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Grazer Ausstellungen
Franz Rogier ist ein Maler von internationalem Format. Der Grazer Künstler, der nach Lehrjahren an der heimischen Kunstgewerbeschule bei Mestrovič in Agram, später bei Bodmer in Basel studiert hatte, schloß sich dann den Schweizer „Surrealisten 33“ an und zeigt jetzt, nach mehrfachen in- und ausländischen Erfolgen, einen instruktiven Querschnitt durch sein Schaffen in der Grazer Neuen Galerie. Der heute Sechsunddreißigjährige ist ein souveräner Beherrscher der Technik, die malerischen Mittel handhabt er mit ausgesprochener, fast schon effektvoller Eleganz. Er ist Surrealist geblieben, aber sein früherer Stil hat allmählich immer mehr die Verfahrensweise der abstrakten Malerei in sich aufgenommen. So ergibt sich ein reizvolles Ineinanderwirken künstlerischen Möglichkeiten. Der Weg dieser Entwicklung ist sehr schön an zwei — „Insekten" betitelten — Bildern abzulesen, deren Entstehungszeit etwa ein Jahrzehnt auseinanderliegt: das eine Mal ist es reine surrealistische „Eingeweide“-Malerei, während im zweiten Bild der Vorstoß zur Vergeistigung, zur persönlichen Form vollzogen ist. Bei aller Ueberlegenheit dieser starken Künstlerpersönlichkeit, die ihren durchaus eigenen Weg geht, ist doch eine gewisse Kälte, eine Art seelischer Reserve nicht zu übersehen, dies besonders in dem fast schon erklügelt anmutenden Werk „Unterdrückung des Aufstandes 1956“. Das Porträt dieses hervorragenden Stilisten und bedeutenden Könners gewinnt einen unerwarteten Zug ins Liebenswert-Sympathische mit karikaturistischen Kleingraphiken voll schalkhaften Humors.
In der Jahresausstellung des „Werkbundes“ im Grazer Künstlerhaus finden sich einige sehr ansprechende und bemerkenswerte Arbeiten. Die impo- nierendste Erscheinung in dieser Schau ist zweifellos die Wienerin Elisabeth Turolt, deren in Mailand preisgekrönte kleine Bronzeplastiken spannendste Vitalität bei stärkster .Reduktion auf das Wesentliche aufweisen. A. Silveris aus ernster Gesinnung gestalteten Kleinplastiken hingegen üben eine nahezu monumentale Wirkung aus; in ihnen sind technisches Können, Komposition und geistige Haltung zu bewundernswerter Einheit geworden. Unter den Arbeiten Werner Augustiners gefällt besonders ein heitere Ruhe und zarte Gelassenheit ausströmendes Bild „Paestum", Pipo Peteln zeigt eine Reihe von Monotypien in Fronius-Nähe, in G. Kirschners Werken spürt man bei aller Umsetzung noch immer das persönliche Erlebnis, Elisabeth Kiß gelingen bestechende farbige Partien. Von R. Spohn sieht man eine große Zahl manchmal etwas äußerlich-virtuoser Federzeichnungen, Richard Larsenson malt leichte, problemlose Impressionen. Die Stärke des Wiener Gastes Leopold Birstinger scheint mehr auf dem Gebiet der Landschaftsmalerei als in der figuralen Komposition zu liegen. Der Photograph Eckhart Schuster bestätigt mit seinen — abstrakten Kompositionen gleichenden — Mikrophotographien die Ergebnisse der modernen Graphik.
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