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Großes Erbe und neue Versuche

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Albertina, Wien I, Augustinerstraße 1: Rembrandt- Ausstellung im 350. Geburtsjahr des Meisters. 149 Handzeichnungen, 133 Radierungen.

Wohl die bedeutendste Ausstellung in diesem Herbst in Wien, und die schönste dazu. Die Albertina hatte aus ihren Beständen eine Reihe von Blättern für die Ausstellungen zu Ehren des Meisters in Amsterdam, Rotterdam und Stockholm zur Verfügung gestellt. Nun beschließt sie mit einer würdigen Schau von 282 Handzeichnungen und Radierungen das Rembrandt-Jahr und kann ihrerseits ergänzende Leihgaben aus den Museen der genann-ten Städte zeigen.

Die Handzeichnungen haben fast alle kleines, schmales Format. Als Instrument diente Rembrandt neben Kreide und Rötel die Kiel-, in späteren Jahren die Rohrfeder, mit dunkelbraunem Bister. Meist sind die Blätter mit Bister und Tusche laviert, Deckweiß ist aufgesetzt. Die Landschaftsstudien zeigen Windmühlen und kleine Weiler, Flüsse und Zugbrücken, Bauernhäuser mit Bäumen und Vieh, Straßen und menschliche Figuren. Aus wenigen Strichen und der Abstufung der Tonwerte zwischen hell und dunkel entsteht die ganze. Weite der Welt im Bild der Niederlande vor drei Jahrhunderten. Daneben die Blätter zu biblischen Stoffen, aus innerer Anschauung gewachsen. In der Radierung bediente sich Rembrandt mit den Jahren immer mehr neben der Aetzung der KaltnadeL Die Themen sind im wesentlichen dieselben wie bei den Handzeichnungen. — Erfreulich der starke Publikumsandraug.

Secession, Wien I, Friedrichstraße 12: Das gute Bild für jeden. Veranstaltet vom Kulturamt der Stadt Wien.

Auch heuer hat diese Verkaufsausstellung der bildenden Künstler einen großen Erfolg: In den ersten Tagen wurden bereits 165 Bilder verkauft. Die Preise sind auch wirklich nicht hoch: Aquarelle kosten höchstens 400 Schilling, Graphiken höchstens 300 Schilling. Dieses Jahr verdient die Ausstellung ihren Namen „Das gute Bild für jeden“ in stärkerem Maße als bisher: hat doch nach der Ju-rierung durch die einzelnen Künstlervereinigungen in der Secession noch eine einheitliche Schlußjury getagt, die die schwächsten angebotenen Blätter ausschied; daß auch sie einigen Bildern von Wirtshausqualität das Eindringen nicht verwehren konnte, wird halbwegs dadurch aufgewogen, daß man diese verschämt in den hintersten Winkel hängte. Von den bekannteren Malern sieht man zum Großteil neuere, oft sehr reizvolle Arbeiten. Ein Anlaß mehr, einiges davon zu erwerben. — Einige der Künstler haben sich bereit erklärt, den Erlös aus eventuellen Bildankäufen der Ungarnhilfe zur Verfügung zu stellen. * '

Galerie St. Stephan, Wien I, Grünanger-gssse 1: Weihnachtsausstellung.

Auch eine Verkaufsausstellung, aber eine sehr exklusive und. mit zuweilen bedeutend höheren Preisen; das gute Bild für den Kenner. Zugleich ein Einblick in das Fortschreiten einiger vielversprechender jüngerer Künstler: Mikl gewinnt konsequent an Niveau, Markus Prachensky marschiert knapp hinterdrein, Hollegha hat zu seinen Zeichen einen starken Farbsinn entwickelt, Fruhmann überrascht immer wieder durch die Neuartigkeit abstrakter Kompositionen. Er ist einer der wenigen Abstrakten, bei denen einem nie langweilig wird. Fritz Hundertwasser gerät aus dem Naiven immer mehr in ein Reich dekorativer Strukturen, das entfernt an Klimt erinnert, aber abstrakter ist; er hat sicher noch nicht sein Ziel erreicht. Bei Arnulf Rainer gibt es schon seit Jahr und Tag nichts Neues. Gut vertreten sind die Arrivierten: Lehmden, Moldovan, Absolon, auch Hutter mit seinen mit Akr,jbje .und meisterlicher Routine gemalten Menschengärten. Dazu noch neue, sehr starke Plastiken von Bertoni und Hoflehner: eine vielsagende Uebersicht und ein kleiner Rechenschaftsbericht über das Werk junger Künstler. •

Naturhistorisches Museum, Wien I, Maria-Theresien-Platz: Sonderausstellung „D i e amerikanische Erde“.

Auf vierzehn großen Tafeln mit durchweg prachtvollen Landschaftsaufnahmen, ergänzt durch Minerale, Muscheln, Stachelschnecken, präparierte Fische, Vögel, Prärie- und Bergtiere aus Museumsbeständen wird Reichtum und Vielfalt der amerikanischen Erde und ihrer Hervorbringungen demonstriert: vom Mammutbaum mit seinen armlangen Zapfen bis zu Bison und Baribal... Das Wesentlichste: Erde wird als Erbe begriffen. Es genügt nicht, wenn der Zeit, da das Land noch unerschlossene Wildnis war, nachgetrauert wird; es kommt darauf an, es heute nicht sinnlos auszubeuten, sondern fruchtbar zu erhalten, Reservationen und Nationalparks zu schaffen, den Boden für die Zukunft zu konservieren. Solche Bestrebungen dienen nicht nur dem einzelnen, dem sie die Möglichkeiten eines intensiveren Naturerlebnisses geben, sondern der gesamten Volkswirtschaft.

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