den Friedenspreis noch nie gewonnen, ist aber stark in der Galerie vertreten. Neben dem eingangs erwähnten sticht das Werk "Notausgang" ins Auge, in dem er ein ebensolches Schild als zeitgenössisches Auferstehungsbild interpretiert.

Eng mit dem Stift verbunden ist die Auftrags-Reihe "Handscapes" von Angela Andorrer, in der die Klosterneuburger Künstlerin Handflächen von Leuten bemalt und diese abstrakten Bilder fotografiert. "Sie schafft so persönliche Kartografien von Menschen und transportiert die Lebensthematik. Wir haben hier einige von Leuten hängen, die im Stift tätig sind", so Huber.

Ein eigener Raum widmet sich den Stiftsgründern, dem heiligen Leopold und seiner Frau Agnes. Das von einem Kollektiv um Michèle Karbassioun geschaffene "Velum Agnetis" ist ein Baumwollgewebe, das durch Plastination steht und eine Frauenfigur nachbildet -angelehnt an die Schleierlegende, die sich rund um die Gründung des Stifts rankt. Mit all diesen Werken möchte man Diskussionen anregen, so Huber: "Kunst ist ein gutes Medium, Menschen, auch nicht gläubige, in Diskussionen über Kirche und Gott zu verwickeln." Einer der Gründungsgedanken des Stifts lebt bis heute fort.

Galerie der Moderne Im Stiftsmuseum Klosterneuburg Sa, So, Feiertag 14 -16 Uhr, ab 1.5. bis 17 Uhr, www.stift-klosterneuburg.at

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