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Gute Bilder für jedermann

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Es ist nldit Aufgabe der Kritik, Verkaufsreklame für Kunstwerke zu madieii. Dennoch: wer es sich leisten kann, vierhundert Schilling für Weihnachtsgeschenke auszugeben, der sollte die Hälfte dieser Summe zu einem Ankauf in der Künslerhausausstel-lung „Das gute Bild für jeden“ verwenden. Das Raihausamt für Kultur und Volksbildung hat dort unzählige Graphiken, Pastelle und WssserfarbenblÄtter an die Winde gehängt und dabei alle namhaften Wiener Kunstvereinigungen, ob konservativ, ob avantgardistisch, zu Worte kommen lassen. Die Blätter sind teilweise ausgezeichnet, die Preise dem Anlaß zuliebe mit je zweihundert Schilling für eine Graphik und hödistens dreihundert Schilling für Aquarelle und Pastelle festgesetzt worden. Hier ergibt sich 6omit die Möglichkeit, auf direktem Wege Kumt zu fördern, indem man sie kauft. Die Preise sind durchschnittlichen Gehältern und Weihnachtsremunerationen durdiaus angemessen, für künstlerisdie Qualität wurde ebenso wie für jeden Geschmack gesorgt. Der Eintritt ins Künstlerhaus ist frei.

Nach der erfreulidien Herbstexposition sieht die vorweihnachtliche Verkaufsausstellung des Künstlerhauses selbst einigermaßen konventionell aus. Doch hat Kart Molt hübsche Aquarelle, Paul Meissner wieder eines seiner kräftigen Bildnisse und Siegfried Fischer eine bezaubernde kleine Landschaft vorzuzeigen, die nicht nut seine zwei anderen Arbeiten übertrifft; Heinrich Krause ist dank eines Blumenstückes zu erwähnen, Karl Maria Mays Porträts sind wie die immer angenehmen Landschaften Miller-Hauen-fels' und Herberl Paß' hervorzuheben, ein schöner Porträtkopf Erich P i e 1 e r s darf nicht übergangen werden.

Dem Sterrer-Schliler Adolf Ch. Winternitz hat das Künstlerhaus, ehr zu seinem Vorteil, den großen französischen Saal für eine Kollektivschau zur Verfügung, gestellt. Winternitz lebt seit zehn Jahren in Peru, dessen Kunstlsben er nachhaltig beeinflußt haben dürfte. So hat er in Lima eine der päpstlichen Universität angegliederte Kunstakademie gegründet und eine in eigenwilliger Technik arbeitende Mosaiksdiule ins Leben gerufen. Als Meier ist er durch und durch Expressionist und ohne weiteres zu der Gruppe österreichischer .Farbdynamiker“ zu rechnen, die in der neueren Malerei unseres Landes eine so große Rolle spielen, über die Ausdrucks- und Symbolkraft der Farbe gut Besdieid wissend, ist Winternitz höchst ernsthaft um die zeitentsprechende Gestaltung religiöser Themata bemüht, wie einige seiner packenden Bilder beweisen; in sehr bewegten und farbigen Landschaften leistet er Bedeutendes, während seine Bildnisse dagegen etwas abfallen. Man freut sich, diesen Künstler Wiedel in Wien begrüßen zu dürfen.

Die im Rahmen der „österreichischen Kul-tunvoche“ stattfindenden Ausstellungen im Liechtensteinpalais (Wien IX) wollen, nadi eigener Angabe, nicht als repräsentativ gelten. Sie sind es auch nicht: eine Anzahl von Aquarellen stammt zwar von bekannten Künstlern, ist jedoch nicht deren Bestes. Eine Plakatschau nimmt sich deplaciert aus, die Sonderschau „Sport und Kultur“ legt immerhin einige sauber und geschmackvoll gearbeitete Sportpreise vor. Bleiben also noch die einfallsreichen Arrangements der Modeschule Hetzendorf, die mit geringem Aufwand ein Höchstmaß an modischer und ästhetischer Wirkung eneichen.

Etwa fünfundzwanzig englische Künstler sind in der Farblithographie-Ausstellung der Galerie Würthle vertreten! aber man mödite beim ersten Blick meinen, daß man das Oeuvre eines einzigen vor sidi hat; die Verwandtschaft der künstlerischen Absichten, die sich in diesen Blättern ausdrückt, bleibt auch dann noch erstaunlich, wenn man annimmt, daß die gesdimack-sicheren Arrangeure der kleinen Ausstellung mit Absicht eine gewisse Einheillichkeit verleihen wollten. — Die französischen Vorbilder von Bracque bis Picasso liegen klar zutage, aber sie erscheinen in diesen technisch außerordentlich gut gearbeiteten Blättern in einen anderen, und zwar in einen spezifisch englischen Stil übersetzt, einen Stil, der sich durdi eine höchst selbstsichere und zugleidi taktvolle Eleganz auszeichnet; die französische Abstraktion vermisdit sich mit der englischen Tendenz zur Stilisierung, das Picasso-Motiv wird in Lilienähnliches verwandelt, Appelle an die Dämonen verklingen in Anrufe an ätherische Geister. Das alles hat bedeutende ästhetische Reize und schafft eine Atmosphäre kühler Freundlichkeit, ist Kunst, die nicht verletzt und nicht heilt, aber doch den Vorzug genießt, kostbar zu sein.

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