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Große österreichische Kunst
In die Saalflucht der Hofburg, die bisnun dem Kunsthistorischen Museum gewissermaßen als Auslage gedient hat, ist eine neue Ausstellung eingezogen, die einen „Blick auf die hohe Kunst Österreichs von der Gotik „ bis Klimt” bietet.
Diese Bilder und Plastiken stammen zum Teil aus den Sammlungen des Belvederes, die der schweren Kriegsschäden halber dem Publikum vorläufig nicht geöffnet werden können, zum anderen Teil aus den Beständen des Kunsthistorischen Mu s eu-ms,- das ja, obwohl die Wiederherstellungsarbeiten weit, fortgeschritten sind, noch immer an Platzmangel leidet. Aus der Not an Aus- Stellungsräumen hat man eine Tugend zu machen verstanden, eine Schau nämlich, die in repräsentativem Rahmen an sorgfältig ausgesuchten Beispielen ein umfassendes Bild, der in vielen Epochen höchst glanzvollen Kunst unseres Landes bietet. Durchaus denkbar, daß hier der Grundstock zu dem lange geplanten und sehr wünschenswerten , Museum österreichischer Kunst geschaffen worden ist.
Unmöglich, auf kleinem Raume der Viel-; falt von Meisterwerken durch eine Beschreibung Gerechtigkeit angedeihen lassen zu wollen. Begnügen wir uns damit, die wichtigsten, übrigens ziemlich scharf abgegrenzten Perioden, zu bezeichnen, in denen die österreichische Kunst der Vergangenheit ihre Höhepunkte erlebte: da ist die erste Hälfte, des 15. Jahrhunderts in zahllosen Tafelbildern noch anonymer Meister vertreten, denen man das heitere Staunen ansieht, mit dem diese Zeit die Welt der Realität und des Natürlichen entdeckt. Das Ende des Jahrhunderts bildet sich in den Figuren Michael Pachers und seines Kreises ab: harte und qualvolle Ekstasen. Nur wenige Jahrzehnte, um 1530 und in den Werken der Donauschule, stößt das so lange gebändigte, von der Spätgotik noch mühsam zurückgehaltene Naturgefühl endgültig durch, barock bewegt, elementar, fast expressionistisch. Renaissance und Gotik stoßen hier zusammen wie Feuer und Wasser.
Lange Zeit tritt nun die österreichische Kunst in den Schatten. Erst an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert bricht sie wieder hervor; die österreichische Architektur ist nun für einige Jahrzehnte auch die europäische Architektur, und von ihr fällt ein Abglanz auf die Malerei, die Plastik. Und das Barock, wieder eine Phase der Begeisterung, der Ekstase, wirkt weit nach in die Biedermeiermalerei, bis Anton R o m a k o, nicht von Makart oder Canon zu reden.
Auch aus dieser sehr flüchtigen Rückschau auf fünf Jahrhunderte läßt sich nur eine Lehre ziehen, die nämlich, daß die österreichische Kunst keineswegs nur dem Vergnüglich-Spielerischen zuneigt, das ihr mürrische Kritikaster so gerne zuschreiben — sondern daß sie ganz im Gegenteil stets in den Epochen großer Erregtheit oder der Kulturwenden hervortrat, und in den anderen, den gesicherten und saturierten Phasen der Entwicklung, sich zurückzog.
Die Ausstellung in der Hofburg ist schön und umfangreich. Man darf dankbar sein für sie.
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