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Impressionisten aus dem Pariser Musée d'Orsay im Wiener Leopold Museum.

Um es gleich vorweg zu sagen: es ist nicht in jedem Museum, auf dem außen Impressionismus drauf steht, innen alles voll gehängt mit impressionistischer Malerei. Dieser Umstand kann aber einem Museum auch zur Ehre gereichen, dann nämlich, wenn - wie momentan in der Sammlung Leopold - eine Ausstellung unmittelbar vor Augen führt, dass derartige Zuordnungen unter Schlagwörter immer gewagt bleiben. So entschloss man sich dort, neben dem relativ engen Kreis von Malerei, die "klassisch" impressionistisch zu nennen ist, auch jene Vertreter zu zeigen, die als direkter Vorbereiter, als zeitgleiche Parallelkämpfer, als Spezialfälle innerhalb der impressionistischen Strömung und auch als deren Ausläufer in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts für Aufsehen gesorgt haben. Ein Aufsehen, das eine dermaßen gewaltige Aufbruchstimmung in Gang brachte, dass sie die Kunst der nächsten hundert Jahre mit Impulsen versorgte. Eine Aufbruchstimmung, die bis in diese Ausstellung hinein klar macht, dass die Schubladen mit den Schlagwörtern drauf die Kunst niemals fassen können.

Alles kann zum Bild werden

Als die Vorläufer der Impressionisten damit begannen, den Wald von Fontainebleau als ein bevorzugtes Motiv zu verwenden, leiteten sie damit einen fundamentalen Wandel in der europäischen Malerei ein. Was bisher als zu belanglos galt, wurde nun sukzessive mit Bildwürdigkeit ausgestattet: ob das Bäuerinnen beim Angelusläuten sind, Parkettschleifer bei der Arbeit, ein ohne Beiwerk ins Bild gesetzter Pfeifer oder einfach die Landschaft als Landschaft, der Weg hin zum autonomen Bild wurde damit begonnen.

1852 malte Camille Corot das erste Ölbild völlig in freier Natur - so weit man eine derartige Behauptung überhaupt nachweisen kann; seine ausschließlich direkt vor der Natur erledigte Arbeit, das klare Beleuchtungslicht und die damit entstehende neue Form von so etwas wie Realismus revolutionierte den Blick der Künstler. Kein Pathos und keine angelernten Bildkonventionen störten mehr die Schilderung, das Nicht-Erfundene wurde das neue Ziel der Malerei.

Diese Entwicklung der Malerei wurde einerseits durch die aufkommenden Naturwissenschaften, die eine ähnliche neutrale Blickvorstellung hatten, begleitet, andererseits aber auch durch Erfindungen die technische Ausstattung der Maler betreffend: So gab es ab damals grundierte Leinwände zu kaufen, die man einfach unter den Ärmel klemmen und in die Wildnis mitnehmen konnte; ähnlich vorteilhaft wirkte sich die Einführung der Zinntube als Farbentransportmittel aus; schließlich kamen auch immer mehr Farbtöne auf den Markt und da durch die industrielle Produktion alles erschwinglicher wurde, stieg auch die Experimentierfreude der Künstler an.

Bars und Pferde

Die neuen Künstler unterliefen das althergebrachte Modell der Präsentation, den Salon. In ihrem "Salon der Zurückgewiesenen" stellte Manet 1863 sein Frühstück im Grünen aus, wahrlich ein Skandalbild mit der nackten Frau im Kreis der bekleideten Männer. Die neuen Künstler ersetzten nicht nur die altehrwürdigen Motive durch die Dokumentation ihrer Welt der Bars, der Ausflugsziele für den Sonntagnachmittag oder der Pferderennbahn. Sie taten dies auch mit dem Mut zur Ausschnitthaftigkeit, indem sie ihre Bildgegenstände unvermittelt beschnitten. Und ihr Blick nahm auch die neue Geschwindigkeit des Industriezeitalters in ihre Bildfindungen auf. So beschrieb Guy de Maupassant das neue Sehen als einen Blick aus der fahrenden Eisenbahn. Steht man dann vor einem der "Serienbilder", die Monet von der Kathedrale von Rouen zum Beispiel anfertigte, sieht man die Schauprobleme eines Zeitgenossen unserer Tage bereits damals behandelt.

Impressionisten aus dem

Pariser Musée d'Orsay

Leopold Museum

Museumsplatz 1 im MQ, 1070 Wien

Bis 30. 1. 2006 Mi-Mo 10-19,

Do 10- 21, Feiertage 10-19 Uhr

Katalog: Impressionisten aus dem

Pariser Musée d'Orsay. Wien 2005,

160 Seiten, e 24,90

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