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Höhepunkt und Ausklang
mann, der bekannte Publizist Dr. Robert Jungk, NR Karl Czernetz, Dr. Simon Koller, Gesandter in Budapest, Prof. Dr. S. Sagoroff, Direktor des Instituts für höhere Studien, und Prof. Dr. H. Zemanek, Technische Hochschule.
Um allen Zuhörern bei den Europagesprächen der Stadt Wien die Diskussionen leichter verständlich ziu machen, werden auch diesmal sämtliche Referate durch Simultandolmetscher übersetzt. Die Vorträge selbst sind frei zugänglich; die Platzkarten sind unentgeltlich im Büro der Rundfahrt „Neues Wien“, Rathaus, Eingang Lichtenfelsgasse, erhältlich.
Ich bin überzeugt, daß auch die 8. Europagespräche der Stadt Wien, die sich mit Ost-
West-Problemen befassen und bei denen die besondere Stellung Wiens im europäischen Raum zweifelsohne Ausdruck finden wird, wieder von zahlreichen Besuchern gehört werden. Ich bin darüber hinaus überzeugt, daß niemand, wie schon bei den vergangenen Europagesprächen, sich der besonderen Atmosphäre und dem Reiz dieser Veranstaltung entziehen kann. Gerade der Boden unserer Stadt ist ja besonders prädestiniert für die Abhaltung dieser Europagespräche, und ich glaube schon jetzt all unseren Besuchern versichern zu können, daß gerade das Thema der kommenden Diskussionen für jeden einzelnen von uns von großer Bedeutung ist.
Die Wiener Fastwochen unterscheiden sich von allen übrigen Festivals durch eine besonders liebenswerte und heute seltene Eigenart: sie sind keine Touristenfestspiele! Hier gibt sich eine Stadt, zum Abschluß und Höhepunkt einer ohnehin schon reichhaltigen Saison, selbst ein Fest. Und die ausländischen Gäste kommen in diese im Frühsommer ja besonders schöne Stadt, nicht um au dominieren, sondern um mitzuerleben, wie das Wiener Publikum Kunst erlebt, um sich einzureihen in diese große und fast sprichwörtlich weil zum Kriterium gewordene Zuhörerschaft.
Diese Tatsache gab von allem Anfang an und gibt noch heute dem Programm der Wiener Festwochen ein eigenes Gesicht. Kommen andere Festivals auf 100 bis 130 Veranstaltungen, die sie ihnam Publikum anbieten, so finden in Wien in der Zeit und in Verbindung mit den Festwochen fast 1000 Veranstaltungen statt. Ungefähr die Hälfte davon werden von den Wiener Gemeindebezirken durchgeführt, die sich damit im kleineren Rahmen dem allgemeinen Anliegen anschließen. Der andere Teil aber wird von den großen, weltbekannten Wiener Kulturinsti-tuten bestritten, von den Opern und Sprechbühnen sowie den musikalischen Institutionen, die jedes Jahr abwechselnd ihr internationales Musikfest durchführen. Auch die bildende Kunst ist in Museen, Ausstellungsräumen und Galerien reichhaltig vertreten.
Um nun gegenüber dem ohnehin schon großen Angebot in allen Sparten einen be-
sonderen Akzent zju setzen, wurde in den letzten Jahren mehr und mehr versucht, dem Gesamtkonzept ein gemeinsames Motto zu unterlegen. Direktor Dr. Hilbert, der Initiator dieser Idee, hat dies anläßlich der besonders glücklichen Themenwahl des Vorjahres ganz klar ausgedrückt: „Bei der Veranstaltung von Festspielen muß der Geist das Programm bestimmen, dann wird auch das Programm den Geist erkennen lassen.“ Dieses Motto soll folgerichtig keine, wie vielfach befürchtet wurde, Zwangsjacke sein, die die Erstellung eines vielfältigen Programmes willkürlich einengt, sondern im Gegenteil ein Leitfaden, ein Gerüst für den Veranstalter wie für das Publikum, in dem sich bekannte wie unbekannte Werke unter einem interessanten anderen Blickwinkel zusammenfassen lassen.
Das Motto der Wiener Festwochen 1965, „Kunst in Freiheit“, setzt die großen Gedenktage dieses Jahres in einer Österreich angemessenen Art fort. Wien begrüßt die künstlerischen Sendboten der Nationen, die mit Österreichs jüngster Geschichte durch Befreiung und Staatsvertrag historisch verbunden sind. Werke, Ensembles und Solisten dieser Nationen wie Österreichs treffen sich im Theater wie im Konzertsaal zu einem Symposium der Kunst, das Wien alte und neue Situation wieder unter Beweis stellt: als traditionelle Kulturstätte Mittler zu sein zwischen West und Ost. Diesem großen verpflichtenden Auftrag weiterhin gerecht zu werden, wird das besondere Bemühen der Wiener Festwochen sein.
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